Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
daß er in der kommenden Woche mit Ince einen Film im Tal des Todes drehen würde.
    »Sie werden mir fehlen.« Sie wollte ihm keinen Zweifel über ihre Gefühle lassen.
    »Sie mir auch. Sie sind ein richtiger Kumpel.«
    »Ein Kumpel? Ist das alles?«
    Loys Gesicht nahm einen todernsten Ausdruck an. »Zum Teufel, ich bin nicht in der Lage, einer Frau etwas anderes zu bieten, und war es nie.«
    »Nicht willens, wollten Sie wohl sagen. Sie wollen keine Bindung eingehen.«
    Er schlug mit dem Cowboy-Hut leicht gegen sein Bein. »Sie haben mich durchschaut.« Er legte den Hut auf das Verandageländer, packte sie sanft bei den Schultern. »Ich möchte, daß alles so bleibt, wie es jetzt ist, Fritzi.«
    »Nun«, begann sie mutig und keck, »Sie wissen ja, was man über einen halben Laib Brot sagt. Den halben nehme ich morgen. Aber heute . « Sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn mit einer Leidenschaft, die gegen jeden Anstand verstieß. Einen kurzen Augenblick lang versteifte er sich. Dann schlang er die Arme um ihre Taille, zog sie näher an sich und erwiderte ihren Kuß.
    »Whouw«, stieß er aus, als sie einander losließen. »Noch so einen, und ich sitze wirklich in der Bredouille.« Er griff nach seinem Hut. »Wir sehen uns, wenn ich zurück bin.«
    »Ich hoffe, das ist ein Versprechen.« Ihr Herz raste. Bei der Umarmung hatte sich ihre Frisur gelöst, blonde Strähnen hingen ihr übers Gesicht. Sie mußte schrecklich aussehen. Es war ihr egal. In seiner Gegenwart war alles unwichtig.
    »Aber klar«, sagte er in beiläufigem, fast teilnahmslosem Ton. Sie lehnte sich an den Verandapfosten; noch lange nachdem die roten Rücklichter seines Ford in der Dunkelheit verschwunden waren, spürte sie seine Arme um ihren Körper.
    Aus Terre Haute in Indiana traf ein unerwarteter und anfänglich beunruhigender Brief ein. Hobart war auf Tournee mit Julius Cäsar, als der Mittlere Westen von einer Hitzewelle heimgesucht wurde.
    »Die Hitze war so bestialisch, daß ich bei jeder Vorstellung gewiß mehrere Pfund abgenommen habe. Eines Abends schwanden gleichzeitig meine Knie und mein Bewußtsein. Die Ärzte behaupten, es sei kein gewöhnlicher Hitzschlag, sondern ein Herzanfall gewesen, den ich glücklicherweise überlebt hätte. Ich werde also meine mindestens drei Wochen lange Genesung in diesem Tal ländlicher Spießbürger antreten. Die Genesung könnte sich allerdings als schrecklicher erweisen als die Krankheit!«
    Fritzi telegraphierte sofort an einen Floristen in Terre Haute und bestellte einen großen Strauß, der Hobart zusammen mit einer Grußkarte zugestellt werden sollte. Darauf beschwor sie den alten Schauspieler, sich zu schonen, bald wieder gesund zu werden und sich mit dem Gedanken anzufreunden, bei erstbester Gelegenheit nach Hollywood zu kommen.
    Liberty zeigte Fritzis neuen Film vorab in einem anderen Filmtheater, dem Arcade am South Broadway. Alexander Pantages, der Betreiber eines großen Varietés, hatte dieses Theater bauen und seinen Namen in schmiedeeisernen Lettern an der Wand über der Markise anbringen lassen. Daraus war 1910 das Arcade geworden, wo nun Filme gezeigt wurden. Der Zuschauerraum erinnerte mit seinen Seitenlogen und den Rampenlichtern an einen englischen Tanzpalast.
    Dem Zweispuler folgte einer der Western von Ince mit dem Titel Wüstengold. Loy trat als Mitglied einer Bande von Gesetzlosen auf, wenngleich nur in der Totalen und somit unkenntlich.
    Selbst Fritzi hätte ihn nicht erkannt, wenn Loy nicht gesagt hätte, welcher der Banditen er war. Sie saß zu seiner Rechten, Eddie und Rita saßen auf der anderen Seite. Loy hatte sich feingemacht, sein langes Haar war geschnitten, seine Stiefel glänzten.
    Das Publikum liebte die spannenden Western und applaudierte beim Abspann dementsprechend. Fritzis Magen verkrampfte sich, als der nächste Titel auf der Leinwand erschien:
    LIBERTY
    Pictures International präsentiert:
    Die wilde Nell
    Regie: Edw. B. Hearn
    Fritzis Hand packte instinktiv Loys rechten Arm. »Ich hab’ Angst.«
    »Psst, wird schon nicht so schlimm werden.« Er legte seine linke Hand auf die ihre und drückte sie sanft. Sie starrte auf die flimmernde Leinwand.
    Jede Szene kannte sie in- und auswendig. Beim Anblick ihres eigenen Gesichts zuckte sie hin und wieder zusammen, aber das Publikum lachte an den richtigen Stellen. Eddie hörte nicht auf, seinen Kommentar flüsternd mitzuteilen. »Zu schnell. Ganz gut. Das hätten wir noch mal drehen sollen.« Großes

Weitere Kostenlose Bücher