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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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kam herbeigeflogen, stieß herab und hielt Ausschau nach übriggebliebenen Krumen. Loy lehnte sich auf seinen Ellbogen zurück, die Pfeife zwischen den Zähnen, und blickte aus zusammengekniffenen Augen hinaus aufs Meer. Sie wollte ihn so sehr, daß sie körperlichen Schmerz empfand. Heute hatte sie ihre Polstereinlagen zu Hause gelassen, weil sie gehofft hatte, daß ... Ihr war klar, daß die Initiative von ihr ausgehen mußte.
    »Loy.«
    »Mmmm.«
    »Danke, daß du mich hierhergebracht hast.« Sie erhob sich auf die Knie, legte die rechte Hand auf seine Schulter. Er legte die Pfeife auf einen flachen Stein. Sie küßte ihn, öffnete ihren Mund gerade weit genug, damit ihre Zunge die seine berührte. »Danke für den schönenTag.«
    Er schlang einen Arm um sie, preßte sie hart an sich und erwiderte ihren Kuß mit der gleichen Leidenschaft. Fritzi zitterte. Sie hielt die Augen geschlossen. Sie spürte, wie ihr Haar um ihre Ohren flog und sein Gesicht streichelte. Er roch nach Salzwasser und Tabak. Am liebsten hätte sie ihn nach unten gezogen, auf sich, in sich, ihm gezeigt, wie sehr sie ihn liebte ...
    Er löste sich aus der Umarmung. Tätschelte ihren Rücken, wandte ihr schnell, fast entschuldigend den Blick zu. Dann griff er nach seiner Pfeife auf dem Stein, steckte sie sich in den Mund und zündete ein weiteres Streichholz an. Die Seemöwe kehrte zurück und drehte enttäuscht wieder ab.
    Fritzi berührte ihn am Arm. »Du weißt, was ich für dich empfinde.«
    »Ich kann es mir ziemlich gut vorstellen.«
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Es ist ja wohl offensichtlich. Fehlt nur noch, daß ich jemanden dafür bezahle, damit er mit einem Schild durch die Gegend läuft, worauf es schwarz auf weiß steht. Wahrscheinlich glaubst du, ich sei leicht zu haben.«
    »Ich glaube, daß du ein Schatz bist. Ein bißchen moderner, als ich es gewöhnt bin, aber eine ganz besondere Frau. Ich wußte es sofort, als wir uns zum ersten Mal sahen. Meine Gefühle für dich sind genauso stark. Ich möchte, daß wir für immer Freunde bleiben.«
    »Freunde. Immer dieses eine Wort.«
    Er blieb einen Augenblick lang stumm. »Etwas anderes kann es nicht sein.«
    »Warum nicht? Weil du ein Vagabund bist und alle paar Monate woanders hinziehen mußt? Das ist mir egal. Von mir aus kannst du zum Südpol wandern, zur chinesischen Mauer, sonstwohin. Du kannst sogar ein Jahr wegbleiben, wenn du nur zu mir zurückkommst.«
    Er richtete den Blick wieder auf das Meer hinaus, seine Augen waren traurig. »Es steckt mehr dahinter als nur der Wandertrieb. Ich kann mich nirgends niederlassen, nicht einmal, wenn ich wollte. Ich habe nur auf den richtigen Moment gewartet, um es dir zu sagen.«
    Sie fröstelte plötzlich, als sie sich zurücklehnte. Ihre Hände zitterten.
    »Ich bin aus Texas weg, weil ich weg mußte. Ich habe keinen ruhigen Schlaf, hier nicht, nirgends. Im Gefängnis von Bailey County -um genau zu sein, in allen texanischen Gefängnissen - hängt ein Steckbrief mit meinem Bild. Ich habe einen Mann getötet.«
    Es war wie ein Erdbeben. »O mein Gott. Wie ist das passiert? Wer war es?«
    »Die Umstände brauchen dich nicht zu kümmern. So weißt du von nichts, wenn jemand mal Fragen stellen sollte.«
    Sie sprang auf und rannte weg. Er kam ebenfalls auf die Beine und eilte ihr mit großen Schritten nach. Sein Gesicht schien verschmiert, als stünde er hinter einem regennassen Fenster. Bitte, lieber Gott, ich will jetzt nicht losheulen.
    Im Licht der untergehenden Sonne schien der Pazifik plötzlich von giftigem Rot zu sein. Der Wind, der vom Meer herüberwehte, war kalt. Sie fuhr sich mit der Hand vor die Augen.
    »Du willst es mir nicht erzählen?«
    »Irgendwann vielleicht.«
    »Ich glaube, wir sollten zusammenpacken.«
    »Klar doch. Kann ich dich trotzdem weiterhin sehen? Ich will dich nicht bedrängen, aber ich würde mich sehr freuen.«
    »Ich soll also warten, bis du irgendwann auftauchst«, erwiderte sie bitter, »ein Freund sein, der für dich da ist, wann immer du vom Himmel schneist?« Sie trommelte mit den Fäusten auf seine Brust. »Das ist viel verlangt.«
    »Aber vor ein paar Minuten hast du noch gesagt .«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber das war, bevor du mir von Texas erzählt hast. Jetzt müßte ich mich jedesmal, wenn du fortgehst, fragen, ob ich dich je wiedersehe oder von dir höre, außer vielleicht aus einem Gefängnis. Vielleicht würde ich auch nie wieder von dir hören. Was würden sie mit dir

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