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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kriegsverbrechen der Alliierten gelesen. Im besetzten Frankreich Cholera-Erreger in Brunnen. Französische Priester, die deutschen Soldaten Kaffee geben, der mit Strychnin versetzt ist.«
    »Und woher kommen die Geschichten, aus Berlin vielleicht?«
    Der General kam auf seinen Sohn zu. »Carl, würdest du bitte so freundlich sein und aufhören, unsere Gäste zu belästigen.«
    »Tut mir leid, Pa. Ich wollte ihm nur den Stand der Dinge klarmachen.«
    Leise, fast drohend, erklärte der General: »Ich glaube, du hast zuviel getrunken. Bitte wechsle das Thema.«
    Besorgt sah Fritzi, wie sich der Ausdruck auf dem Gesicht ihres Bruders veränderte, fast brutal wurde. »Wenn ich soweit bin, Papa. Also, Mingeldorf, ich fliege im Grunde ohnehin nur, weil’s mir Spaß macht. Und der Spaß bringt auch noch Geld.«
    Der General packte Carl an den Schultern und versuchte, ihn wegzuziehen. »Aber nicht doch«, sagte Carl und wollte ihn wegschubsen. Der General trat abrupt zur Seite, und plötzlich verlor Carl das Gleichgewicht. Seine Beine gaben nach, ungeschickt fiel er der Länge nach hin und schlug mit der Stirn auf dem glatten Boden auf. Die Umstehenden hielten die Luft an.
    Der General war leichenblaß. »Steh auf! Ich hab’ gesagt, steh auf«, herrschte er Carl an.
    Carls Kopf hob sich wenige Zentimeter vom Boden. Fritzi war entsetzt über den glasigen Ausdruck seiner Augen. Sie machte ein paar Schritte nach vorne, um ihm aufzuhelfen. Die Stimme ihres Vaters hallte wie ein Peitschenknall durch die Stille.
    »Laß ihn! Er verdient keine Hilfe.«
    Den Tränen nahe, trat Ilsa auf ihren Mann zu. »Joe, ich bitte dich ...«
    Er kehrte ihr den Rücken zu. Die Gäste verfolgten das Schauspiel verwirrt und teilweise schockiert.
    Fritzi und ihr Vater standen nur wenige Meter auseinander, Carl bildete die Spitze des Dreiecks. Das Gesicht des Generals hatte sich purpurrot verfärbt. Er und Fritzi starrten sich wortlos an. Carl versuchte kurz den Kopf zu heben, dann wurde er ohnmächtig. Fritzi trat näher.
    »Fritzi, rühr ihn nicht an!«
    »Wir können ihn doch nicht einfach so liegen lassen, Papa.«
    »Ich rufe den Hausmeister. Er kümmert sich um den Müll. Ich verbiete dir, ihm zu helfen.«
    Aber da kniete sie schon neben ihrem gestürzten Bruder.
    Ein trostloser Regen ging am Sonntag morgen, dem Friedenssonntag, nieder. Carl war noch vor Tagesanbruch verschwunden, ohne irgend jemandem Lebewohl zu sagen. Fritzis Zug nach Kalifornien ging um Viertel vor zwölf. Um halb elf trug Leopold ihr Gepäck nach unten. Sie folgte ihm. Unten traf sie den General und Ilsa an, beide im Sonntagsgewand auf dem Weg zur Kirche.
    Der Ausdruck auf dem Gesicht des Generals war streng. Er und Fritzi hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit sie ihm auf dem Fest getrotzt hatte. »Ich bin einer der Laien, der beim Elf-UhrGottesdienst vorliest«, sagte er jetzt, »deshalb können wir dich leider nicht begleiten. Aber Leopold wird dich zum Bahnhof fahren.«
    »Das ist wirklich nicht nötig. Ich kann mir ein Taxi nehmen.«
    »Mußt du mir denn in allem widersprechen, Fritzi? Leopold wird dich begleiten.«
    Seine zornigen Worte waren wie eine Ohrfeige. Sie holte tief Luft.
    »Gut, danke, Sir.«
    Sie umarmte die weinende Ilsa. Der General stand daneben, steif wie ein versteinerter Baum, als sie ihm einen Kuß auf die Wange drückte.
    »Es tut mir leid, Papa, wenn dich mein Besuch erzürnt hat. Wegen gestern abend .«
    »Reden wir nicht mehr davon.«
    Dafür denken wir daran, dachte sie bitter.
    »Wenn du dich je entschließen solltest, einen meiner Filme anzusehen, schreib mir bitte, und laß mich wissen, wie er dir gefallen hat.«
    »Das wird kaum möglich sein. Ich habe im Augenblick sehr viel zu tun. Auf Wiedersehen, Fritzi.«
    Plötzlich haßte sie diesen abscheulichen Krieg und die Verhärtung der Einstellungen, die er mit sich brachte. Sie war nach Hause gekommen, um den Bruch mit ihrem Vater zu kitten, aber sie hatte ihn nur noch schlimmer gemacht. Voller Verzweiflung verließ sie das Haus.
71. »DIE WAHRHEIT ODER GAR NICHTS«
    Das Bild erlosch, zurück blieb die strahlendweiße Leinwand. Lord Yorke schnippte mit den Fingern. Die in die Decke eingelassenen Lichter gingen an; der getäfelte Projektionsraum im Obergeschoß des Gebäudes gehörte zur Büroflucht.
    Paul und sein Arbeitgeber hatten sich die Hinrichtung durch Bajonette zweimal angesehen. Paul drückte seine Zigarre in einer der Messingurnen mit Sand aus, die zwischen den Ledersesseln

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