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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sie an, ohne etwas zu sagen.
    Das Abendessen wurde wie immer pünktlich um Viertel vor acht mit einem Gongschlag eingeläutet; es hatte sich nichts geändert. Mit hocherhobenem Kopf und gefrorenem Lächeln um den Mund schritt Fritzi auf das Speisezimmer zu, wobei sie ganz bewußt und ruhig atmete, um Kräfte zu sammeln. Im Türrahmen blieb sie stehen, enttäuscht, Joey, Carl und ihre Mutter, aber nicht den General zu sehen, obwohl sie von den Dienstboten erfahren hatte, daß er zu Hause war.
    »Dein Vater ist in seinem Arbeitszimmer«, antwortete Ilsa auf ihre unausgesprochene Frage. »Ich habe Leopold gebeten, ihm zu sagen, daß wir uns zu Tisch setzen.« Ilsa zerknüllte ein Spitzentaschentuch in der linken Hand. Fritzi bemerkte, daß ihre Knöchel weiß waren.
    Ilsa setzte sich auf ihren angestammten Platz am Ende des langen, schweren Eßtisches. Fritzi setzte sich auf die eine, Joe junior und Carl auf die andere Seite. Carl unterhielt sich angeregt mit seiner Mutter, während Joey auf seinem Stuhl lümmelte und den Eindruck erweckte, als wolle er jeden niederschlagen, der ihm zu nahe kam. Fritzi saß mit Blick auf ihre Brüder und die riesige Anrichte, über der das Yosemite-Gemälde von Bierstadt hing. Der Raum war genau so, wie sie ihn in Erinnerung hatte: altmodische Walnußtäfelung, massive Möbel, ein aufwendiger Kronleuchter, der vor langer Zeit von Gas auf elektrisches Licht umgestellt worden war.
    Sie hörte energische Schritte und erhob sich von ihrem Stuhl, ohne zu überlegen. Ihre Handflächen waren feucht, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Der General trat ein, schlank und gerade wie immer, obwohl Fritzi mit Erschrecken bemerkte, wie zerbrechlich er geworden war. Sein Schnurrbart und seine Koteletten waren gepflegt wie stets, aber sein weißes Haar war so schütter, daß die Kopfhaut durchschimmerte. Auf seinen Wangen lag eine ungesunde, cholerische Röte.
    »Guten Abend, Fritzi«, grüßte er mit einer leichten Verbeugung. Höflich, aber kalt. Automatisch machte sie einen Knicks, wie sie es als Kind von Ilsa gelernt hatte.
    »Papa, ich bin so froh, dich zu sehen.«
    Ein kurzes Flackern der Augen quittierte die Bemerkung. Er schritt auf die andere Seite des Tisches, an Carl und Joey vorbei, zu seinem Platz, einem hohen, thronähnlichen Stuhl. Kein Begrüßungskuß für sie - keine noch so kleine Geste väterlicher Zuneigung.
    Zwei Mädchen in schwarzen Kleidern und weißen Schürzen traten ein, um das Essen aufzutragen.
    »Ist es nicht wunderbar, daß Fritzi bei unserem Fest dabeisein wird, Joe?«
    »Sehr schön«, erwiderte er, während er sein Besteck zurechtrückte, indem er jedes Teil einen Millimeter oder zwei bewegte. »Ich hoffe, du bist bei guter Gesundheit, Fritzi.«
    Guter Gesundheit? War das alles, was ihm einfiel? Seine dürftige Anteilnahme machte sie wütend, aber es gelang ihr, ihre Wut hinunterzuschlucken.
    Mit gespielter Fröhlichkeit sagte Ilsa: »Sieht sie nicht gut aus, Joe? Sie ist sehr beschäftigt in Kalifornien mit .«
    »Mit diesen Filmen.« Zufrieden mit der Anordnung seines Bestecks, richtete er den Blick auf seine Tochter. Das Mißfallen, das sie spürte, war entsetzlich. »Ich habe noch keinen gesehen.«
    Errötend murmelte Fritzi: »Das macht nichts, Papa, es sind ja auch keine großen Dramen.«
    »Mir mißfällt, daß sich eine Frau vor Fremden ausstellt. Pauls Filme sind - sie geben wichtige Ereignisse wider. Sie sind wichtig und deshalb wertvoll.« Carl runzelte die Stirn. Der General fuhr fort: »Ich kann mir doch nicht ansehen, wie sich meine Tochter lächerlich macht. Ich bin nur dankbar, daß so wenige Leute in Chicago wissen, was du tust.«
    Joey lachte. »Pa, alle wissen es. Ihr neuer Film ist ein richtiger Renner.«
    »In der Brauerei hat niemand davon gesprochen.«
    »Zum Teufel, sie sind doch nicht dumm! Deine Meinung über Fritzis Beruf ist schließlich kein Geheimnis.«
    »Joey, ich wünschte, du würdest keine solchen Ausdrücke gebrauchen«, schalt Ilsa.
    »Er kennt nichts anderes, außer vielleicht seine kommunistischen Sprüche«, sagte der General kalt.
    »Viele Arbeiter bei Crown wissen, was das Schwesterchen macht«, gab Joey trotzig zurück, »und ihnen gefällt es. Lev Dunn aus der Abfüllabteilung hat mir erzählt, daß er Fritzi in Die wilde Nell gesehen und sich vor Lachen beinahe in die Hosen gemacht hat.«
    »Lev Dunn«, wiederholte der General. Fritzi fürchtete, der arme Mann würde nichts zu lachen haben. Die Spannung im Raum stieg. Die

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