Fremde Federn
Wo möchten Sie essen?«
Fritzi hatte sich bereits entschieden. »Im Palmengarten vom Alexandria.«
»In der Stadt? Wird Ihnen Eddie so lange freigeben?«
»Ich habe ihn noch nicht gefragt, aber ich bin sicher, daß er’s tun wird.«
B. B. legte den Kopf zur Seite und musterte sie mit wissendem Blick. »Ja, ja, ich habe das Gefühl, daß er alles tut, was Sie wollen. Ein Uhr im Büro von Al.«
Eddie hatte nichts dagegen, als sie ihn bat, sich zwei Stunden freinehmen zu dürfen. Kellys mexikanischer Chauffeur fuhr Fritzi und die beiden Männer ins Hotel Alexandria an der Ecke Sechste Straße, Spring Street. Kelly, der in seinem cremefarbenen Anzug richtig flott aussah, war außergewöhnlich umgänglich. »Ham Hayman hat mich für Samstag abend zu einer großen Party eingeladen. Freunde von ihm haben oben in den Bergen ein herrliches orientalisches Haus gebaut.«
»Ich kenne es vom Sehen«, schwärmte Fritzi. Es war unmöglich, den spektakulären Bau auf der Anhöhe über dem Hollywood Boulevard zu übersehen. »Die Sache ist bloß«, warf B. B. jetzt ein, »Al ist verhindert, und ich kann nicht hingehen, weil Sophie große, laute Partys haßt. Ham möchte aber, daß jemand die Firma vertritt. Wer könnte das besser als unsere Nell?«
»Ich gehe sehr gerne hin, wenn ich meinen Freund Mr. Hardin mitbringen darf.«
»Ah ja, wir haben von Ihnen und Ihrem texanischen Freund gehört«, sagte B. B. als der Chauffeur vor dem Hotel vorfuhr. »Ich wünschte nur, er würde einen Film mit uns machen.«
»Wird er nie. Er ist zufrieden mit seinem Leben.«
»Niemand ist wirklich zufrieden«, warf Kelly ein. »Eines Tages wird er schon noch aufwachen.«
Fritzi schwieg.
Auf dem Weg in die Eingangshalle sagte sie: »Ich würde mich gern noch etwas hier rübersetzen, bevor wir ins Restaurant gehen.« Kelly und B. B. tauschten einen Blick, als Fritzi sie über den prachtvollen orientalischen Teppich führte. Überall im Raum waren hohe Eichenstühle plaziert. Fritzi nahm zwischen den Partnern Platz.
B. B. kratzte sich die Nase. »Fritzi, Sie sind wirklich gerissen. Ich habe das Gefühl, diese Unterhaltung wird mich teuer zu stehen kommen.«
»Wovon sprecht ihr überhaupt?« wollte Kelly wissen.
»Davon.« B. B. klopfte mit dem Fuß auf den Boden. »Der Millionenteppich. Er wird so genannt, weil hier viele große Geschäfte beschlossen werden. Ich habe so eine Ahnung, daß unser kleines Mädchen über ihre Gage reden möchte.«
Kelly setzte zum Protest an, aber B. B. brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Auf Fritzis Oberlippe standen kleine Schweißperlen. Ihr Herz raste.
»Ich weiß, wie viele Kopien von Tapeten-Nell bei den Verleihern sind«, begann sie. »Genau hundertundvierundzwanzig im ersten Monat. Und ein paar Sechziger davon laufen noch immer.« Sechziger waren Kopien, die einen zweiten Monat in einem Filmtheater liefen. Sie wurden zum Preis von zwanzig oder fünfundzwanzig statt der dreißig bis fünfzig Dollar verliehen, die in den ersten dreißig Tagen üblich waren.
»Woher wissen Sie das alles?« fragte Kelly.
»Ich habe mir angewöhnt, einmal die Woche mit einem Buchhalter zu Mittag zu essen.«
»Mit welchem Buchhalter?« fragte Kelly scharf. Liberty beschäftigte drei.
»Tut mir leid«, antwortete sie mit engelhaftem Lächeln.
B. B. zog sein seidenes Taschentuch hervor und betupfte sich die Stirn. »Ich habe verstanden. Sie haben das Gefühl, daß wir Sie nicht entsprechend bezahlen.«
»Sie nicht entsprechend bezahlen!« rief Kelly. »Nachdem wir so viel Geld für ...?« B. B. stieß ihn mit der Spitze seines zweifarbenen Schuhs gegen das Schienbein. Kelly verschränkte die Arme und schwieg.
»Dreihundertfünfzig pro Woche, wie klingt das, mein Mädchen?«
Am liebsten wäre Fritzi aufgesprungen, hätte in die Hände geklatscht und sich im Kreis gedreht. Sie hatte vorgehabt, zweihundert zu verlangen. Kelly schaute B. B. mit einem Blick an, als sei sein Partner vollkommen verrückt geworden. Fritzi fragte sich, ob B. B. ihr dreihundertfünfzig anbot, weil er erwartet hatte, daß sie mehr verlangte. Mit dem Gefühl, Kopf und Kragen zu riskieren, schluckte sie und sagte:
»Ich hatte eigentlich an vierhundert gedacht.«
»Vier?« Kelly hätte sich an dem Wort beinahe verschluckt. »Du lieber Himmel, glauben Sie vielleicht, Liberty druckt das Geld selbst?«
Mit Unschuldsmiene erwiderte Fritzi: »Nein, aber wie es aussieht, macht es Nell.«
»Genehmigt!« rief B. B. und schlug sich auf
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