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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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während sie auf die Bühne trat, »nehmen Sie den Hut ab, damit die Leute Sie sehen können.«
    Dem Anblick von Fritzis länglichem Gesicht und den zerzausten blonden Locken folgte Applaus. Sie schwenkte ihren schmutzigen Hut und bat um Ruhe.
    »Schön, Sie wissen also, wer ich bin.« Die Menge lachte, und Frit-zi lächelte. »Aber wenn ich heute mit Ihnen marschiere, bin ich nur amerikanische Staatsbürgerin. Ich bin hier, weil ich auf der Lusitania eine liebe Freundin verloren habe. Der Angriff auf ein Passagierschiff war ein Verbrechen, die Tat einer vollkommen herzlosen Regierung. Ich möchte unsere amerikanischen Männer nicht in einen fremden Krieg schicken, aber wir können nicht einfach zusehen, wie die Deutschen die Freiheit mit Füßen treten und alles zerstören, was Recht und Ordnung ist.« Die Worte kamen ohne Zögern aus der Tiefe ihres Herzens.
    »Meine Vorfahren sind Deutsche« - jemand buhte, ein anderer pfiff -, »aber ich empfinde keine Sympathie für ein Land, das kaltherzig das Leben Unschuldiger vernichtet. Nach dem letzten Stand der Zählung starben vierundneunzig Kinder beim Untergang der Lusitania. Vierundneunzig Kinder, die keine Vorstellung davon hatten, zu welchen Grausamkeiten Erwachsene fähig sind. Ihr Leben war voller Hoffnung auf eine glückliche Zukunft in der Fürsorge liebender Eltern. Was mußten sie erleiden? Versuchen Sie, es sich vorzustellen! Die verzweifelte Angst, als sie in den eiskalten, stürmischen Ozean fielen, plötzlich und ohne die geringste Chance, sich selbst zu helfen.«
    Fritzis Ausbildung, ihre vielen Vorsprechtermine und die Auftritte in der Provinz zahlten sich jetzt aus. Ihre Stimme wurde immer fe-ster. Unter grauen Wolken und trotz des Winds, der ihr ins Haar fuhr, sprach sie weiter voller Inbrunst.
    »Stellen Sie sich die Kinder in der rauhen See vor, wie sie in wilder Angst um ihr Leben kämpfen, sie gehen unter, kommen wieder hoch, gehen wieder unter. Ihre Lungen brennen. Verzweifelt rufen sie nach ihren Eltern, aber sie sehen nur fremde Menschen, die mit ihnen ertrinken.« Die Menge hörte in gebanntem Schweigen zu.
    »Meine Damen und Herren, wir müssen denen entgegentreten, die Kinder einer solchen Hölle aussetzen. Solche Menschen müssen wir zwingen, ihre Grausamkeiten einzustellen. Wir müssen den Frieden einklagen. Wir müssen mit unserer ganzen moralischen Stärke die Alliierten unterstützen. Aber diese Geste bleibt ohne Bedeutung, wenn wir nicht gleichzeitig unsere Stärke demonstrieren. Noch vor kurzem war ich viel zu beschäftigt, um diesem Krieg überhaupt Beachtung zu schenken. Als mich die Ereignisse schließlich zwangen, ihn zur Kenntnis zu nehmen, war ich der Meinung, wir dürften nicht daran teilnehmen, kein Geld dafür ausgeben, kein Leben eines Amerikaners aufs Spiel setzen. Ich habe meine Meinung geändert. Heute bin ich fest davon überzeugt, daß wir Geld für unser Militär aufbringen müssen. Wir müssen unsere Männer ausbilden. Wir müssen Tausende rekrutieren, um die Truppen zu vergrößern; wir müssen bereit sein, den Deutschen zu zeigen, daß wir eingreifen werden, wenn diejenigen, die gnadenlos Kinder umbringen, sich weiterhin weigern, vor dem Altar der Humanität niederzuknien und sich ihrer Verbrechen schuldig zu bekennen. Wenn sie das nicht freiwillig tun, müssen wir sie dazu zwingen. Und es gibt nur einen Weg, dies zu erreichen. Wir müssen uns für den Krieg rüsten.«
    Sie streckte die Hand und spreizte die Finger wie ein mahnender Priester.
    »Wir müssen aufrüsten, uns bewaffnen. Wie viele Unschuldige müssen noch sterben, während wir weiterhin zögern und diskutieren? Stimmt ein in den Ruf!«
    Sie ballte die Hand zur Faust.
    »Aufrüsten. Jetzt aufrüsten.«
    Erschöpft schloß sie die Augen. Was sie dann sagte - »Danke« -, war kaum zu hören.
    Mit erhitzten Wangen verließ sie das Rednerpult. Sie konnte sich kaum an die Hälfte dessen erinnern, was sie frei gesprochen hatte, es war aus ihr herausgebrochen. Aber sie hatte die Menschen aufgewühlt. Sie pfiffen und johlten begeistert. Hobart nahm sie in die Arme:
    »Fabelhaft, meine Liebe, einfach fabelhaft! Alle großen Heldinnen der Bühne, die du so verehrst, lägen dir zu Füßen, wenn sie dich gehört hätten. Das war deine beste Vorstellung.«
    »Jedes Wort war ehrlich gemeint.«
    »Ich weiß«, erwiderte er, während sich die Menge auflöste. »Ich frage mich, wie Kelly es aufnehmen wird. Er würde als Ire niemals Großbritannien

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