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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kolben läßt die Klinge zurückgleiten, wenn sie auf einen Widerstand trifft. Die Minen, die im Wasser explodieren, sind mit Schießpulver gefüllte Blasen, die mit Drähten gezündet werden. Die Explosionen an Land wurden mittels Dosen voller Schießpulver erzeugt. Die fliegenden Menschen sind natürlich Puppen. Alles bühnenreif inszeniert vom Oberkommando. Ein weiterer verdammter Triumph der Redlichkeit, wie?«
    Deutschland schickte riesige silberne Luftschiffe über den Kanal, um Bomben abzuwerfen und die Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen. Mehrere Male beobachteten Paul und Julie das Spektakel vom Dach ihres Hauses am Cheyne Walk aus. Die feindlichen Luftschiffe schwebten hoheitsvoll in einer Höhe von über siebentausend Fuß, unerreichbar für Bodengeschütze. Der Schaden, den die Bomben anrichteten, war normalerweise gering und über eine weite Fläche verteilt, aber der psychologische Effekt war gewaltig.
    An einem schönen Sommertag stand Paul vor den dunkelbraunen Hallen des Reform Clubs, wo Jules Vernes fiktiver Abenteurer Phileas Fogg gewettet hatte, in achtzig Tagen um die Welt zu reisen. Paul hatte eine unerwartete Einladung zum Mittagessen erhalten. Lord Yorke saß an seinem Stammtisch und unterhielt sich mit dem Marineminister, dem rotwangigen Winston Churchill. Paul hatte den selbstgefälligen Politiker in Südafrika während des Burenkriegs kennengelernt. Sie begrüßten sich herzlich. Churchill nannte ihn Dut-chie und bot ihm eine gute Havanna an, bevor er davonschwankte.
    »Am besten bringen wir den unangenehmen Teil gleich hinter uns«, sagte Lord Yorke. Paul hatte die Einladung mit einer unguten Vorahnung angenommen. Sie schien sich zu bestätigen. »Sie haben den belgischen Film an sich genommen und gezeigt - mein Eigentum, wenn ich Sie erinnern darf, Paul. Damit haben Sie mein Vertrauen mißbraucht. Ich hätte Sie anzeigen können.«
    »Warum haben Sie es nicht getan?«
    »Weil Sie zwei Qualitäten besitzen, die ich schätze. Talent, das ist etwas, was sich gut verkaufen läßt, und Aufrichtigkeit, das ist etwas, was oft nachteilige Auswirkungen auf den Geldfluß hat. Verteufelt wenig Gutes hat Ihnen der Film drüben in den Staaten eingebracht. Menschen, die reihenweise den Saal verließen, geplatzte Vorträge -nicht gerade ein durchschlagender Erfolg, mein Junge. Hat Ihrer Karriere geschadet, würde ich annehmen. Strafe genug.«
    »Hören Sie, Sir, wenn Sie mich eingeladen haben, um Vergangenes aufzuwärmen, gehe ich besser wieder.«
    »Na, setzen Sie sich lieber, und plustern Sie sich nicht so auf.« Seine Lordschaft winkte ab. »Was ich mit Ihnen besprechen möchte, ist eine Umkehrung oder zumindest Modifizierung gewisser offizieller Richtlinien. Whitehall wird in Kürze die Genehmigung erteilen, daß eine begrenzte Anzahl ziviler Journalisten und Kameraleute die Armee begleitet.«
    Paul mußte über die Unverfrorenheit des Mannes fast lachen. »Bieten Sie mir einen Job an?«
    »Ich biete Ihnen an zu überlegen, ob Sie zurückkehren wollen, natürlich nach entsprechenden Vereinbarungen.«
    »Ich habe fristlos gekündigt.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Ich bin bereit, Ihr eigensinniges, um nicht zu sagen, berufswidriges Verhalten zu vergessen. Ich möchte Sie und Ihre Kamera an die Front schicken. Auch für diesen Auftrag will ich nur die besten Leute unter Vertrag haben.«
    Paul war so aufgeregt, daß er seine Zustimmung fast laut hinaus geschrien hätte. Doch er bezwang sich: »Hört sich an, als stünde ich dabei unter Regierungsaufsicht.«
    »Das ist in der Tat der Fall. Mit strikten Vorschriften. Ausrüstungen werden inspiziert, damit keine Linsen mit langen Brennweiten in die vordersten Linien mitgenommen werden. Keine Flugzeugaufnahmen aus weniger als vierzig Meter, lauter solcher Mist. Sie wären allerdings fest angestellt.«
    »Kommt ziemlich überraschend. Muß ich mir erst durch den Kopf gehen lassen.«
    »Denken Sie bei einem Scotch darüber nach, ich nehme auch einen. Herr Ober!«
    In Pauls Kopf schwirrten die Gedanken durcheinander. Er konnte nicht leugnen, daß er darauf brannte, den Krieg aus nächster Nähe zu erleben, erst recht mit offizieller Genehmigung. Dazu wurde ihm allerdings ein Kompromiß abverlangt. Wie würde Michael an seiner Stelle handeln?
    Der wortgewandte Michael ließ sich nichts entgehen, was ihm zum Vorteil gereichte; er hätte sofort zugesagt. Nach dem üblichen Feilschen und einer ausgezeichneten Dover-Scholle mit Kartoffeln hatte sich Paul

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