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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihn ein Mann namens Reginald Soa-mes an, der mit zwei weiteren Clubmitgliedern zusammensaß. Soa-mes war Brite und gehörte zur britischen Botschaft in Chicago. Er und Joe hatten in vielen Wohltätigkeitskomitees miteinander zu tun gehabt. Joe hielt ihn für einen egozentrischen Wichtigtuer. Soames hatte ein Jahr in Heidelberg studiert und würzte seine Sätze gerne mit deutschen Ausdrücken, allerdings mit fürchterlichem Akzent. Trotzdem verlangte es das Gebot der Höflichkeit, daß der General den Gruß erwiderte.
    »Joe«, sagte Soames, als dieser näher trat; er weigerte sich, Joes militärischen Titel zu verwenden. »Ich habe die Anzeige gelesen, die Sie unterzeichnet haben.« Soames’ Begleiter starrten den General mit kaum verhohlener Abneigung an. »Ehrlich gesagt, finde ich die darin zum Ausdruck gebrachte Rührseligkeit nicht einmal der Verachtung wert.«
    »Sie haben natürlich ein Recht auf Ihre eigene Meinung. Ich bin niemandem eine Erklärung schuldig, weder Ihnen noch sonst jemandem. Guten Tag.«
    Er spürte, wie sein Herz zu rasen begann, als er sich abwandte. Das gleißende Licht der Sonne, das durch die Fenster hereinströmte, schien aufzuflammen und ihn zu blenden. Er wankte; einer der Ober wollte ihm zu Hilfe eilen, doch der General winkte ab.
    Hinter seinem Rücken sagte Soames absichtlich laut, damit er es hören mußte: »Die Amerikaner sind geistige Brüder von uns Engländern. Die Vorstellung, die >Hunnen< ungeschoren davonkommen zu lassen, wäre - wie soll man das erklären? - nicht einfach unangebrachte Loyalität, sondern noch etwas anderes. Es gibt ein gutes deutsches Wort dafür. Feigheit.«
    Das war mehr, als ein Mann hinnehmen konnte, der sein Leben zuerst im Bürgerkrieg und dann noch einmal in Kuba riskiert hatte. Mit hochrotem Gesicht fuhr der General herum und machte ein paar rasche Schritte auf Soames zu.
    »Ich werde keine Beleidigung von Leuten wie -«
    Der Satz wurde nicht beendet. Der General stieß ein seltsames Röcheln aus und griff sich an den Hals. »Fangt ihn auf!« rief jemand, als Joe nach vorn kippte.
    Seine Hände wollten nach einem Tisch greifen, erwischten jedoch nur das weiße Tischtuch, das er mit sich nach unten zog. Geschirr und Gläser gingen in Scherben. Volle Schüsseln wurden mitgerissen und zerbrachen. Der Inhalt einer Weinflasche ergoß sich gurgelnd auf den teuren Teppich.
    Der General lag halb bewußtlos, in Panik und beschämt über seinen Schwächeanfall, auf dem Boden. Sein Hinterkopf ruhte in einer braunen Soßenpfütze. Joe wollte sich aufrappeln, schaffte es aber nicht. Das letzte, was er sah, waren betroffene Gesichter, die auf ihn herabstarrten.
    Im Zimmer mußte eine Temperatur von knapp vierzig Grad herrschen. Und der Geruch! Einreibemittel; verschwitzte Laken. Ilsa hatte elektrisches Licht untersagt und statt dessen eine ihrer sorgsam gehüteten Lampen aus den Tagen des Kerosins neben das Bett gestellt. Sie hatte die teure Lampe, die auf niederer Flamme brannte, vom Dachboden heruntergeholt, vorsichtig ausgewickelt, gereinigt, gefüllt und angezündet. Schirm und Fuß waren aus hellblauem Milchglas und mit Rosen handbemalt. Die Lampe hatte viele Jahre lang das Musikzimmer erhellt. Fritzi erinnerte sich gut daran, wie sehr ihre Mutter sie liebte.
    Fritzi kniete sich neben das Bett und nahm die gebrechliche, geäderte Hand ihres Vaters in die ihre. Der General drehte den Kopf auf dem Kissen zu ihr um. Seine Augen wirkten klein und merkwürdig kalt, wie die einer toten Robbe, die Fritzi als Kind gefunden und in den Armen gehalten hatte.
    Weiße Stoppeln bedeckten seine Wangen. Er formte die Worte nur mit der rechten Seite seines Mundes, mühsam, undeutlich. Die linke Hälfte seines Gesichts bewegte sich nicht. »Fritzchen.«
    »Papa. Wie geht es dir?«
    »Besser.«
    Er sah mit Sicherheit nicht besser aus. »Es tut mit so leid, daß das passiert ist, Papa.«
    »Danke.« Er wollte ihr übers Haar streichen, war aber zu schwach, die Hand zu heben. Sein Lächeln war nur ein Zucken der Lippe.

»Du wirst wieder gesund, Papa, es wird vorübergehen.« Draußen auf dem Flur hatten sie und der überraschend ruhige Joey das Urteil des Arztes erfahren. Ihr Vater hatte den Schlaganfall überlebt und würde vielleicht eines Tages wieder gehen können, allerdings nur mit fremder Hilfe.
    »Ja, bestimmt.«
    »Ich bin, so schnell ich konnte, aus Texas gekommen. Ich möchte dich um Verzeihung bitten, weil du dir meinetwegen so viele Sorgen machen mußtest. Ich

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