Fremde Federn
brach er in Begeisterung aus. »Das ist nicht nötig! Das wirst du früher oder später, dafür werde ich sorgen. Verstehst du nicht?« Er hielt ihr das Papier unter die Nase. »Ich habe
dieses Lied geschrieben, um genau das zu sagen.«
Fritzi lehnte sich auf dem Schubkarren zurück und mußte unwillkürlich lachen.
»Ich muß schon sagen, du bist unglaublich siegessicher.«
»Ja, stimmt. In diesem Land werden Träume wahr, und Hoffnungen gehen in Erfüllung.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es nicht. Ich meine, daß du so fasziniert bist von .«
Er ließ das Notenblatt zu Boden flattern und nahm ihre Hand zwischen seine Hände.
»Du bist wunderschön.«
»Ach, Harry, das stimmt nicht.«
»Wunderschön - für mich. Vom ersten Augenblick an.«
Fritzi schüttelte den blonden Schopf. »Das hat mir noch nie jemand gesagt.«
»Dann wurde es höchste Zeit.«
Sie sah ihn mit einer neuen, verwunderten Zärtlichkeit an, dann lachte sie wieder, ein kehliges Lachen. »Du bringst mich fast dazu, es zu glauben. Ich könnte schön sein, in einem anderen Leben vielleicht, in einem anderen Jahrhundert.«
»In diesem Leben. In diesem Jahrhundert.« Er zog sie von dem rostigen Schubkarren hoch. »Jetzt.«
»Harry, alle sehen uns zu .«
»Das ist mir vollkommen egal. Ich liebe dich. Du bist schön. Glaub es mir. Ich habe genug Liebe für zwei. Hilf mir, das Lied zu Ende zu schreiben, Fritzi. Hilf mir, und ich sorge dafür, daß du es keine Sekunde bereust«, sagte er, während er sich zu ihr hinunterbeugte, um sie zu küssen.
NACHWORT
Ich freue mich, endlich die weiteren Erlebnisse der Familie Crown aus Chicago vorlegen zu können. Die Post jener Leser, die Die Flamme der Freiheit gelesen haben, riß nicht ab, hinzu kamen aber auch E-Mails, durchschnittlich einmal am Tag - gestern zum Beispiel von einem australischen Leser -, die nach dem »nächsten Buch« fragen. Anfragen dieser Art sind ermutigend, gleichzeitig aber liegen sie einem schwer auf der Seele, wenn sich die Arbeit verzögert.
Ich habe Sterne der Hoffnung genausogern oder sogar lieber geschrieben als alles bisherige, und das aus zwei Gründen: Erstens ist die Zeit unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg historisch faszinierend. Eine alte Ordnung erstarb, was damals jedoch nur wenigen bewußt war. Barbara Tuchman verwendet in Der stolze Turm den Begriff »Sonnenuntergang« zur Beschreibung dieses Prozesses. In kaum mehr als zehn Jahren schlitterte Amerika und mit ihm die ganze Welt aus idyllisch goldenen Sommern des Friedens in rauhe, blutige Winter des Krieges - eines Krieges, so apokalyptisch und zerstörerisch, wie ihn sich die meisten der damaligen Zeitgenossen nicht einmal vorstellen konnten.
Zweitens konnte ich mit diesem Buch glücklicherweise den Menschen einen Lorbeerkranz flechten, denen ich in grenzenloser Zuneigung verbunden bin: den Männern und Frauen, die sich mit allen Widrigkeiten des Schauspielberufes auseinandersetzen. Da ich selbst ursprünglich Schauspieler werden wollte, habe ich Fritzi bei jedem Schritt ihres beruflichen Kampfes begleitet und es mit Begeisterung getan.
Der Hintergrund der Geschichte basiert, wie immer, auf historischen Tatsachen. Nur in wenigen Fällen habe ich einige reale Figuren zeitlich versetzt, indem ich bestimmte Filmschauspieler oder Regisseure für den Fortgang meiner Geschichte um ein Jahr zurückoder vordatiert habe. Dabei habe ich aber nie die Leistungen dieser Menschen verfälscht, es sei denn, ich hätte einen Schauspieler in einem ganz offensichtlich erfundenen Film mitspielen lassen.
Fort Lee in New Jersey war der erste »Wildwest«-Schauplatz der Filmindustrie. Tatsächlich verfolgten und störten Detektive der Motion Picture Patents Company die unabhängigen Filmemacher, deren Firmen auch blanket firms, verdeckte Firmen, genannt wurden, aus den von mir dargelegten Gründen. Das ging bis etwa 1915, als ein Regierungserlaß die Patentverwertungsgesellschaft endgültig verbot.
Der Film Die Geburt einer Nation von D. W. Griffith gilt zurecht als Meisterwerk, aber gleichzeitig auch als schlimm rassistisch. Als der große Regisseur die Romanvorlage von Thomas Dixon in einen Film umsetzte, war unser Land erst ein halbes Jahrhundert von dem Krieg entfernt, der uns zunächst auseinanderriß, dann aber die Freiheit des Individuums neu definierte und uns auf einen neuen und besseren Weg brachte.
Noch immer erfüllte leidenschaftliche Verbitterung die Besiegten, zu denen auch Griffith’ Vater
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