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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Applaus entlud, als die Schauspieler nacheinander vor den Vorhang traten.
    Die Reihe des vor dem Vorhang stehenden Ensembles teilte sich in der Mitte. Ein blendend blauweißer Lichtstrahl fiel in die Lücke. Der Star trat auf. Jetzt sprangen alle Besucher von ihren Plätzen auf, jubelten und applaudierten.
    Als Mrs. Pat in den blauweißen Lichtkreis trat, hallten die Begeisterungsschreie von Wänden und Decken wider. Die Menschen neben Fritzi pfiffen und stampften und warfen leere Butterbrotpapiere über die Brüstung; hier oben konnte sich niemand Callas, Gladiolen oder Orchideen leisten, die jetzt unten auf die Bühne geworfen wurden.
    »Bravo, bravo!«
    Mrs. Pat war eine große, etwa zweiundvierzigjährige blasse Frau mit langem Hals. Das dunkle Haar umrahmte ihr Gesicht wie wogende Wellen, und die großen Augen, die sie von ihrer italienischen Mutter geerbt hatte, strahlten hell. In ihrem orangeroten, mit Goldpailletten bestickten Kleid sah sie geradezu atemberaubend aus. Sie hatte eine Ausstrahlung, die jedes Auge auf sich zog; wenn sie mit ihren Kollegen zusammen auf der Bühne stand, verblaßten diese neben ihr.
    Aus der Seitenkulisse trat ein Mann mit einem Dutzend roter Rosen. Mrs. Pat nahm sie entgegen, lächelte und verneigte sich erneut. Das ganze Ensemble verbeugte sich und verließ die Bühne. Natürlich mußte Mrs. Pat noch einmal erscheinen, diesmal mit ihrem Partner. Sie und Mr. Webster verbeugten sich, dann trat er lächelnd nach hinten und überließ mit einem Winken ihr allein die Bühne. Mrs. Pat stand im Lichtkreis, blickte ruhig um sich, nahm mit huldvollem Lächeln die Zuneigung des Publikums entgegen, die sie aus dem Applaus hörte. Fritzi klatschte so heftig, daß ihre Handflächen schmerzten.
    Als der Beifall verstummte, hob Mrs. Pat die Hand zum Abschiedsgruß und trat nach hinten. Der rote Vorhang fiel. Das Scheinwerferlicht brannte noch einen Augenblick lang weiter, als wollte es die Huldigung festhalten. Dann erlosch es, und die Lichter im Saal gingen an.
    Die Besucher auf den Balkonen drängten zu den Ausgängen. Mit einem kostbaren Programm in der Hand bahnte sich Fritzi wie eine erfahrene New Yorkerin mit der Kraft ihrer Ellbogen den Weg durch die Menge. Erdnußschalen knirschten unter ihren Schuhen. Ihr linker Fuß tat an der gestopften Stelle ihres Strumpfes weh. Nähen und stopfen konnte sie immer noch nicht.
    Sie schritt die steile Treppe der wunderschönen, marmornen Eingangshalle hinunter, wo Männer in Abendkleidung und Frauen in Pelzen oder goldfarbenen Umhängen mit farbigem Satinfutter in Grüppchen zusammenstanden und sich unterhielten. Es war unmöglich zu sagen, ob diese Menschen wirklich reich waren oder nur so taten. Auf jeden Fall machten sie Fritzi ihre eigene Armut deutlich. Ihre hohen Schnürschuhe waren billig, genauso ihr wollener Ausgehrock und ihre baumwollene Bluse, deren weiße und blaue Streifen durch vieles Waschen fast grau geworden waren. Der Matrosenhut aus Stroh war längst aus der Mode. Das einzige anständige Kleidungsstück, das sie besaß, war der braune Wintermantel, das Weihnachtsgeschenk ihrer Mutter.
    Draußen prasselte der Regen auf die Zweiundvierzigste Straße nieder. Der Marsch nach Hause, bis hinunter zur First Avenue in der Nähe der Achten Straße, würde lang und mühselig werden. Geld auszugeben für öffentliche Verkehrsmittel kam nicht in Frage.
    Unter dem Schirmdach, dessen Hunderte von elektrischen Glühbirnen zum betörenden Glitzer des Viertels beitrugen, steckte sie ihren Hut mit einer Haarnadel fest und öffnete den Regenschirm. Auf ihrem Weg, der zunächst Richtung Osten führte, kam sie vorbei am Belasco, dann am Times Square an Hammersteins Victoria. Der Platz hatte vordem Longacre Square geheißen, bis die Zeitung aus ihrem rosaroten Granitturm über der neuen Untergrundstation etwas weiter nördlich gezogen war. Auf protzigen, elektrisch beleuchteten Reklameschildern wurden Sapolio-Seife, Kellogg’s Cornflakes, Arrow-Hemdkragen angepriesen.
    Pferdedroschken und knatternde Autos mit flackernden Kerosinscheinwerfern erfüllten die Nacht mit Lärm und einer giftigen Mischung aus Pferdedung und Benzin. Von den Dampfwagen stiegen weiße Rauchfahnen in die Luft. Durchdringende Hupsignale ertönten aus kleinen schwarzen Autos, die wie wildgewordene Bienen zwischen den anderen umhersurrten; es handelte sich um sogenannte Taxi-meter, den neuesten Import aus Paris.
    Als sie nach langem Fußmarsch endlich zu Hause war, sah sie Licht

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