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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in den dritten heruntergekommen. Das verstieß gegen die Vorschriften, aber die Zimmermädchen verstießen oft dagegen. Fritzi war dankbar für die Pause.
    »Also, komm«, drängte Maisie.
    »Mrs. Patrick Campbell raucht parfümierte Zigaretten, wirklich sehr schick«, sinnierte Fritzi laut. Ihr Widerstand schwand bereits. »Sind die nicht teuer?«
    »Kann man wohl sagen. Ich hab’ sie von einem Gast bekommen. Ein kleines Dankeschön für einen besonderen Dienst.«
    Maisie zwinkerte ihr zu. Die arme Maisie, drall und hausbacken, mußte ihre Gunst vergeuden.
    »Also gut, ich probier’.«
    »Laß uns da reingehen. Der Chef schleicht hier irgendwo rum.«
    Sie versteckten sich in einem geräumigen, begehbaren Wäscheschrank; die Tür war zu, die nackte Glühbirne flackerte. Maisie nahm Streichhölzer aus ihrer Schürzentasche und zündete zwei Zigaretten an. Augenblicklich füllte sich der Raum mit Rauch und einem undefinierbaren Blumenduft.
    Fritzi nahm eine Zigarette und tat einen Zug. Der Rauch war nur bis in ihren Mund gelangt, aber das reichte aus, um einen Hustenanfall auszulösen.
    »Diese Dinger können nicht gut sein für die Stimme«, fing sie an. Dann blickte sie verdutzt auf die aufgehende Tür. Die Zigarette, die auf Maisies Unterlippe hing, fiel zu Boden, als ihr Blick über Fritzis Schulter fiel.
    »Oh-oh.«
    »Ich dachte doch, ich hätte Rauch gerochen«, schrie Oliver Merk-le. Er machte einen Satz in den Schrank hinein und vollführte einen wilden spanischen Tanz auf Maisies Zigarette. »Was ist bloß los mit euch? Ihr könntet mir ja die ganze Bude anzünden.« Da der Boden aus Linoleum bestand, war das unwahrscheinlich, trotzdem drückte Fritzi ihre eigene Parfum de Paree schnell mit dem Schuh aus. Ein neuer Duft breitete sich um sie herum aus - der von Whiskey, den der Hotelmanager in großen Mengen trank.
    Merkle schob den Kopf nach vorne und rieb sich die Hände. »Ich dulde keine Faulenzer hier.« Er packte Fritzi am Arm. »Sie kommen mit in mein Büro! Mit Ihnen, Miss Budwigg, beschäftige ich mich später.«
    »Ich würde die Sache lieber hier besprechen, Sir«, warf Fritzi ein.
    »Sie besprechen sie dort, wo ich es für richtig halte.«
    Maisie und Fritzi tauschten einen Blick; beide wußten, daß sie sich auf mehr als auf eine Abmahnung gefaßt machen mußte. »Ich bin diejenige, die Fritzi überredet hat, eine zu rauchen«, begann Mai-sie. Aber Merkle hatte sich bereits mit dem Gebaren eines Generals umgedreht. Seine Froschaugen wanderten über Fritzi, als sie auf ihrem Weg zur Treppe an ihm vorbeiging.
    Im Erdgeschoß stolzierte Merkle vor ihr in sein Büro. Nachdem Fritzi eingetreten war, warf er die Tür mit lautem Knall zu. Sie wartete darauf, daß der Schlüssel im Schloß umgedreht würde. Als sie es hörte, wappnete sie sich.
    Merkle setzte ein widerliches Grinsen auf und berührte sie scheinbar zufällig, als er an ihr vorbei zu seinem Schreibtisch ging und sich auf die Kante hockte. »Miss Crown - Fritzi. Sie verstehen doch sicher, daß es in diesem Hotel gewisse Regeln gibt, oder? Ohne Regeln würde Chaos herrschen.« Fritzi dachte an gewisse Nächte, in denen die zuschlagenden Türen an ein Geschützfeuer erinnerten, aber es schien ihr klüger, ihn nicht daran zu erinnern.
    »Es tut mir wirklich sehr leid. Bitte geben Sie nicht Maisie die Schuld. Ich habe ja zugestimmt, mit ihr in den Schrank zu gehen.«
    »Schuld? Wer spricht denn von Schuld? Das kriegen wir schon wieder in Ordnung. Sie sind ein intelligentes Mädchen, nicht so wie diese Kuh.«
    »Sir, Maisie ist ein anständiges, fleißiges ...«
    »Papperlapapp. Sie steigt zu jedem zweitklassigen Schlagzeuger und heruntergekommenen Schauspieler ins Bett, wenn er sie nur schön bittet.« Auf dem Sideboard standen unter dem gestrengen Portrait von William Jennings Bryan, dem ewigen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Merkles Alkoholkaraffen und Gläser. Er goß zwei Whiskeys ein und reichte ihr ein Glas.
    »Nein, danke. Ich kann nicht«, sagte Fritzi.
    »Warum nicht?«
    »Ich spreche morgen bei einem Agenten vor.« Es war eine bequeme Ausrede, um die Begegnung abzukürzen.
    »Ach so, das hatte ich vergessen, Sie sind eine berühmte Schauspielerin, die hier inkognito arbeitet.« Er stellte beide Gläser auf dem Schreibtisch ab und trat näher. »Wir haben es mit einem ernsthaften Verstoß gegen unsere Vorschriften zu tun, Fritzi. Wir müssen eine Lösung finden.« Er strich über den Ärmel ihres schwarzen, wollenen

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