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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kleids. »Sind Sie bereit, eine Lösung zu finden?«
    »Mr. Merkle, bitte nehmen Sie Ihre Hand weg.«
    Seine Alkoholfahne wehte ihr ins Gesicht, als sich seine Finger um
    ihren Arm schlossen; sie hätte beinahe vor Schmerz aufgeschrien.
    »Mr. Merkle, lassen Sie mich bitte los.«
    »Ich gebe Ihnen hier eine Chance. Und die sollten Sie nützen.« Die Finger immer noch um ihren Arm geschlossen, drängte er sich an sie. Die Lider seiner Froschaugen flatterten und schlossen sich. Fritzi spürte etwas Hartes an ihrer Schürze.
    Sie hatte keine Haarnadel zu ihrer Verteidigung parat, ihr blieb nur die eigene Kraft. Sie riß die Arme nach unten und hinten. Als sie ihre rechte Hand frei bewegen konnte, holte sie aus und schlug ihm mitten ins Gesicht. Der Schlag brachte ihn zum Wanken, wodurch sie Zeit hatte, zur Tür zu rennen und aufzusperren.
    »Du Miststück, mach, daß du hier verschwindest, du bist gefeuert! Und wenn du auch nur einen Lumpen aus diesem Hotel mitgehen läßt, lasse ich dich einlochen.«
    Weiß wie die Wand und am ganzen Leib zitternd, hatte sie nur einen Gedanken: Nichts wie weg hier! Aber etwas zwang sie, sich noch einmal umzudrehen und zu sagen: »Mr. Merkle, wissen Sie eigentlich, welchen Spitznamen Sie in diesem Hotel haben?«
    Es schien, als vibrierten seine Froschaugen. »Weshalb sollte ich das wissen wollen?«
    »Jeder hier nennt Sie >Ollie den Oktopus<. Ich finde, das ist eine Beleidigung für Oktopusse. Für alle Oktopoden, um genau zu sein.«
    »Raus hier!« schrie er. »Finde erst mal eine Arbeit, die so gut ist wie die hier. Aber das wird dir nicht gelingen, du wirst dich langlegen für ein paar Pennies, genau wie deine fette Freundin.«
    Da ihr keine passende Antwort einfiel, stieß sie den Kopf nach vorn und rieb sich die Hände, eine perfekte Nachahmung Merkles. Er lief rot an und stieß gurgelnde Laute hervor. »Du ... du ...«
    Fritzi floh und prallte mit dem Nachtportier zusammen, der, vom Lärm aufgeschreckt, den Korridor entlanggelaufen kam. Mein Gott, was habe ich getan?
    Sie verließ Bleecker House mit dem quälenden Gedanken an eine kleine, rechteckige Blechschachtel, die sie in einer Schublade ihres Zimmers versteckt hatte. Ursprünglich waren Zitronenbonbons darin gewesen. Jetzt enthielt sie ihre Ersparnisse - vier Dollar und ein paar Cents.
    Als sie am nächsten Morgen vor die Tür trat, um eine Zeitung zu kaufen, wartete Mrs. Perella am Ende der Treppe. Die Vermieterin murmelte leise: »La pigione.«
    Fritzi versprach eine Teilzahlung der Miete in Höhe von zwei Dollar bis zum Abend.
    Mrs. Perella murmelte: »Bene, brava, die anderen Mieter sollten sich an Ihnen ein Beispiel nehmen.«
    Fritzi studierte die Stellenanzeigen und bewarb sich noch am selben Tag für drei Stellen. Als Tellerwäscherin war sie überqualifiziert; als Schreibkraft in einem Versicherungsbüro zu langsam. Die dritte Stelle war die eines »Künstlermodells«. Der schmuddelige Raum mit Blick auf die Bowery war offenbar das Aushängeschild für etwas anderes, wahrscheinlich etwas Unanständiges. Der »Agent« hatte Pickel und die Augen eines Frettchens. Zuerst Merkle und nun der. Fritzi floh.
    Am Abend bezahlte sie Mrs. Perella und verringerte damit den Inhalt ihrer Dose um die Hälfte. Am nächsten Tag machte sie sich auf den Weg zu einem Laden in der Second Avenue, um ihren Tennisschläger zu versetzen. Sie hatte ihn dem zwergenhaften Besitzer schon einmal überlassen.
    »Ein Dollar«, sagte der Pfandleiher, den Stift bereits in der Nähe des Papiers.
    »Mr. Isidor, letztes Mal waren es ein Dollar fünfzig.«
    »Ich weiß, Fritzi, aber das war vor mehr als einem Jahr. Dinge verlieren an Wert.«
    »Ich hoffe nur, daß sie ihn nicht verkaufen. Ich werde ihn sobald wie möglich auslösen.«
    Er tätschelte ihre Hand. »Ich glaube Ihnen. Also ein Dollar.«
    »Einverstanden.«
    Sie spazierte zur Siebenundvierzigsten Straße und spähte durch das Eingangsfenster von Bleecker House. Da der gefürchtete Merkle nirgendwo zu sehen war, ging sie hinein. Der Tagportier, mit dem sie sich immer gut verstanden hatte, erzählte ihr, daß nur eine Stunde nach ihrem Rausschmiß auch Maisie gefeuert worden sei. In ihrer Wut habe Maisie Merkle eine eiserne Bratpfanne aus der Küche auf den Kopf gehauen.
    »Der Nachtkoch war gerade beim Aufräumen, als sie ihn darum bat. Als er erfuhr, wofür sie die Pfanne haben wollte, nahm er sie ihr wieder aus der Hand und gab ihr eine schwerere. Als die Bullen vom Revier eintrafen, hatte

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