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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ertönte. Die Jungs hatten Eisenrohre und Metallringe. Ich hab ’n paar Treffer gelandet, aber ihre saßen besser.«
    »Stachelst du wieder in Sachen Gewerkschaft an?«
    »Ich stachle nicht an«, widersprach Jesse barsch. »Wir bitten nur höflich um etwas, was fair ist. Wir haben eine Petition für eine Abstimmung über die Gewerkschaftsmitgliedschaft eingereicht. Ich habe unterschrieben. Keine Forderungen wie das letzte Mal, kein Streik, nur eine demokratische Abstimmung. Kannst du etwas
    Schlechtes daran finden?«
    »Nein, aber Clymer offenbar schon. Der wird die verdammte Petition in der Luft zerreißen.«
    »Zum Teufel, du hast recht.«
    »Ich nehme an, du hast nicht vor, alt zu werden.« Er griff nach einer Zange. »Sei vorsichtig. Ich habe keine Lust, mich nach einem neuen Mechaniker umzusehen.«
    »Typisch weißer Mann, denkt nur an sich selbst. Hol aus dem Nigger raus, was geht, wie?«
    »Ich mag das Wort nicht. Sagen wir lieber Gentleman - der Gentleman ist nun mal zufällig mein Freund.«
    In der folgenden Woche hatten Carl und Jesse das Glück, an einem Fünfzig-Meilen-Rennen drüben in Ann Arbor im County Washtenaw teilzunehmen. Der Wagen war einer von zweien aus der kleinen Bel-win Motor Company aus Pontiac. Als der reguläre Fahrer krank wurde, griff Mr. Belwin selbst zum Telephon. Irgend jemand hatte Carl empfohlen. Am Dienstag vor dem Rennen hinterließ Belwin eine Nachricht in der Pension. Carl wurde telephonisch verpflichtet.
    Am Samstag fuhren er und Jesse nach Arbeitsschluß in einem Wagen, den Belwin geschickt hatte, nach Ann Arbor. »Wer fährt für Ihr Team?« fragte Carl den Chauffeur.
    »Burschen aus Michigan.«
    »Verkäufer?« Das war nichts Ungewöhnliches, aber Carl hatte kein Zutrauen zu ihnen. »Haben die Erfahrung?«
    »Die haben verdammt viel Erfahrung im Verkaufen von Autos«, erwiderte der Fahrer gereizt. »Ich bin auch so einer. Murphy ist mein Name.«
    Auf dem Rücksitz zusammengedrängt, tauschten Carl und Jesse einen vielsagenden Blick.
    Da die Firma Belwin keine Unterkunft bezahlte, wickelten sich die beiden Männer in Decken ein und übernachteten unter der Haupttribüne. Obwohl es zum Glück eine laue Nacht war, erwachte Carl kalt und steif. Noch vor acht Uhr sahen sie sich den Belwin Tiger an, den sie am Nachmittag im Rennen fahren würden. Wie vor jedem anderen Rennen füllten sie den Tank und drehten eine Runde. Carl beschleunigte, testete Bremsen, Kurven und Geraden, bis er ein Gespür für die Beschaffenheit des Belags hatte und ungefähr wußte, wie schnell er fahren konnte.
    Der ganze Aufwand war die Mühe nicht wert. Der großmäulige Murphy ging zwar in Führung, doch in der siebten Runde brachen die Radspeichen seines Belwin, er verlor die Kontrolle und krachte in eine Ziegelstützmauer vor der Haupttribüne. Die Zuschauer in den ersten Reihen schrien auf und rannten überstürzt davon. Zuerst drang Rauch aus Murphys Wagen, dann loderten Flammen auf. Murphy sprang heraus und stürzte zur Seite - kein Rennwagen hatte eine Sicherheitsausrüstung -, der ölige Rauch, schwarz wie die Nacht, breitete einen rußigen Schleier über die Rennbahn.
    Ein Chalmers-Detroit, der sich vor Carl befand, steuerte im Zickzack auf das Innenfeld zu, um dem brennenden Wagen auszuweichen. Jesse deutete nach vorne, Carl nickte, und sie fuhren blindlings in den Rauch hinein. Dahinter sahen sie das Rad des kaputten Belwin mitten auf der Fahrbahn liegen. Carl konnte ihm nicht mehr ausweichen. Man hörte lautes Krachen aus dem Untergestell ihres tiefliegenden Rennwagens, als es auf das Rad aufprallte und es ein Stück mitschleifte. In der nächsten Kurve klopfte Jesse auf den Ölanzeiger. Die Zufuhr war unterbrochen. Mit einer Geschwindigkeit von fünf Meilen die Stunde und Rauchschwaden aus dem überhitzten Motor erreichten sie schließlich die Box.
    »Verdammt«, entfuhr es Carl, während er beim Aussteigen seinen Helm vom Kopf riß.
    »Kann man sagen«, gab Jesse zurück. Sie nahmen ihr Geld aus der Hand des verärgerten Mr. Belwin entgegen und erkundigten sich nach dem Weg zur Überlandbahn. Beide Männer waren in gedrückter Stimmung. Da fiel ihr Blick am Eingang der Rennbahn auf ein auffälliges Plakat.
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