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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und rannte davon. Der Anblick erinnerte Paul an Julie und seine Kinder, er sehnte sich nach so einem Tag mit ihnen im Green Park.
    Harry fing an, On a Sunday Afternoon zu spielen. Danach folgte Take Me Out to the Ballgame. Er spielt nur für sie, dachte Paul vergnügt. Fritzi schien wie verzaubert.
    Als nächstes kam The Road to Mandalay, dann Aloha Oe. Auf Pauls Drängen spielte Harry That Automobiling Feeling. Die Musik lockte einen vorbeigehenden Polizisten an. Er blieb eine Weile schweigend stehen, nur sein Knüppel bewegte sich im Takt der Musik. Bevor er weiterging, grüßte er Harry mit einem freundlichen Kopfnicken.
    Harry spielte die ersten Takte von Meet Me in St. Louis, bevor er gestand: »Ich wünschte, ich hätte das geschrieben, es ist durch und durch amerikanisch.«
    Fritzi klatschte in die Hände und wiegte sich zur Musik. Harry lachte und nickte mit dem Kopf. »Ja, man sollte dazu tanzen. Warum tun Sie’s nicht?«
    Fritzi sprang auf, raffte ihren Rock, um die Fesseln ihrer langen Beine zu zeigen. Dann begann sie sich zu drehen, ließ sich von der Musik leiten. Harry beschleunigte das Tempo. Sie sang und tanzte und drehte sich immer schneller. In der Nachmittagssonne leuchtete ihr Haar. Anmutig tanzte sie über das Gras, während Harry spielte, der jetzt nicht mehr auf seine Finger achtete, sondern nur noch auf sie.
    Als das Lied zu Ende war, ließ sie sich ins Gras fallen, wo sie sich lachend und schweratmend auf die Ellbogen stützte. Paul meinte, jetzt sei es Zeit zu filmen. Zuerst filmte er Fritzi mit Harry, dann Fritzi allein und dann mit Hilfe eines raffinierten Mechanismus sie alle drei zusammen.
    Paul rollte seinen Mantel zu einem Kissen zusammen und zündete sich eine Zigarre an. Harry fragte Fritzi nach ihrem Beruf. Als sie von dem Fiasko mit dem Schottischen Stück erzählte, konnte sie tatsächlich schon über so manche Situation lachen. Sie imitierte Mr. Scarbo-ro, und obwohl Paul dem Mann nie begegnet war, konnte er sich seine widerliche Arroganz sofort vorstellen. Harrys Beifall führte dazu, daß Fritzi nicht nur Teddy Roosevelts Gehabe und seine hohe Stimme nachahmte, sondern im Anschluß daran auch noch den watschelnden Gang des schrecklich dicken Bill Taft.
    Bald war es vier Uhr, und Harry verkündete, daß er sich auf den Weg zum Zug machen müsse. Im Westen brauten sich Wolken zusammen, ein Sturm kam auf. Harry griff galant nach Fritzis Hand.
    »Es war ein wunderschöner Nachmittag. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.« Er beugte sich langsam über ihre Hand und küßte sie noch einmal. Dann umarmte er Paul.
    Fritzi murmelte ein paar höfliche Worte der Anerkennung. Harry griff nach seinem Beutel und war schon bald in der Menge der Fifth Avenue verschwunden. Donner grollte über dem Hudson.
    »Ich glaube, er hat sich in dich verguckt, Fritzi«, scherzte Paul.
    »Er ist nett, aber er ist verheiratet. Wahrscheinlich werde ich ihn nie wiedersehen. Eigentlich schade.«
    Paul musterte seine Cousine von der Seite. Sie meinte es so.
28. MIT VOLLEN SEGELN
    Das Weihnachtsgeschenk für Tess kostete Carl mehr, als er hätte ausgeben dürfen, nämlich ganze neun Dollar. Aber er konnte dem Goldarmband, das er im Schaufenster bei Hudson’s sah, einfach nicht widerstehen. Es waren zwei ineinander verschlungene Goldbänder, das eine glatt, das andere mit winzigen Blüten verziert. Eine Uhrkette für fünf Dollar, die er seinem Vater zugedacht hatte, wurde gestrichen und durch eine Silberkette für ein Dollar neunzig ersetzt. Sein Bruder bekam ein großes Taschenmesser mit zwei Klingen und Hirschholzgriff. Mutter und Schwester schickte er handbemalte Andenkenteller mit einem Bild des Soldaten- und des Matrosendenkmals der Stadt. Die Kunst, für Ilsa und Fritzi die richtigen Geschenke zu finden, blieb ihm verschlossen.
    Tess freute sich riesig über das Armband. Sie schenkte ihm einen herrlichen Stahlrasierer mit Onyxgriff und einen breiten Gürtel aus braunem Krokodilleder mit einer silbernen Schnalle in Form eines Adlers.
    Der trübe Winter, der für Michigan so typisch war, zog sich dahin. Carl sehnte sich danach, daß der Schnee taute, die Straßen trockneten und die Rennbahn befahrbar würde; dann könnte er in Edmunds neuen Special steigen, der in einer Remise für fünf Gespanne hinter Hoots Herrenhaus in der Jefferson Avenue gebaut wurde. Nur Tess war es zu danken, daß Carl in dieser Zeit nicht durchdrehte, sich an den grauen Morgen tatsächlich aus dem Bett quälte,

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