Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
daß Tess dem verwegenen Autorennsport mit den gleichen Gefühlen begegnete wie Sykes ihm - dem Gefühl der Konkurrenz. Sie sagte es nicht direkt, war auch nicht im mindesten verstimmt. Aber sie blieb standhaft. Carl fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er wollte sich nicht zwischen zwei Lieben entscheiden müssen.
    Der Sonntag war ein schöner, sonniger Tag, die Haupttribüne bis auf den letzten Platz besetzt. Carl hatte einen billigen Platz, hoch oben, im Schatten unter dem Dach. Sein Herz fing in dem Augenblick an, laut zu pochen, als er sich mit dem Programm, das er für fünf Cent erstanden hatte, auf seinem Platz niederließ.
    In der ersten Stunde wurden Trabrennen gefahren, um die erwartungsvolle Spannung zu erhöhen. Als der letzte Trabrennwagen die Bahn verlassen hatte, wässerte ein von zwei schweren Pferden gezogener Wasserwagen die Bahn. Dann trat der Mann aus Barneys Vorhut mit einem Megaphon vor die Haupttribüne.
    »Meine Damen und Herren, sehr verehrte Anwesende, jetzt kommt der Augenblick und der Mann, auf den Sie alle gewartet haben. Sie kennen ihn als den alten Meister, als den berühmtesten Automobilisten der Welt, den schnellsten Fahrer aller Zeiten. Bitte heißen Sie ihn mit einem großartigen Applaus willkommen - Barney Oldfield.«
    Jetzt schoben die Mechaniker Barneys National, den Rennwagen mit den rotweißen Streifen und den weißen Sternen auf blauem Untergrund, unter der Haupttribüne heraus. Die Streifen schmückten die Seiten der Karosserie, die Sterne die Haube. Der Menge zuwinkend, saß Barney Oldfield am Steuer, so wie man ihn von Tausenden von Photos kannte: weißer Rennanzug, Brille, baumwollene Ohrstöpsel, halbgerauchte Zigarre im Mundwinkel. Seine Grüße gingen im Toben, Schreien und Pfeifen der Menge unter.
    »Wir sind bereit für Barneys neuen Rekordversuch über eine Meile. Barney, sind Sie ebenfalls bereit?«
    »Alles klar, Mr. Pickens.«
    »Sind die Richter auf der Haupttribüne bereit?« Sie winkten mit ihren Taschentüchern. »Starten Sie Ihren Motor!«
    Die Menge tobte. Einer der Mechaniker drehte die Kurbel. Und noch einmal. Mit ohrenbetäubendem Knall und einem mächtigen Flammenrückschlag sprang der Motor von Old Glory an. Aber irgend etwas stimmte nicht, Barney kletterte aus dem Wagen. Augenblicklich senkte sich lähmende Stille über die Tribünen, in der man das unregelmäßige Knattern des Motors hörte.
    Mit finsterer Miene schob Barney seine Brille auf die Stirn und öffnete die Motorhaube. Mit der einen Hand hielt er die Haube hoch, mit der anderen griff er in die Gedärme des Wagens. Nach ungefähr einer Minute zog er plötzlich seine Hand heraus, grinste und reckte den Daumen in die Höhe. Carl und mehrere tausend andere brachen in ein Jubelgeschrei aus, als der Motor wie ein Kätzchen schnurrte.
    Barney schlug die Haube zu, setzte sich in seinen Wagen und wartete, während der Vorhutmann seine Startpistole hob. Barney rückte die Brille zurecht, kaute an seiner Zigarre. Der Schuß wurde abgefeuert. Die Menge tobte.
    Barney raste, eine riesige Staubwolke hinter sich herziehend, auf die erste Kurve zu. Sein Wagen umrundete die Rennbahn und schoß an der Haupttribüne vorbei, wo diesmal eine grüne Flagge den Beginn der Testrunde anzeigte. Carl war aufgesprungen und schrie aus Leibeskräften. Er versuchte, Barneys Zeit zu stoppen, indem er seine Pulsschläge zählte, doch in der Aufregung hatte er sich bald verzählt.
    Barney bekam die karierte Flagge und verlangsamte das Tempo. Am oberen Ende der Gegengeraden machte er eine Kehrtwende und hielt auf die Tribünen zu. Gleichzeitig kam sein Vorhutmann von den Richterplätzen heruntergelaufen, wo er die Zeitzettel eingesammelt hatte. Als hätten sich beide auf die Sekunde abgesprochen, kam Barney mit lautem Knattern vor der Haupttribüne zum Stehen, als sein Mann das Megaphon an den Mund hob, um das Ergebnis zu verkünden.
    »Meine Damen und Herren, das offizielle Ergebnis lautet: Der schnellste Fahrer der Welt hat soeben einen neuen Meilenrekord aufgestellt - dreiundvierzig und zwei Zehntelsekunden, womit er seinen früheren Rekord um eine Zehntelsekunde unterboten hat!«
    Höllenspektakel. Die Menschen warfen Programme und Konfetti in die Luft, Carls Kopf war umschlungen von Papierschlangen. In der Aufregung hatte er Tess vollkommen vergessen.
    Im Anschluß an den Geschwindigkeitsrekord machten sich Barney und sein Team bereit für drei Ausscheidungsrennen über fünf Meilen. Die Wagen, die das Rennen

Weitere Kostenlose Bücher