Fremde Gäste
steigt die richtige Brautmutter drei Tage vorher aus dem Flugzeug und tut so, als ob sie das alles vollbracht hätte!«
dachte ich grimmig.
Aus alledem ist leicht zu erkennen, daß ich dieser Hochzeit nicht mit der Begeisterung der anderen entgegensah.
Und doch war ich glücklicher als die anderen über diese Ehe, wußte ich doch, daß meine liebe kleine Tony nun geborgen war. Peter war etwa neun Jahre älter als sie; das bedeutete, daß er einsichtig genug war, um sie vor vielen Irrtümern zu bewahren, in die Tony fröhlich hineinstolpern konnte. Er würde niemals versuchen, sie am Gängelband zu führen, sie aber liebevoll umsorgen, ohne daß sie es merkte. In Geldschwierigkeiten würden sie nicht geraten. Peter war nicht reich; er hatte die Farm seiner Mutter abgekauft, als sie zur allgemeinen Erleichterung ihren Kapitän zur See geheiratet hatte. Sie hatte uns von ihrer charmanten, aber anstrengenden Gegenwart durch eine Reise nach England mit ihrem Gatten befreit. Peter hatte noch die Hypothek abzuzahlen, aber seine Farm florierte, und er hatte während der schlechten Jahre keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Zweifellos würde Alistair auch weiterhin Tony ein Taschengeld zukommen lassen, und sie würde vermutlich auch seine einzige Erbin sein. Ihre Mutter war durch ihre zweite Ehe in einer sehr guten Situation, und ihr Bruder Robert hatte als erfolgreicher Medizinstudent seine Karriere bereits angetreten. Es zeigte sich also kein Wölkchen an ihrem Himmel. Ich selbst würde keinem von der kohlschwarzen Wolke erzählen, die bei dem Gedanken an die Hochzeitsfeier an meinem Himmel hing. Niemand sollte etwas davon ahnen. Nicht einmal Paul. Nicht einmal Larry.
Peter schrieb seine Briefe ohne meine Hilfe, brachte sie mir aber zur Begutachtung, ehe er sie abschickte. Sie waren kurz, aber sehr gut, und endeten mit dem Satz: »Ich hoffe auf ein Wiedersehen bei der Hochzeit.« Bei dem Schreiben an Mrs. Maclean hatte er noch hinzugefügt: «... um Sie dann noch näher kennenzulernen.« Bei Alistair hatte er das weggelassen, da er ihn schon oft bei uns gesehen hatte.
Die Antworten waren ganz so, wie ich es erwartet hatte. Alistair schickte ein ausführliches und teures Telegramm mit der Bestätigung und dem Dank für Peters Brief. Er freue sich sehr über diese Nachricht; endlich habe Tony ihren guten Geschmack bewiesen. Er schloß: »Auf Wiedersehen bei der schönsten aller Hochzeiten im September!« Ich las das Telegramm zweimal und verweilte bei den letzten Worten. Im Geiste sah ich die Feier bei miserablem Wetter: den aufgeweichten Rasen verschlammt, niedergeregnete, tropfnasse Blumen auf den Beeten, zwei undichte Markisen. So närrisch war ich schon! Dabei hätte ich erfüllt sein sollen von der Freude über Tonys Zukunft.
Claudias Brief an Peter war freundlich und kurz. Sie wünsche ihnen beiden viel Glück; sie habe den Eindruck, daß Tony eine gute Farmersfrau abgeben werde. Da ich ihre Ansicht über Landfrauen im allgemeinen und über ihre Tochter im besonderen kannte, wußte ich, daß das kein großes Lob war. Mrs. Maclean schloß mit einer wohlgemeinten Einladung an das junge Paar, sie bald in ihrem Heim zu besuchen. »Obwohl ich weiß, daß das Leben in den Kreisen einer Universität Antonia nicht sehr zusagt, hoffe ich doch, daß sie kommt und all meine Freunde kennenlernt.«
»Na, und ob!« sagte Tony aufsässig. »Sie will den Leuten nur zeigen, daß wir uns gebildet ausdrücken können und ihre Tochter keinen Bauernlümmel heiratet.«
Gutwillig wie stets entgegnete Peter, sie könnten auf der Rückreise von Queensland doch einmal bei ihr hereinschauen.
An dem eigensinnigen Zug um Tonys hübschen Mund erkannte ich, daß hier der Anlaß für den ersten Krach sein könnte. Aber dir wünsche ich den Sieg, mein Sohn, dachte ich im stillen.
Die Aufregung um Tonys Verlobung, die ich Larry am nächsten Morgen um sieben Uhr mitteilte, und das endlose Gespräch über die bevorstehende Hochzeitsfeier hatten unsere beiden Anhalter etwas aus unseren Gedanken verdrängt. Ihnen beiden war das nur angenehm: Tom wegen seiner persönlichen Schüchternheit, und David, weil er nicht gern »Susans Entdeckung« sein mochte.
Diesen Beinamen bekam er, als seine seltsame magische Gewalt über die Pferde bekannt wurde. Obwohl ihm diese Bezeichnung immer noch lieber war als »Susans Findling«, bemerkte ich doch, daß ihm der Wirbel um diese Sache unangenehm war. Immer wieder wurde er aufgefordert, seine
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