Fremde Gäste
über sich, auch von
anderen Dingen als den trächtigen Stuten zu reden. Im ganzen schien sie mit
Claudia besser auszukommen als je zuvor. Ich stellte fest, daß ein so großes
Glück wie das ihre auch gute Umgangsformen mit sich brachte.
»Ja, Daddy ist auch da — er kam
gestern«, hörte ich, wie sie das in genau dem richtigen beiläufigen Ton sagte.
»Bei der Party werdet ihr ihn ja sehen. Ja, es geht ihm offenbar gut. Er ist
ganz der Alte .«
Das war vermutlich in Claudias
Augen ein vernichtendes Urteil. Trotzdem lief — dank unserer vereinten
Anstrengungen, die Peter taktvoll unterstützte — alles gut ab. Das geschiedene
Paar traf sich nur zu einer flüchtigen Begrüßung in einem Zelt. Zu dieser Zeit
war ich gerade mitten in einer Unterhaltung mit Alistair. Daß Claudia
hereinkam, konnte ich daran erkennen, daß das liebenswürdige Lächeln aus seinem
Gesicht verschwand. »Also los !« murmelte er und
schritt wie selbstverständlich auf sie zu. Er begrüßte Claudia und schüttelte
sogar Professor Maclean die Hand. Alles geschah sehr
höflich und vollkommen unauffällig für einen, der die Vorgeschichte nicht
kannte.
Es wurde ein recht gelungenes
Fest, und es glich aufs Haar jeder anderen Hochzeitsfeier. Der Unterschied
bestand nur darin, daß Bräutigam und Braut nicht auf die Hochzeitsreise gingen,
sondern gerade erst davon zurückgekehrt waren. Die Gäste waren laut und lustig
und paßten sich im allgemeinen besser an, als ich erwartet hatte. Unsere
hiesigen Freunde neigten zwar dazu, sich in einer Ecke des Zeltes
zusammenzuscharen, aber Larry, Anne und ich gingen gewissenhaft von einem zum
anderen und machten alle miteinander bekannt. Begleitet von ihrem Peter tauchte
Tony bald hier, bald dort auf und bezauberte alle. Miranda sah reizend aus; sie
wich kaum von Joes Seite. Mit einem kleinen Seufzer dachte ich an Graham; er
hätte diese Gesellschaft bestimmt genossen, aber nun schien er schon fast vergessen
zu sein. David benahm sich zum Glück gesittet; anscheinend machte es ihm Spaß,
seine Mutter und Miß Adams zu umsorgen. Mrs. Hepburn sah sehr gut aus und wurde
von Claudia sofort anerkannt. Sie begrüßte auch Davids seltsame Freunde mit der
gleichen Liebenswürdigkeit. Tantchen strahlte vor Wohlwollen. Unser Colonel
fühlte sich gleichsam als Gastgeber; leutselig plauderte er mit jedermann und
verbreitete allerorten Herzlichkeit und Wärme. Jeder tat das Seine, auch mein
lieber Mann; er teilte seine Aufmerksamkeit zwischen Peters Mutter samt ihrem
pensionierten Kapitän und Mrs. Hepburn, die einiges mit seiner Schwester gemein
zu haben schien.
Die Party dauerte, wie das so
geht, bis zwei Uhr morgens. Da schien es allen einzufallen, daß man nicht auf
den Aufbruch des Brautpaars zu warten brauche. Statt dessen mußten wir selbst
uns auf den Heimweg machen. Es war eine sehr ungezwungene Feier gewesen und
gerade deshalb besonders nett, das erklärten alle. Sogar die Ansprachen waren
kurz und amüsant gewesen. Dabei schoß Paul wohl den Vogel ab: Seine Rede
dauerte nur drei Minuten und war obendrein durch zwei recht gute Witze gewürzt.
Arm in Arm sagten uns Peter und
Tony und ihr Vater Lebewohl. Tony flüsterte mir noch zu: »Susan, ist das nicht
fein, daß jetzt kein Blödian eine Blechbüchse oder ein paar alte Stiefel an
unser Auto hängt? Das hier ist doch die beste Art, Hochzeit zu feiern !« Den Anblick, wie sie da zu dritt in der Eingangstür
standen, gleichsam auf der Schwelle eines neuen Lebens, werde ich nie
vergessen. Alistair hielt sich ein wenig im Hintergrund und wurde von Tony nach
vorn gezogen. Der glückliche Peter stand dicht neben ihr, und sie selbst in
ihrem schönen Brautkleid strahlte vor Freude. Netterweise schien Paul meinen
gerührten Schluchzer nicht zu bemerken, als er den Wagen wendete und wir
davonfuhren.
12
»Ich will nur, daß David das
tut, was er gern will«, sagte Mrs. Hepburn.
Ich war freudig überrascht. Das
war wirklich eine moderne Mutter!
»Das ist sehr großzügig von
dir«, bemerkte Tantchen.
Wir saßen in dem Zimmer hinter
dem Laden, in dem gemütlichen Raum, der schon so manche Aufregung meines
Landlebens miterlebt hatte. Heute ging es nicht um meine Probleme; es handelte
sich um David, darum begnügte ich mich mit leiser Zustimmung. Larry war auch zum
Tee geladen; sie war forscher und unbekümmerter als ich. »Alles, was er
gern will ?« fragte sie. »Auch wenn es Ihnen und Dr.
Hepburn merkwürdig vorkommt?«
»Mister Hepburn«, verbesserte
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