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Fremde Männer küsst man nicht!

Fremde Männer küsst man nicht!

Titel: Fremde Männer küsst man nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELE DUNAWAY
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quietschte leise im Wind. Es war eine gottverlassene Einöde.
    „Du meine Güte“, flüsterte Christina, als Bruce’ Pick-up vor einem der Gebäude anhielt. Hinter einigen Fenstern bewegten sich vergilbte Gardinen, die wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten dort hingen, und neugierige Gesichter spähten nach den Ankömmlingen aus, um dann schnell wieder zu verschwinden.
    „Wenn hier in der Nähe eine Schnellstraße gebaut würde, kämen Sie aus dem Staunen nicht heraus, wie schnell aus solchen abgelegenen Ecken präsentable Ortschaften werden. Hier sollte man auch mal dreinschlagen, aber das wäre eine separate Klage. Solange unsere Klientinnen jedenfalls nur Mindestlohn verdienen, können sie sich keine andere Unterkunft leisten.“
    „Und das sind alles legale Immigranten? Mit Arbeitserlaubnis?“ Christina mochte ihren Augen kaum trauen. Die trübe Wolkendecke am Himmel tat ein Übriges dazu, den Betrachter an Szenen aus billigen Horrorfilmen denken zu lassen.
    „Alle unsere Klientinnen sind legale Einwanderer. Das ist eines der wenigen Gesetze, gegen welche die Morrisville Bekleidungsfabrik noch nicht verstoßen hat. Die Wanderlandarbeiter sind schon weg, ihre Saison ist vorbei. Die wohnen dann hier zu zehnt in einem Zimmer. Und abgesehen von kirchlichen Organisationen interessiert das niemanden.“
    „Ein echtes Dreckloch“, sagte Christina und steuerte in ihren italienischen High Heels um ein vertrocknetes Häufchen Hundekot. Der trockene Wind blies Staub umher. Jetzt im November war alles Grün längst braun und verdorrt.
    „Sie sollten sich in Zukunft vielleicht besser etwas zurückhaltender kleiden – professionell, aber nicht zu anspruchsvoll“, instruierte Bruce sie. „Bis auf Gerichtstermine natürlich. Die meisten Leute hier kaufen ihre Kleidung im nächsten Wal-Mart drüben in Greensburg.“
    „Sie tragen doch auch einen Anzug“, hielt Christina ihm entgegen. In ihrer letzten Kanzlei und auch danach in ihrer Ehe war immer großer Wert darauf gelegt worden, dass sie erstklassig gekleidet war. Selbst ihre Schwangerschaftskleider waren alles Designermodelle gewesen.
    „Ja, aber nur, weil heute Morgen das Teilhabertreffen war. Diese Leute hier denken sofort an Ausländerpolizei, wenn sie Leute in Businesskleidung auf sich zukommen sehen.“
    Bruce ging zu einer der Türen, von denen die Farbe abblätterte, und klopfte. Die Nummer sieben hing schief an einem Nagel und klapperte im Takt.
    „María!“, rief er. „María Gonzales. Ich bin Bruce Lancaster. Machen Sie auf! Ich muss mit Ihnen sprechen. Clara schickt mich zu Ihnen.“
    Ein Redeschwall auf Spanisch war durch die geschlossene Tür zu hören. Es gab aber kein Anzeichen, dass die Tür geöffnet werden würde. Bruce klopfte erneut. „María, por favor !“
    „Lassen Sie mich mal“, sagte Christina. Einige andere Türen hatten sich geöffnet, und Köpfe reckten sich heraus, um sofort zu verschwinden, wenn man hinsah. „María! Soy Christina Jones, la social de Bruce. Por Favor abra la puerta. Le ne cesitamos hablar. Es muy importante.“
    „Was haben Sie gesagt?“, fragte Bruce.
    „Dass ich Ihre Kollegin bin und sie die Tür öffnen soll, weil wir dringend etwas besprechen müssen.“
    „Oh.“ Er schien beeindruckt. Aber Christina hatte keine Zeit, ihren kleinen Triumph zu genießen, denn eben öffnete sich die Tür einen Spalt weit. Die Sicherheitskette blieb vorgelegt.
    Eine Frau schaute durch den Spalt und gab eine weitere Tirade auf Spanisch von sich. Christina übersetzte.
    „Sie sagt, der Boss erlaubt ihr immer noch nicht, rechtzeitig das Fließband zu verlassen. Außerdem ist die Damentoilette kaputt, und sie kann nicht auf die Männertoilette gehen. Und er sieht sie immer so anzüglich an und fasst sich in den Schritt dabei.“
    „McAllister“, sagte Bruce, der offenbar sofort wusste, von wem die Rede ist. „Er ist der Übelste von allen. Er ist Donald Grays Neffe, und das ist wahrscheinlich der einzige Grund, warum er noch nicht entlassen wurde. Wegen der kaputten Toilette rufe ich gleich mal die Bundesarbeitsschutzbehörde an.“
    „Ja, noch eine Bundesbehörde, die mit dem Fall zu tun bekommt, kann nicht schaden“, stimmte Christina zu.
    „Gerüchten zufolge wartet man dort nur auf eine Gelegenheit, in dieser Fabrik mal nach dem Rechten zu sehen“, erzählte er. „Verstopfte Toiletten könnten ihnen genau den Vorwand liefern, den sie brauchen. Ich rufe dort an, und Sie versuchen bitte, María zu überzeugen,

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