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Fremde Männer küsst man nicht!

Fremde Männer küsst man nicht!

Titel: Fremde Männer küsst man nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELE DUNAWAY
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dass sie unbedingt heute zur Arbeit gehen muss. Wenn sie das nicht tut, kommen die Mistkerle wieder einmal davon mit dem, was sie den Arbeiterinnen antun. Los, sagen Sie ihr das. Sie muss zur Arbeit gehen. Sie ist ohnehin schon spät dran.“
    „Sie sagt, die Pausen sind nicht lang genug, um die Toiletten in den anderen Etagen zu benutzen. Sie hat schon eine beginnende Blaseninfektion.“
    „Na prächtig. Sagen Sie ihr, laut Gesetz haben auch Nichtgewerkschaftsmitglieder Anrecht auf eine Toilettenpause. Wenn die Toiletten in ihrer Etage nicht benutzbar sind, dann darf sie ohne Lohnabzug andere benutzen, auch wenn die weiter entfernt liegen. Wir finden nachher raus, wo genau wir uns deswegen für sie beschweren müssen. Aber sie muss heute noch auf Arbeit erscheinen. Überzeugen Sie sie. Wenn ich etwas sage, versteht sie kein Wort.“
    Er zog sein Handy heraus und rief per Kurzwahl in der Kanzlei an. „Angela, ich brauche Namen und Telefonnummer von jemandem bei der Arbeitsschutzbehörde OSHA. Ich möchte wissen, ob es legal ist, eine ganze Fabriketage ohne funktionierende Toiletten zu lassen. Und informieren Sie dann bitte auch die Gleichstellungsbehörde davon.“
    Christina betrachtete die kleine, schmale Frau hinter dem Türspalt, während am Boden eine Kakerlake unter einem Herbstblatt hervorkroch und über den unebenen Beton lief. Bruce zertrat sie.
    Christina erschauerte. „María, tine que or al trabajo.“
    Sie sah, wie die Augen der Frau sich entsetzt weiteten, und schob schnell einen Fuß in den Türspalt. Ihre Zehen wurden schmerzhaft eingeklemmt, weil María im selben Moment versuchte, die Tür zuzuknallen. „Nein, du wirst mich nicht aussperren“, presste Christina auf Englisch zwischen den Zähnen hervor. Sie drückte mit der Hand gegen die Tür, um ihrem Fuß etwas mehr Freiraum zu erkämpfen. Die blättrige Farbe klebte an ihrem Handballen fest, als wären es Aufkleber.
    Dann erklärte sie der Mexikanerin in schnellem Spanisch, warum sie heute unbedingt zur Arbeit gehen musste. Es wurde eine hitzige Diskussion, die etwa fünf Minuten dauerte. Doch sie endete damit, dass Christina den Fuß wegzog und María die Tür ganz öffnete.
    Bruce telefonierte noch und stand ein Stück entfernt.
    María kam aus dem Motelzimmer heraus, und Christina dachte kurz daran, dass all die früheren Diskussionen mit ihrer Mutter am Ende wohl tatsächlich etwas gebracht hatten. Sie hatte nämlich die Lieblingsmethode ihrer Mutter angewandt, indem sie emotionalen Druck ausgeübt hatte. Bevor María die Tür schloss, sah Christina kurz eine alte Frau und ein kleines Kind im Hintergrund. Marías Familie, die zweifellos der Grund war, warum María überhaupt unter diesen unerträglichen Bedingungen arbeitete. Die Familie, um derentwillen sie auch heute zur Arbeit gehen musste, um weiter für sie sorgen zu können.
    „Wir fahren Sie zur Fabrik, und ich werde mit Ihrem Boss sprechen“, erklärte sie auf Spanisch. „Haben Sie zu Mittag gegessen?“ Christina wusste die Antwort schon, bevor sie die Frage ganz ausgesprochen hatte. „Dann halten wir unterwegs und besorgen Ihnen etwas zu essen.“
    Bruce klappte sein Handy zu und kam zu ihnen heran. Sofort senkte María den Kopf auf die Brust und starrt auf ihre Schuhspitzen.
    „Lassen Sie das“, fuhr Christina sie auf Spanisch an, und die zierliche Frau sah überrascht auf. „Machen Sie sich nicht klein vor ihm!“, redete Christina weiter. „Sie sind doch nicht weniger wert als er, nur weil er ein Weißer ist. Sie können stolz sein auf Ihre Herkunft!“
    Zu Bruce gewandt sagte sie: „Wir können. Ich habe ihr erklärt, dass wir sie zur Arbeit bringen, da alle anderen in ihrer Schicht schon weg sind. Ich habe ihr auch gesagt, wir holen ihr unterwegs noch etwas zu essen. Und ich möchte den Geschäftsführer der Firma sprechen.“
    „Donald Gray empfängt keine Besucher“, entgegnete Bruce, während sie gemeinsam zu seinem Pick-up gingen. „Habe ich schon x-mal versucht.“
    „Kann sein“, sagte Christina. „Ich aber noch nicht.“
    Er schien einen Moment zu überlegen. „In Ordnung“, sagte er dann. „Schaden kann es nicht, wenn Sie es mal probieren.“
    Im Auto zog Christina die Jacke ihres Designer-Kostüms eng um ihren Oberkörper. Sie trug eine teure Seidenbluse darunter, und das war ihr auf einmal peinlich. María trug ein bedrucktes Sweatshirt und ausgewaschene Jeans. Sie wurde gnadenlos ausgebeutet.
    Nachdem sie Lunch für María besorgt hatten, waren

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