Fremde Männer küsst man nicht!
beruflichen Werdegang weiß.“
Er beugte sich nahe zu ihr. Fast wäre sie einen Schritt zurückgewichen. „Erst Purdue, dann Indiana University in Bloomington. Das ist zwar keine Privat-Uni, aber dort zu studieren ist Familientradition, und es ist eine der besten Jurafakultäten im Land. Ah, da kommt sie. Lächeln Sie, Christina. Sie sind unsere Trumpfkarte. Machen Sie ihr Dampf.“
Bruce streckte die Hand aus. „Elaine! Wie geht es dir? Du siehst toll aus! Tut mir leid, dass wir einfach so reingeschneit kommen. Es ist wirklich nett von dir, dass du dir trotzdem Zeit für uns nimmst. Dein Terminkalender ist bestimmt randvoll. Darf ich vorstellen? Christina Jones, die neue Teilhaberin von Lancaster & Morris .“
„Schön, Sie kennenzulernen“, sagte Elaine, während sie und Christina sich gegenseitig mit Blicken abschätzten.
Elaine war ein paar Zentimeter größer. Beide waren sie nur wenig kleiner als Bruce. Ihr Haar war so platinblond, dass es fast weiß aussah. Topaktuelles Designer-Kostüm, hochmoderne Frisur. Ihr Griff beim Händeschütteln war mörderisch. Christina widerstand dem Bedürfnis, sich die Hand zu massieren, um das Blut wieder in Bewegung zu bringen.
„Sie sind neu in der Stadt, richtig?“, fragte Elaine. Es war eine rein rhetorische Frage.
„Ich bin aus Cincinnati hergezogen.“
„Na, ich hoffe, es gefällt Ihnen hier. Die Einkaufsmöglichkeiten sind unter aller Würde. Ich muss alle drei Monate nach New York fliegen, um etwas Anständiges zum Anziehen zu finden.“ Sie wandte sich zurück an Bruce. „Also, was führt euch beide her? Wegen eurer kleinen Sache da sind wir doch erst für nächste Woche verabredet.“
Christina musste sich schwer beherrschen. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Rassismus waren keine „kleine Sache“.
Bruce schien kein Problem zu haben. Völlig entspannt sagte er: „Unsere Klientin kam heute wieder arbeiten. Ihr Vorarbeiter hatte gedroht, ihr den Lohn zu kürzen, wenn sie ihren Arbeitsbereich verlässt. Leider sind die Toiletten auf der Etage unbenutzbar. Also musste sie den Bereich verlassen, um ihren körperlichen Bedürfnissen nachzukommen.
Elaine, unsere Klientin sollte keine Angst haben müssen, zur Arbeit zu gehen. Ihr Vorgesetzter darf sie nicht wegen normaler körperlicher Bedürfnisse schikanieren. Ich habe die OSHA informiert, und meine Mitarbeiterin in der Kanzlei setzt gerade die Gleichstellungsbehörde auf den neuesten Stand der Entwicklungen in dieser Sache.“
„Da die Beschwerde nicht über den ordentlichen Dienstweg an mich weitergeleitet wurde, weiß ich natürlich nichts davon“, entgegnete Elaine gelassen. „Aber ich werde sofort Nachforschungen anstellen.“
„Wunderbar.“ Bruce schien mit dieser Aussage zufrieden zu sein. „Ich wusste, meine Klientinnen und ich können auf dich zählen. Du wirst das Richtige tun.“
„Sie werden sich also um die Sache kümmern?“, fragte Christina.
„Wir haben unsere Ehre“, antwortete Elaine frostig. „Viele dieser Angelegenheiten in letzter Zeit basieren auf bedauernswerten Missverständnissen, die problemlos zu ändern wären, wenn sich die Leute einfach mal an die vorgeschriebene Verfahrensweise beim Melden dieser Vorkommnisse halten würden.
Wir haben schon Broschüren auf Spanisch herausgebracht, damit unsere Arbeiterinnen gut informiert sind. Kein Grund, so übertrieben zu reagieren. Es tut mir in der Seele weh, wenn eine Kanzlei wie Lancaster & Morris sich für so etwas hergibt.“
„Ich bin froh, dass du dich der Geschichte annehmen wirst.“ Bruce ignorierte die boshafte Bemerkung und griff nach Elaines Hand, um sich zu verabschieden. „Wir haben genug von deiner kostbaren Zeit in Anspruch genommen. Können wir, Christina?“
„Wir können.“
Christina folgte Bruce nach draußen auf den Parkplatz. Sie war sich bewusst, dass sie von Elaine beobachtet wurden.
Kaum waren sie jedoch eingestiegen und hatten den Parkplatz verlassen, platzte Christina der Kragen. „Was fällt Ihnen eigentlich ein? Sie lassen ihr Zeit, alles in Ordnung zu bringen, bevor die Bundesbehörden hier alles unter die Lupe nehmen!“
Er blieb ruhig. „Was ist falsch daran, wenn Elaine jetzt die Toiletten reparieren lässt? Für María ist es gut. Unser Hauptanliegen besteht darin, dass María weiter hier arbeitet und alle Missstände beseitigt werden. Donald Gray gehört zu den Leuten, die meinen, das Gesetz gelte nicht für sie. Er spart überall, um seinen Profit zu erhöhen. Und
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