Fremde Männer küsst man nicht!
die richtige Art der Begrüßung, nachdem ich zwei Wochen lang nicht da war, oder?“, witzelte Bruce und genoss es zu sehen, wie ihre Wangen sich röteten und Christina mit erstaunt geöffneten Lippen dastand. Besser nicht auf diese Lippen schauen. Das brachte ihn nur auf unpassende Gedanken.
„Sie haben ein paar Akten mit nach Hause genommen, die ich brauche. Und da Sie heute nicht in die Kanzlei kommen, wie man mir sagte, bin ich halt hergefahren, um sie mir abzuholen.“
Sie öffnete die Tür ein Stück weiter. „Kommen Sie schnell herein. Bella ist krank.“
„Ich weiß. Angela hat es mir gesagt, als ich sie nach den Akten fragte.“
Bruce trat in die Diele und betrachtete Christina. Sie trug wieder Jeans, diesmal aber mit einem hellrosafarbenen Kaschmir-Twinset. Die Haare hatte sie mit einem schlichten Zopfgummi hochgebunden. Müde sah sie aus.
„Wie geht es Bella?“, fragte er. „Sie sehen aus, als hätten Sie wenig Schlaf bekommen.“
Christina seufzte. „Neununddreißig Grad Fieber und Erbrechen. Ich war die ganze Nacht bei ihr am Bett. Ihre Freundin Megan hatte dasselbe. Daher weiß ich, dass nach dem Erbrechen der Durchfall kommt.“
„Was sagt der Arzt?“
„Viel trinken, nur trockenes Brot essen. Das Übliche.“ Christina wandte sich zum Wohnzimmer. „Ich hole die Akten, Sie haben es bestimmt eilig.“
„Nein, nein. Keine Panik. Eigentlich wollte ich hier mit Ihnen arbeiten, damit es leichter für Sie ist.“
„Hier?“ Christina drehte sich erschrocken wieder um.
„Klar, warum nicht? Sie haben die Akten, ich habe noch ein paar andere Unterlagen mitgebracht, die wir durchgehen könnten. Wo arbeiten Sie?“
Sie deutete hinter sich, und er konnte den Tisch im Esszimmer sehen, auf dem die Akten sauber gestapelt lagen.
Ihm fiel ein, was er mitgebracht hatte, und er hielt die Papiertüte hoch. „Bagels. Frisch gebacken und belegt. Garantiert köstlich.“
„Mit Asiago-Käse?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Und welche mit Blaubeeren, und einfache.“ Bruce sah, dass er sie an der Angel hatte. „Die machen in dem Laden ihre eigenen Frischkäsesorten. Genauer gesagt habe ich diesmal Erdbeergeschmack, Apfelbutter und …“
Christina nahm ihm die Tüte aus der Hand. „Na gut, setzen Sie sich ins Esszimmer. Sie dürfen bleiben. Aber nur, weil Sie das da mitgebracht haben. Was möchten Sie trinken? Wir haben Wasser, Milch, Orangensaft, Apfelsaft … und Kaffee. Den habe ich heute schon literweise getrunken. Allerdings mit Haselnussgeschmack.“
„Eine Seelenverwandte!“, staunte Bruce entzückt. „Ich liebe Haselnusskaffee.“
Sie führte ihn ins Esszimmer und ließ ihn dort allein, während sie in die Küche ging.
Er sah sich um. Die Zimmer waren alle recht klein in diesem Haus. Überhaupt war es ein bescheidenes Heim. Machte ihr das nichts aus? Das entsprach doch alles nicht dem Luxus, in dem sie jahrelang gelebt hatte.
Sie arbeiteten bis zum Mittag. Zwischendurch ging Christina alle Viertelstunde hoch ins Kinderzimmer und sah nach Bella. Es gab Nudelsuppe mit Hühnerfleisch und Gemüse. Minuten später schlief Bella wieder in ihrem Zimmer, und die beiden Erwachsenen gingen wieder an die gemeinsame Arbeit.
„Danke für Ihre Geduld mit Bella“, sagte Christina.
„Das ist doch selbstverständlich. Ich mag Kinder. Als Kind habe ich mir immer gewünscht, noch Geschwister zu haben. Ich war Einzelkind, also war ich dauernd drüben bei den Morris’. Da herrschte ständig Chaos, das war klasse. Wenn ich mal heirate, will ich jede Menge Kinder.“
„Ich war das mittlere von drei Kindern. Das war eine sehr besondere Situation.“
Sie schien bereit, von sich zu erzählen. Diese günstige Gelegenheit, mehr über sie zu erfahren, konnte Bruce nicht ungenutzt verstreichen lassen. „Erzählen Sie mir von Ihrer Familie“, sagte er. „Das interessiert mich.“
„Da gibt es nicht viel zu erzählen“, begann sie und spielte nachdenklich mit einem Stift. „Meine Geschwister sind beide sehr erfolgreich. Cecile ist Kinderärztin und mit einem Internisten verheiratet. Zwei Kinder, ein Hund, ein Kindermädchen. Enrique führt das Familienunternehmen und hat drei Kinder.“
„Und Sie sind die Rechtsanwältin.“
„Richtig. Und für den Geschmack meiner Familie ging ich zu weit weg von zu Hause, um zu studieren. Sie wollten nicht, dass ich arbeite. Deshalb waren sie mehr als froh, als ich Kyle heiratete. Obwohl sie erst nicht verwinden konnten, dass er ein Weißer war. Aber die
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