Fremde Schiffe
Inseln. Willkommen, König Gasam.« Aufgrund der Mission begrüßte sie die Gesandtschaft zuerst.
»Ich grüße dich, große Königin Shazad«, sagte Gasam und neigte den Kopf kaum merklich. »Ich führe die Gesandtschaft an.«
Sie schritt die beiden Stufen hinab und stellte sich neben Gasam, der ihr jeden seiner Begleiter vorstellte. Die meisten waren Elitekrieger. Es ärgerte sie, dass sie einige aus den Tagen ihrer Gefangenschaft kannte, als sie Kriegsrat hielten, während Shazad an der Wand angekettet war und nicht aufstehen konnte. Sie kamen zu dem letzten Mann, der kein Shasinn war.
»Mein Kapitän, Ilas von Nar.«
Sie ließ sich nicht einmal durch ein Zucken des Augenlids anmerken, dass sie ihn kannte. »Ich sehe, du hast noch einen Nevaner in deinen Dienst genommen.«
»Ich wollte sein Schiff, er wollte einen Herrn. Wir trafen eine Vereinbarung. Er steht unter meinem Schutz.«
»Besser gesagt, unter meinem sicheren Geleit.« Mit rauschenden Röcken wandte sie sich von dem Verräter ab. »Egal. König Gasam, wir müssen miteinander reden. Später findet ein förmliches Festmahl statt. Bitte entschuldige die schlichten Umstände, aber wir haben schließlich Krieg.«
»Wir lieben Schlichtheit«, sagte Gasam und blieb an ihrer Seite. Der Hofstaat hielt Abstand, während sich die beiden unterhielten. »Die Jahre gingen freundlich mit dir um, Shazad. Du bist so schön wie immer.«
Sie lächelte. »Versuche nicht, mir zu schmeicheln, du elender Wilder. Wir sind hier, um zu verhandeln und nicht, um einander Komplimente zu machen.« Sie wusste, was sie sagen musste, besaß aber wenig Kontrolle über ihre Gefühle. Sie dachte an das erste Zusammentreffen mit diesem Mann kurz vor der Schlacht, in der die Barbaren die Armee ihres Vaters fast vollständig vernichteten. Während des vorhergehenden Palavers saß sie auf ihrem Cabo und Gasam hatte sie wie ein Zuchtkagga gemustert. Seine rohe, animalische Ausstrahlung war überwältigend. Er sah ebenso gut aus wie Hael, aber ohne die träumerische Aura, die Hael zu etwas Besonderem machte. Zu ihrem Entsetzen empfand sie wieder wie damals: mit einem erotischen Gefühl, das fast schon Leidenschaft war.
»Weise meine Komplimente nicht zurück«, tadelte er. »Ich mache sie nur sehr wenigen Menschen. Kraft und Charakter finde ich ebenso anziehend wie die Schönheit des Fleisches. Du hast beides im Übermaß.«
»Von einem anderen Mann wäre es wirklich ein Kompliment. Aber du hast die schönste Frau der Welt – deine Königin.«
»Nein, du hast sie, Shazad.« Sekundenlang sah sie ihm seine Verzweiflung an. »Ich muss sie zurückhaben!«
»Deshalb bist du hier. Geh fort. Ziehe dich auf deine Inseln zurück und verlasse sie nie mehr. Dann schicke ich sie dir mit Freuden zurück.«
Er lachte. »Dann verlangst du von Larissa und mir reinen Selbstmord. Einmal wurde ich vom Festland vertrieben und das war schlimm, aber mein Volk glaubte an mich, da ich durch Hael schwer verwundet wurde. Dafür verletzte meine Königin Hael. Für meine Stammesbrüder ähnelte es einem uralten Ritual, bei dem Krieger einander im Dornenkreis herausforderten. Es war so, als kämpften Götter miteinander. Wie man mir erzählte, tun Götter das von Zeit zu Zeit.«
Er drehte den Kopf und lächelte, als tauschten sie politische Nichtigkeiten aus. »Wenn ich aber kampflos verschwinde und darauf warte, dass du mir Larissa schickst, bin ich nichts als ein Mann und zwar ein Mann ohne jegliche Macht. Larissa würde lieber in Gefangenschaft sterben, als das mit anzusehen.« Diesmal lag der Schmerz auch in seiner Stimme, nicht nur in seinem Blick.
»Dann befürchte ich, dass es wenig zu verhandeln gibt, denn so lauten meine Bedingungen.« Sie betraten eine breite Terrasse, auf der mit Köstlichkeiten und Wein gedeckte Tische standen. Diener hielten sich im Hintergrund zur Verfügung.
Die Prozession war ihnen schweigend gefolgt. Nur Gasams Krieger unterhielten sich mit leisen Stimmen. Sie taten es nicht aus Höflichkeit. Die Shasinn waren ein Volk, das nur selten die Stimme erhob, außer beim Gesang oder im Krieg.
»Bitte, Shazad«, tadelte er sie. »Du weißt so gut wie ich, dass wir Angebote und Gegenforderungen machen, bis wir zu einer Einigung kommen. Wenn es keinen Platz für Verhandlungen gäbe, befänden wir uns jetzt mitten in einer Schlacht.«
Energisch wandte sie sich ihm zu und der Hofstaat erstarrte. »Wie kann ich mich mit weniger als deiner sofortigen Abreise zufrieden geben, Gasam? Du
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