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Fremden Kind

Fremden Kind

Titel: Fremden Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Hollinghurst
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etwas heimlichtuerisch das Aufnahmegerät aus seiner Aktentasche.
    »Eigentlich hätte ich eher von ihm erwartet, dass er mal etwas über Cecil schreibt. Für den hat er sich nämlich auch ganz besonders interessiert.«
    »Wofür er sich nicht alles interessiert hat?!«, sagte Paul.
    »Ich habe einige Probleme mit den Augen«, sagte Daphne und streckte die Hand nach dem Tischchen mit der Lampe und den Büchern neben sich aus. Konnte sie überhaupt noch lesen, fragte sich Paul. Er hatte ein wenig damit gerechnet, seine eigenen Briefe dort liegen zu sehen.
    »Ja, das habe ich schon von Robin gehört«, spielte er in einem liebevollen Ton auf diesen gemeinsamen Freund an.
    »Sie haben doch nicht die Einfahrt verstellt, oder?«, fragte Daphne.
    »Nein, nein – ich habe mir am Bahnhof Worcester ein Taxi genommen.«
    »Ach so, ein Cathedral? Sind die nicht furchtbar teuer?«, sagte Daphne mit einiger Genugtuung. »Finden Sie noch ein freies Plätzchen zum Sitzen? Irgendwann in absehbarer Zeit wird Wilfrid hier mal aufräumen, aber bis dahin müssen wir leider mit diesem Chaos und dieser Unordnung leben. Wenn ich daran denke, dass ich mal in einem Haus mit fünfunddreißig Bediensteten gewohnt habe – seltsam.«
    »Meine Güte …!«, sagte Paul und nahm eine lederne Lesemappe für die Radio Times und einen Haufen dicker Wollsocken, die vermutlich darauf warteten, gestopft zu werden, vom Lehnstuhl. Nach seiner Erinnerung war in ihrem Buch von fünfundzwanzig Bediensteten die Rede gewesen. Das Mikrofon stellte er auf den Bücherstapel auf dem Couchtisch zwischen ihnen. »Warum heißt dieses Haus eigentlich Olga, wollte ich Sie fragen«, sagte er, um die Höhen und Tiefen auszusteuern.
    »Ach! Lady Caroline hat es für ihre ehemalige Haushälterin bauen lassen«, sagte Wilfrid andächtig, »und die hieß Olga. Sie hat sich hier zur Ruhe gesetzt … aus den Augen, doch nicht ganz … aus dem Sinn.«
    »Und jetzt vermietet Lady Caroline das Haus an Sie«, sagte Paul und beobachtete den ausschlagenden roten Zeiger, der, wie durch Schwerkraft, in sich zusammensank, wenn niemand etwas sagte.
    »Wir bezahlen kaum etwas …«
    Daphne lachte kurz auf. »Was machen Sie denn da?«, wollte sie wissen.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne …« Paul drückte auf die Taste und spulte zurück.
    »Na gut, wenn schon, denn schon«, sagte Daphne unsicher. Ein Tonbandgerät insinuierte billige Schmeichelei oder Misstrauen. Einige betrachteten es wie eine störende dritte Person im Raum, andere beruhigte das kaum wahrnehmbare Spulgeräusch, und wieder andere, wie die alte Joan Valance, eine Kusine zweiten Grades von Cecil, die er in Sidmouth ausfindig gemacht hatte, regte ein derart unvoreingenommenes und empfängliches Publikum an, sich schwatzend Erleichterung zu verschaffen. Daphne zupfte an ihren Kissen. »Jetzt muss ich aufpassen, was ich sage.«
    »Oh, ich hoffe nicht«, sagte er und lauschte dem idiotischen Rückspulgeräusch.
    »Sehr aufpassen.«
    »Wenn Sie mir irgendwas im Vertrauen sagen wollen, kein Problem. Geben Sie mir einfach ein Zeichen, und ich halte das Band an.«
    »Nein, ich glaube, das wird nicht nötig sein«, sagte Daphne rasch lächelnd. »Willst du uns nicht etwas zu trinken bringen, Wilfrid?«
    »Wenn du mich höflich darum bittest …«
    Sie bestellten Kaffee. »Bring uns zwei Kaffee, Wilfrid, und dann such dir eine nützliche Beschäftigung. Du könntest mal anfangen, die Garage aufzuräumen.«
    »Oh, das ist aber ganz schön viel Arbeit, Mummy«, sagte Wilfrid, als könnte man ihm so leicht nichts vormachen.
    Als er das Zimmer verlassen hatte, sagte sie: »Es ist nur deswegen viel Arbeit, weil er es immer wieder hinausschiebt. Ach, er … hat einfach keine Disziplin.« Sie ordnete nochmals ihre Kissen neu, schüttelte verärgert den Kopf, und für eine Sekunde schimmerten im Licht ihre schminke- und rauchverschmierten Brillengläser grell auf. Ihrer nervösen Gereiztheit angemessen zu begegnen könnte schwierig werden. Paul wollte an ihre alte Verbindung anknüpfen, fürchtete sich aber davor, den Namen Corinna zu erwähnen. Stattdessen sagte er, während sie auf den Kaffee warteten: »Sehen Sie John und Julian und Jenny eigentlich häufig?« Die Namen hörten sich an wie die von Figuren aus einem Kinderbuch.
    »Ehrlich gesagt, sind wir hier ein bisschen weitab vom Schuss«, gestand sie, wollte aber wohl nicht zugeben, dass sie sich vernachlässigt fühlte.
    »Was machen sie

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