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Fremdes Licht

Fremdes Licht

Titel: Fremdes Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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tauschten sich nur
wissenschaftlich aus, und in all den Stunden, die sie gemeinsam in
der Unterrichtshalle verbrachten, vermied er es peinlich, ihr offen
ins Gesicht zu blicken.
    Lahab sagte auf seine etwas schwerfällige Art: »Ich bin
nicht verletzt. Kurz nach den Kriegern ist Grax gekommen.«
    Tey lächelte schelmisch. »Wie schön für
dich«, sagte er.
    »Ja«, pflichtete Grax ihm bei. »Wir singen in
Harmonie. Ich werde alles in die Wege leiten, damit wir eine neue
Ausstattung bekommen. Das dauert ein bißchen.«
    »Aber unsere Experimente…«, sagte Krijin.
    »Auf uns warten neue Experimente.«
    »Welche?« sagte Ilabor fordernd.
    »Zuerst einmal fahnden wir nach den Bakterien, die diese
juckende Krankheit verursachen.«
    Dahar ließ von Lahabs Wunden ab und drehte sich langsam
um.
    Grax sagte: »Diese Krankheit ist in fünf der neun
Menschenhallen ausgebrochen. Wie es durch Bakterien zu Erkrankungen
kommt, wißt ihr inzwischen. Wir werden diese Bakterien
isolieren und ein Gegenmittel entwickeln.«
    Die samtweich gegrollten Worte standen einen Moment lang im Raum.
Dann sagte Ilabor: »Bisher ist niemand krank geworden in
R’Frow.«
    »Richtig«, stimmte Grax ihm zu. »Bevor die Menschen
R’Frow betraten, wurden sie in einen Schlaf versenkt und bekamen
ein mächtiges Antitoxin verabreicht, um alle pathogenen
Bakterien im Körper abzutöten. Damals wußte kein
Mensch auf Quom, was das bedeutet. Ihr wißt es inzwischen. Aber
dieses Bakterium ist unbekannt; folglich haben wir auch kein
Antitoxin, um es unschädlich zu machen. Wir werden alle
Antitoxine ausprobieren, die wir haben, und dann nach einem neuen
suchen. Ihr werdet lernen, was es heißt, die Wissenschaft
anzuwenden.«
    Ilabor klang fast ärgerlich, als er sagte: »Können
Menschen das lernen?«
    »Ja«, sagte Grax.
    Ayrid beobachtete Dahar; er stand ganz still da, und seine Augen
glitzerten, als habe er Fieber.
    Tey sagte: »Sind diese ganzen Antitoxine etwas, das die
Menschen auch ohne die Hilfe der Geds herstellen können, ich
meine, wenn das Jahr in R’Frow vorbei ist?«
    »Gegen Bezahlung?« entfuhr es Ilabor, und dann lachte
er; sein Ärger war plötzlich wie weggewischt.
    Grax sagte: »Menschen können lernen, Antitoxine
herzustellen, und sie können Gebrauch von ihrem Wissen machen,
auch wenn die Geds nicht mehr auf Quom sind. Aber nur, wenn der
Unterricht nicht wieder durch Gewalt unterbrochen wird. Die Menschen,
die Lahab überfallen haben, haben damit gewartet, bis er den
Raum aufgeschlossen hatte. Sie haben nicht damit gerechnet, daß
ich so bald hier auftauchen würde. Ich werde jedem von euch ein
eigenes Zimmer mit individuellem Daumenschloß geben. Wer will,
kann darin schlafen und essen. In jedem Zimmer kann ein
Bodentischchen geschaffen werden, das Nahrung liefert. Ihr könnt
dann arbeiten, wann immer ihr wollt, und ihr werdet in Sicherheit
sein.«
    »Fortgesperrt wie der Heiler hier«, sagte Tey mit einem
winzigen Lächeln. Fast gleichzeitig war Ilabor herausgeplatzt:
»Warum sollen wir hier in dieser Halle wohnen? Warum kann nicht
jeder bei seinen Leuten bleiben?«
    »Das ist ein Angebot«, sagte Grax. »Eine
Empfehlung. Die Entscheidung liegt bei euch.«
    Spannung lag in der Luft. Graxens Blick fiel zuerst auf Lahab. Das
grobe Gesicht und die stämmige Statur des Handwerkers verrieten
weder seine Leidenschaft für Linsen und Licht, die ihn oft
sechzehn Stunden an einem Stück hier festgehalten hatte, noch
sonst irgendeine Gefühlsregung. Die geschundene
Gesichtshälfte war blau angeschwollen, das Auge war nur mehr ein
Schlitz. Lahab sagte: »Ich bleibe in der
Bürgerhalle.«
    Dahar fuhr ihn an. »Warum?«
    Lahab suchte nach Worten. Dahar ließ ihm nicht die Zeit, die
er brauchte, um sie zu finden. »Bürger - Warum? – habe
ich dich gefragt!«
    Tey antwortete mit seiner melodischen Stimme: »Vermutlich
weil er Jelite ist – Bürger.« Die Verzögerung der
Anrede war typisch für Tey.
    Dahar rührte sich nicht. Tey wandte sich mit einem feinen
Lächeln an Krijin: »Was meinst du, Kleine Sonne? Bleiben
wir beide auch in unserer Halle?«
    Krijin schlug die Augen nieder und nickte wortlos.
    »Und du, Ilabor?« sagte Grax.
    »Ich bleibe da, wo ich hingehöre!«
    »Ayrid?«
    Alle blickten sie an, selbst Dahar. Sie traute sich nicht, ihn
anzusehen.
    Grax sagte: »Dein Stuhl ist nicht für die Leiter in
deiner Halle geschaffen. Hinauf und hinunter mußt du dich immer
tragen lassen. Hier gibt es keine Leiter. Das ist ein guter Grund
für

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