Fremdes Licht
empfunden, als
sie diese ganze männliche Urgewalt mit dem roten Gedlappen in
den Staub gestreckt hatte. Sie schlang die Arme um ihn – das
erste Mal, daß sie ihn freiwillig umarmte. Sie reichte ihm nur
bis zur Hüfte, und ihre Wange bekam die ganze Härte seiner
Erektion zu spüren.
Ihr Herz stolperte. Sie wußte nicht aus noch ein: die alten
Praktiken, die Angst, die Warnungen der dunklen, pelzigen Stimme.
Dann glätteten sich die Wogen, und sie faßte einen ganz
klaren Entschluß. Ja. Aber nicht hier und nicht so.
Es war kein Verlangen, sie hatte nie welches kennengelernt, aber
es war ein Gebot der Ehre. Wie bei den Kriegerinnen, dachte
SaSa, und sie wurde erneut von jener verderbten, grausamen
Zärtlichkeit übermannt, und sie zog ihn mit sich fort. Er
torkelte gelegentlich, aber sie hielt ihn fest bei der Hand. Obwohl
niemand sonst in der Halle wohnte, machte sie erst die Tür des
Schlafzimmers hinter sich zu – die Tür mit dem
Schloß, das die Stille besiegelte –, bevor sie an die
Arbeit ging.
Er stellte sich ungeschickt an, wohl weil er Angst hatte, ihr weh
zu tun. SaSa übernahm die Führung; sie zog ihm den Tebel
aus, sie begann ihn zu küssen: erst den Hals, dann die
mächtige Brust, die Kehle eines Ellbogens. Ihren Verstand, der
dabei nur im Weg war, schickte sie in die Wände, den Boden, die
Kissen. Der Riese atmete schneller, flacher. Sie nahm sein Glied in
die Hand. Es war so riesig wie alles andere an ihm. Sie begann ihre
Scheide zu massieren und lenkte gleichzeitig seinen Mund an ihre
Brüste. Doch was sie auch anstellte, er war einfach zu
groß und würde sie zerreißen.
Schließlich kniete sie sich zwischen seine baumstarken Beine
und nahm ihn in den Mund: ihr Verstand schmolz sich durch das Wroff
hinaus in die warme Luft von R’Frow. Ha, höhnte die
dunkle, pelzige Stimme. SaSa erschrak, aber dann hüllte sich der
Tyrann in Schweigen…
Später, als der riesige Albino befriedigt und schlaff auf dem
Boden lag, stützte SaSa sich auf den Ellbogen und betrachtete
ihn. Er hatte die Augen geschlossen und lächelte. Sie
lächelte auch. Wenn er Spaß dran hatte, dann sollte er
haben, was ihm Spaß machte. Es tat nicht weh, wenn sie ihn in
den Mund nahm. Er war vorsichtig gewesen. Und sie hatte ihm zwei
große Geschenke zu verdanken, zwei unsägliche Wunder:
Stille und Geborgenheit. Er stand wie eine stumme Wehrmauer zwischen
ihr und Jela. Stille und Geborgenheit.
SaSa schlang den Arm um die mächtige Brust, schmiegte ihre
Wange an seine viel größere und schlief ein.
24
Alle Geds versammelten sich in der Leitstelle. Als man
vollzählig war, schob man das, weswegen man hergekommen war,
erst einmal hintenan und verbreitete ausgiebig den Geruch von Freude
über das erneute Beisammensein, obwohl die Freude von Anfang an
ein wenig getrübt wurde durch den ätzenden Beigeschmack von
Angst. Die achtzehn wußten bereits, was sie auf dem Bildschirm
erwartete. Das Bibliothekshirn hatte sie aus dem Schlaf geholt, hatte
ihre Arbeit unterbrochen, hatte sich in die Kommunikation mit dem
Orbit eingeschaltet. Alle wußten Bescheid.
Doch zunächst unterhielt man sich über die Lerngruppen
in der Unterrichtshalle und besprach allerhand Merkwürdigkeiten,
über die man auch längst Bescheid wußte. Es ging um
Menschen, die besonders lernfähig waren; um das eingefrorene
Bild, das von der Insel herüberkam; um den Anfall, den der
riesige Albino erlitten hatte; um menschliches Verhalten, das an
bestimmte Tiere auf anderen Planeten erinnerte. Wraggaf, Rowir und
Kagar, die alle schon fremde Tiere dressiert hatten, erzählten
Anekdoten, die die anderen noch nicht kannten. Die Anekdoten waren
zwar neu, doch die Reaktionen der drei Dompteure entsprachen in jeder
Situation dem, was auch jeder andere in der betreffenden Situation
getan hätte, und der ganze Raum roch nach Freude an der
kultivierten Mischung aus dem Neuen und dem Richtigen.
Doch zu guter Letzt mußte man sich dem Wandschirm
widmen.
Die sieben, die R’gref am nächsten standen, umringten
den Jüngsten und streichelten ihn, derweil das Bibliothekshirn
das anstehende Ereignis überspielte.
Einer der glühenden Kreise außen an der
Unterrichtshalle hatte den Vorgang beobachtet. Ein delysischer Soldat
und ein jelitischer Krieger umkreisten sich mit gezückten
Messern. Das dämmrige Licht verriet nicht, ob es dem Morgen oder
dem Abend gehörte; grau wie der Wroffpfad, auf dem sich die
Szene abspielte, verlieh es beiden Messern und dem blonden
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