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French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
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übersetzt man wörtlich mit ›die mit dem schönen Hintern‹.«
    »Sit reverentia pueris«, sagte sie. »Knaben ist man Respekt schuldig. Seume.«
    »Ich bin begeistert. Sie sind keine Vollzeitbedienung?«
    »Nur in den Semesterferien.«
    »Sie wollen also einmal Knaben und Teenager zur Verzweiflung bringen«, sagte Tobias. »Sie sollen lernen, sehen aber nur Sie. Und Ihre verteufelt schönen Brüste. So eine Lehrerin habe ich auch gehabt. Wissen Sie, sie hatte sich die Muschihaare zu einem Blitz rasiert, war das geil damals!« Er lächelte.
    »Ich bringe Ihnen den Sekt.«
    »Ich habe auch Prickelndes dabei, falls Sie wollen?«
    Tobias lehnte sich auf den Gang hinaus und tatsächlich, er hatte richtig gelegen! Eine Kallipyge wie sie in keinem Buche stand! Er grinste, als sie sich umdrehte: Sie wollte also.
    Er hatte seine Kallipyge mit hochgeschobenem Rock und zerrissenem Slip zurückgelassen, ihr glänzendes Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken der Nasszelle, kurz nachdem das Prickelnde sie vereint hatte.
    Bevor er die Tür geöffnet hatte, hatte er ihr zwei kräftige Hiebe auf den Hintern gegeben, der ihm auch jetzt noch einfach zu schön, zu vollkommen und zu graziös erschien, als er wieder saß und sie an ihm vorbei nach vorne ging. Ganz ohne Höschen unterm Dienstrock, dachte er. Werde nur niemals Mutter, Kallipyge. Dann verlor er sich in Erinnerungen an das Spiel von Licht und Farben über der Ostsee. Wenn die Sonne die See berührt, in ihr eintaucht, sie zum Kräuseln bringt und mit einem Flackern ganz in ihr verschwindet. Es bleiben Farben, die sich mischen und mehr und mehr in der Tiefe der Klarheit verwässern. Ein Flächenbrand der Lust, der keine Grenzen kennt. Wie rot die beiden jedes Mal werden, wenn sie sich berühren!
    Er schrak auf, als der Flieger ruckelnd zum Stehen kam. Tobias blieb sitzen, bis sich die letzten Gäste zum Ausgang schoben. Erst dann stand er auf und streichelte der Studentin beim Rausgehen heimlich die Scham. Das hätte ihm vor drei Jahren mal einer sagen sollen, dass er bald ein so merkwürdiges Leben führen würde, das ihm erlaubte, seine Gedanken zu Gefühlen zu machen.

VII.
     
    Sein Herz schien die Rippen sprengen zu wollen, mit feuchten Fingern tastete er in der Finsternis nach seinem Handy, drückte einen Knopf, ließ sich vom blauen Licht blenden, ehe er die Anzeige auf dem Display zur Kenntnis nahm. Kein Empfang. Zum hundertsten Mal polterte es in dieser Nacht auf dem Holzdach der uralten Berghütte, und noch tausendmal konnte er sich sagen, dass das nur ein Dachs war, vielleicht auch ein Waschbär oder ein Igel, es half nichts. Dieses Tier verbreitete Geräusche in dieser Nacht, die den jungen Lyriker erschauern ließen. Tobias versuchte erst gar nicht, wieder einzuschlafen. Er lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes, zog die Beine an und starrte vor sich hin. Lauschte auf das Nagen, das Schlagen und das Kriechen, unfähig, sich aus dieser bedrohlichen Einsamkeit zu befreien.
    Erst gegen Morgen war das wilde Tier mit einem lauten Poltern vom Dach auf die Terrasse und von dort auf die Wiese gesprungen, um zu verschwinden. Tobias hatte auf seinen Herzrhythmus geachtet, der sich schließlich normalisiert hatte. Der junge Lyriker hatte sich ausgestreckt und war bäuchlings im Schutz der ersten Sonnenstrahlen, die in seine Kammer schienen, eingeschlafen.
    Als er nach unten in die Küche kam, Holzscheite in das Herdloch stapelte, Zeitungspapier dazwischenschob und es mit einem Streichholz anzündete, bemerkte er, dass er sein Handy oben gelassen hatte.
    Er setzte sich an den krummen, aus Stämmen gezimmerten Tisch, der im Laufe der Jahrhunderte ganz schwarz geworden war, und spürte, wie sich die kleine Küche schnell erwärmte. Vor zweihundert Jahren hatte die Hütte Schweizer Schäfern als Behausung gedient, die hier Käse hergestellt hatten. Diese Männer waren ein dreiviertel Jahr hier oben geblieben, ohne sich gegenseitig zu töten. Tobias bewunderte das.
    Das nächste Dorf lag dreihundert Höhenmeter weiter unten. Dort befand sich die Endstation einer Seilbahn, die in eine kleinere Stadt führte, doch hier oben schlängelte sich nur ein Pfad an der Hütte vorbei, auf dem nur selten ein Wanderpärchen entlangkam, das sich dann aber ungefragt auf die Bank an der Hüttenwand setzte. Tobias hatte Verpackungsmüll gefunden, nachdem er auf den Bergkamm gestiegen war, der sich zweihundert Meter höher befand, und ihn entsorgt.
    Quer durch Kuhherden war er zuerst

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