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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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seine Alkohol-Verträglichkeit zu steigern, und es ist schon eine
ordentliche Menge erforderlich, ihn noch sichtlich anzuschlagen. Ich zog den
Stuhl von Mas Frisierkommode rüber ans Bett, aber nicht zu nah. »Ich dachte, Ma
lässt dich hier drin nicht rauchen.«
    »Die blöde
Kuh kann mich mal.«
    »Ich sehe,
alte Liebe rostet nicht, wie schön.«
    »Und du
kannst mich auch mal. Gib mir 'ne Zigarette.«
    »Tut mir
leid. Du kannst Ma ja auf die Palme bringen, so viel du willst. Aber ich leg
mich nicht mit ihr an.«
    Dad musste
grinsen, aber nicht auf die nette Art. »Viel Spaß damit«, sagte er, aber
plötzlich blickte er hellwach drein und musterte mein Gesicht schärfer.
»Warum?«
    »Warum
nicht?«
    »Du hast
dich doch immer einen Scheißdreck dafür interessiert, sie bei Laune zu
halten.«
    Ich zuckte
die Achseln. »Meine Kleine ist ganz verrückt nach ihrer Nana. Und wenn ich
dafür einen Nachmittag pro Woche die Zähne zusammenbeißen und Ma in den Hintern
kriechen muss, damit Holly nicht miterlebt, wie wir uns gegenseitig an die
Gurgel gehen, dann mach ich das. Wenn du mich schön drum bittest, kriech ich
sogar dir in den Hintern, zumindest wenn Holly im Zimmer ist.«
    Dad fing
an zu lachen. Er lehnte sich in die Kissen zurück und lachte so heftig, dass er
einen tiefen, nassen Hustenkrampf bekam. Er wedelte mit einer Hand in meine
Richtung, rang keuchend nach Luft und deutete auf eine Schachtel Papiertaschentücher
auf der Kommode. Ich reichte sie ihm. Er räusperte sich, spuckte ins
Taschentuch, warf es Richtung Papierkorb und verfehlte ihn; ich hob es nicht
auf. Als er wieder sprechen konnte, sagte er: »Schwachsinn.«
    Ich sagte:
»Könntest du etwas genauer werden?«
    »Wird dir
nicht gefallen.«
    »Ich
werd's überleben. Wann hat mir das letzte Mal irgendwas gefallen, was dir über
die Lippen kam?«
    Dad griff
schwerfällig nach seinem Glas Wasser oder was auch immer auf dem Nachttisch und
ließ sich mit dem Trinken Zeit. »Das ganze Gerede über deine Kleine«, sagte er
und wischte sich über den Mund. »Ein Haufen Schwachsinn. Sie kommt schon klar.
Ihr ist scheißegal, ob du dich mit Josie verstehst oder nicht, und das weißt du
auch. Du hast deine eigenen Gründe dafür, dich bei deiner Ma einzuschleimen.«
    Ich sagte:
»Dad, manchmal versuchen Menschen, nett zueinander zu sein. Ganz ohne Grund.
Ich weiß, das ist schwer vorstellbar, aber glaub mir: Es kommt vor.«
    Er
schüttelte den Kopf. Das harte Grinsen war wieder auf seinem Gesicht. »Du
nicht«, sagte er.
    »Vielleicht
ja doch. Du solltest nicht vergessen, dass du einen Scheiß über mich weißt,
und das ist noch hochgegriffen.«
    »Mehr muss
ich auch nicht wissen. Ich kenne deinen Bruder, und ich weiß, dass ihr beide
schon immer vom selben Schlag wart.«
    Ich hatte
nicht das Gefühl, dass er von Kevin sprach. Ich sagte: »Ich seh da keine
Ähnlichkeit.«
    »Ich aber
schon. Keiner von euch hat je in seinem Leben irgendwas getan, wenn er nicht
einen verdammt guten Grund dafür hatte, und keiner von euch hat irgendwem
diesen Grund verraten, wenn er nicht musste. Euch beide hätte ich nie verleugnen
können, das ist mal sicher.«
    Er hatte
seinen Spaß dabei. Ich wusste, ich sollte die Klappe halten, aber ich schaffte es
nicht. Ich sagte: »Ich bin absolut nicht wie irgendeiner aus dieser Familie.
Absolut nicht. Ich bin weggegangen, um nicht so zu werden. Ich hab mein Leben
lang alles dafür getan.«
    Dads
Augenbrauen hoben sich sarkastisch. »Hör sich einer den an. Sind wir nicht mehr
gut genug für dich? Aber zwanzig Jahre lang waren wir gut genug, dir ein Dach
über dem Kopf zu bieten.«
    »Was soll
ich sagen? Gratis-Sadismus macht mich nun mal nicht an.«
    Das
brachte ihn wieder zum Lachen, ein tiefes raues Bellen. »Ach nee? Ich weiß
wenigstens, dass ich ein Arschloch bin. Und du denkst, du wärst keins? Na los:
Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du es nicht genießt, mich in diesem
Zustand zu sehen.«
    »Es ist
schon was Besonderes. Hätte keinem Netteren passieren können.«
    »Na bitte.
Ich bin ein Wrack, und du freust dich drüber. Blut setzt sich durch, Sohnemann.
Blut setzt sich durch.«
    Ich sagte:
»Ich hab noch nie im Leben eine Frau geschlagen. Ich hab noch nie im Leben ein
Kind geschlagen. Und meine Tochter hat mich noch nie im Leben betrunken
gesehen. Mir ist klar, dass man schon ernsthaft krank im Kopf sein muss, um auf
so was stolz zu sein, aber ich kann nicht anders. Diese Beispiele beweisen mir
nämlich, dass ich rein

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