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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
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noch auf ihn?«
    » Weiß nicht. Schon korrekt, irgendwie, aber dann auch voll unkorrekt, so vom Gefühl«, taxiert Hondo.
    » Schnösel«, urteilt Aylin und haucht Hondo einen Kuss zu.
    Leo ist keine fünf Minuten verschwunden, da signalisiert ein iPhone auf unserem Tisch, dass es eine neue Nachricht empfangen hat, aber niemand macht Anstalten, sie zu lesen. Kein Wunder, vor Aylin liegt ein anderes Telefon, mein Vater hat noch immer sein erstes Handy von 1998, und Hondo spielt gerade auf seinem herum. Es muss also unserem verschwundenem Gastgeber gehören.
    » Steht das Angebot mit dem Brunch im Eisbach morgen noch?«, fragt Jessi ***** in ihrer Nachricht. Jessi mit fünf Sternen. Entweder hat er ihren Nachnamen vergessen, oder er bewertet die weiblichen Kontakte wie andere ihre iTunes-Titel, was auch schon idiotisch ist. Die meisten Lieder findet man schließlich nur für eine kurze Zeit sehr gut, dann hat man es oft genug gehört und muss beginnen, dem Song nach und nach die Sterne zu entziehen. Viel sinnvoller wäre es, Lieder, die man auf Anhieb nicht mehr als dreimal ertragen kann, sofort aus seiner Musikbibliothek zu löschen. Aber mich fragt ja keiner.
    Dafür lädt ein Schnösel meine Verlobte zum Brunch ein. Ich zögere kurz, denn ich könnte jetzt die Nachricht mit einem » Nein. Und alles Gute mit Jens, extrem nett, passt perfekt ;-)« beantworten, die ganze Konversation im Anschluss löschen. Ich könnte mir den Segen eines uralten Freundes sichern, den Zuspruch des Mannes, mit dem Jessi eine Hochzeitswette abgeschlossen hat. Nur kann ich es nicht. Ich verabschiede mich aus der Runde, gebe Leos Handy an der Rezeption ab und fahre mit dem Taxi zu Sven. Bei dem kann ich genüsslich den Rest der Welt hassen, um die er mit dem Rad fahren möchte, das mir vorhin geklaut wurde. Muss er ja nicht gleich erfahren.
    Sven ist nicht allein in seiner kleinen Wohnung. Ein unangenehm käsig riechender Mann in atmungsaktiver Kleidung sitzt auf dem Boden und redet auf Sven ein. Ich habe auf dem Weg hierher sein » ungoogelbares« Fahrradforum gesucht, mit Yahoo gefunden und mich problemlos angemeldet. In kürzester Zeit habe ich seine Adresse und den » geheimen« Türcode aus dem Unterforum » places 2 stay (and how to get in)« gefischt. 9-6-7-5-3, oder für Menschen, die sich keine Zahlen merken können: W-O-R-L-D. Die Buchstaben stehen sogar auf den kleinen Tasten, die man an der Tür drücken muss, um den Mechanismus zu betätigen. Mir zerreißt es beinahe den Schließmuskel, als ich Sven und sein Käsemännchen mit einem lauten » Buuuh!« erschrecke.
    Käsemännchen kommt aus Neuseeland, ist seit neun Monaten » on the road« und will von hier weiter in den Osten, quer durch alle Staaten, die ich Russland nenne, bis nach China. Ich scherze, dass es doch reaktionär sei, gerade China mit dem Rad durchreisen zu wollen, lerne aber schnell, dass einem zu viel Fahrtwind die Ironie- und Sarkasmussensoren aus der Birne pustet. Brice, wie Käsie im wahren Leben heißt, ärgert sich, dass das Oktoberfest gerade nicht stattfindet, und fügt hinzu, sehr wohl zu wissen, dass es eben nicht im Oktober stattfindet, er sich aber auch nicht sicher sei, in welchem anderen Monat.
    » Säptember. Se läst sätidäi, no bifoa läst, se satidäi if sem kamms föast in Oktober, bifoa sätt tu wicks«, antwortet Sven in einer Sprache, die entfernt an Englisch erinnert. Zwar selbstsicher vorgetragen, aber für alle Anwesenden schlichtweg unverständlich, selbst auf Deutsch würde sich jeder nur fragen, was der junge Mann da mitzuteilen versucht. Brice hingegen lächelt und nickt, als hätte Svens kryptisches Gestotter für ihn Sinn ergeben, und ich frage mich, wie lange die beiden schon so kommunizieren.
    » If ju Mjunick, no go, jas touries, üähhh, pjuke street, äffriwär, Italy, Australy, bäng, bäng, woahr. So, no. Batt eigo.«
    » Ey, hast du mit diesem Englisch etwa vor, um die Welt zu kommen?«, unterbreche ich den Dialog zwischen Sven und Brice. Brice nickt und lacht mich an, er denkt wahrscheinlich, dass ich mich ins Gespräch mischen will und das meine Interpretation seiner Muttersprache ist.
    » Wieso?«
    » Das ist unverständliches Kauderwelsch. Ich wette, dass Brice nicht weiß, welche Sprache du gerade sprichst.«
    » Echt? Na ja, mein Französisch ist ein bisschen besser. Und ich hab einen Spanisch-Audiokurs gekauft, das wollte ich mir unterwegs draufschaufeln.«
    » Viel Glück.«
    Möglicherweise wäre es doch

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