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Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
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hab, oder was?«
    » Nein. Null.«
    » Oder willst du das? Hab ich einen schwulen Barkeeper?«
    » Nein, echt nicht.«
    » Und wenn schon«, mische ich mich ein. Ich habe keine Lust, hier jetzt eine Homophobie-Diskussion vom Zaun zu brechen, möchte aber ebenso wenig noch mehr dämliche Schwulensprüche hören.
    » Hey, dann könnt ihr zwei ja aufs Klo gehen und euch gegenseitig–«, setzt Hondo an, doch ich fahre ihm in die Parade.
    » Nein, können wir nicht. Weil weder ich schwul bin noch Serkan. Er fand es lustig, mich schwul zu nennen. Wir alle nicht. Und sein Vorschlag, mich auf der Toilette oral zu vergewaltigen, war auch nicht der Bringer. Aber mit seinen Scheißideen ist er in bester Gesellschaft. Ihr widert mich an. Alle.«
    Hondos Reaktion verwundert mich am meisten. Er schaut beschämt zu Boden. Der Bülander wirft sich ein paar Nüsse in den Mund und kaut missmutig darauf herum, Serkan schaut mich einfach nur dumm an. Er arbeitet sich vermutlich gerade durch die Stelle, an der er dachte, es sei lustig, mich schwul zu nennen.
    » ’tschuldige«, kommt es dann kleinlaut von Hondo. » Uns war halt langweilig.«
    » Was machst du überhaupt hier? Wenn Aylin oder einer deiner jüdischen Freunde dich hier erwischt, ist es aus mit deiner Zukunft als Sohn Israels.«
    So einfach spielt man einen Ball unerreichbar zurück. Doch da ich mit wirklich überraschend kleingeistigen Typen in einem Raum stehe, deren Vorurteile mich sprachlos machen, halte ich mich an den Rat einer alten Bekannten: Wenn es einem die Sprache verschlägt, einfach mal den Mund halten. Bülent sieht zu Hondo.
    » Was? Bist du Jude? Dann kannst du ja mein Buchhalter sein.«
    » Kann er nicht«, antworte ich stellvertretend.
    » Warum?«
    Während ich noch überlege, wie ich dem Casinobetreiber freundlich und unüberheblich erklären kann, dass er ein unglaublicher Vollidiot ist, nimmt Hondo mir mit links den Wind aus den Segeln: » Weil ich noch nicht konvertiert bin.«
    Dazu habe ich nichts mehr zu sagen, die beiden schlagen darauf ein, dass Hondo sich meldet, sobald das mit dem Glaubenswechsel geklappt hat, und dann bekomme ich noch mitgeteilt, dass ich am nächsten Tag gegen Mittag hier aufschlagen soll, es gab da einen Tipp von einem Bekannten in der Behörde. Ich bitte darum, über solche Termine in Zukunft per SMS , E-Mail oder Anruf informiert zu werden und verlasse das Casino Chez Bülent.
    Zehn Sekunden später bin ich zurück. » Wo ist der Typ, der gerade zum Rauchen draußen war?«
    » Wer?«
    » Na, der Typ.«
    Die drei mustern mich irritiert.
    » Was für ein Typ?«, fragt Hondo noch mal, und in mir macht sich die Erkenntnis breit, dass ich Svens Grundlage für seine Weltreise einem Wildfremden in die Hand gedrückt habe. Mit dem Hinweis, dass das Ding sauteuer ist. Auf der Suche nach einer Steigerungsform meiner vorhergegangenen Missgeschicke komme ich auf nur eine logische Variante: Ich bin in ein Ölfass gesprungen.
    Hondo begleitet mich zur S-Bahn und versucht mich wieder aufzubauen. Doch nichts, was er sagt, dringt zu mir durch. Ich mache mir nämlich extreme Vorwürfe, Svens verdammtes Rad einfach genommen zu haben. Er wird zwar verstehen, dass ich zu dem Zeitpunkt komplett neben mir stand, vielleicht auch noch meine Verstrahltheit beim Absteigen nachvollziehen können. Aber das Teil dann einfach dem nächstbesten Kerl in die Hand zu drücken, der mir dubios genug aussieht, um mit den undurchschaubaren Bekannten von Hondo unter einer Decke zu stecken, wird schwer zu erklären sein.
    Wir laufen durch die Passage im Rieger Center an den großen Schaufenstern des gigantischen Globetrotter vorbei, in dem unter der Woche die Anzahl der Verkäufer nur selten von der der Einkäufer übertroffen wird, und ich fühle mich sofort noch miserabler. Hondo entschuldigt sich für die schlecht gewählte Route damit, dass er Aylin hier abholen muss. Sie wollte einen » Film für alte Menschen anschauen, so mit nur Labern und so«, und da hatte Hondo keine Lust zu. Wohl aber mein Vater, » korrekter Kerl«.
    Die beiden haben mir gerade noch gefehlt, Miss Affekt und Mister, keine Ahnung, mein Vater eben. Nur ganz anders, nahbar und menschlich. Je mehr ich darüber nachdenke, desto angenehmer finde ich plötzlich die Vorstellung, wieder mit ihm zusammenzusitzen. Sollen Aylin und Hondo eben dabei sein, egal. Hauptsache, wir stürzen nicht wieder so ab wie am Vorabend.
    Wir stehen vor dem CinemaxX und beraten, wo wir gleich einen Drink nehmen

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