Freude am Durchblick
Ablehnung wird unbewusst eine Entscheidung getroffen, auf welche Ressourcen man (nicht) zurückgreift. In unserem Beispiel bedeutet dies, dass möglicherweise die Programme der mütterlichen Linie verstärkt gelebt werden und man sich daher einseitig entwickelt und nicht sein gesamtes Potenzial wahrnimmt.
In meiner Arbeit als Augenoptikerin wurde mir klar, warum so viele Sehprobleme ohne dieses Wissen nicht lösbar waren. Die Bemühungen um das Herstellen der besten Sehleistung müssen scheitern, wenn unbewusste Ablehnungen das Hinschauen behindern. Wir wollen die Sehleistung verbessern – und der Klient will genau das (unbewusst) nicht. In der Konsequenz werden Kurzsichtige immer kurzsichtiger, Winkelfehlsichtigkeiten entstehen und Augenkrankheiten können sich entwickeln. Der Klient selbst entscheidet durch seine Haltung/Einstellung, wie er mit den Programmen seines Vaters, seiner Mutter oder beider Elternteile und deren Ahnen umgeht.
Die Ordnung der Liebe
Zusätzlich zur Ehrung der beiden Eltern gibt es systemische Gesetzmäßigkeiten, welche nach Bert Hellinger »Ordnung der Liebe« genannt werden. Die Erfahrungen mit der systemischen Therapie zeigen, dass Belastungen bei einem Klienten gelöst werden können, indem das Gesamtfamiliensystem in die Ordnung
der Liebe gebracht wird. Wenn sich der Klient im Rahmen einer systemischen Therapie positiv verändert, wirkt dies auch positiv auf das gesamte Familiensystem zurück, in das er eingebettet ist. Die genetisch mitgegebenen Ressourcen können sich entfalten – das Familiensystem selbst beginnt zu gesunden. Wenn der Klient heil wird, hat dies auch heilenden Einflussauf seine Ahnen und Nachkommen sowie auf sein Umfeld.
Systemische Prinzipien in der Sehtherapie
Als ich bei der Internationalen Konferenz für ganzheitliches Sehen in Zürich im Jahr 2003 die Zusammenhänge von Sehschwäche/Augenerkrankungen und dem Familiensystem meiner Klienten darstellte, war dieser Ansatz noch weitgehend unbekannt.
Die systemische Sehtherapie ist auch heute noch ein relativ junger Zweig innerhalb der systemischen Therapie. Sie beschäftigt sich damit, welche familiären Hintergründe und Ereignisse für eine Sehschwäche verantwortlich sind. Dies bedeutet, dass der Klient sich in die Themen seiner Herkunftsfamilie hineinfühlt und die Ängste, die Belastungen, den Stress und ggf. die Traumatisierung seiner Vorfahren versteht, sie annimmt und löscht.
Erstarren Persönlichkeitsanteile unserer Vorfahren, wirkt sich dies blockierend auf die Folgegenerationen aus. Oftmals zeigen sich die Verletzungen, Schocks und Gewalterfahrungen, die unsere Vorfahren beispielsweise im Krieg oder auf der Flucht erleben mussten, aber auch frühkindliche Trennungen, Todesfälle und Bindungsstörungen in den Augen unserer Klienten.
Wir können in dem Zusammenhang Augenerkrankungen als einen Versuch verstehen, Spannungen aus einem Familiensystem auszugleichen bzw. zu kompensieren: Durch Einschränkung der Sinneswahrnehmung, insbesondere der Augen, versucht das Körper-Energie-System alles, um nicht mehr an belastende Situationen der Vergangenheit erinnert zu werden. Der Volksmund sagt: »Ich kann das nicht mehr mit anschauen!« Was nicht im Bewusstsein durchlebt werden kann, tritt als Symptom in Erscheinung, um auf sich aufmerksam zu machen.
Die nicht aufgearbeiteten, belastenden Erlebnisse unserer Eltern hatten deren Leben geprägt und zu bestimmten Verhaltensmustern geführt. Diese Muster werden uns nicht nur genetisch mitgegeben, wir werden auch gemäß dieser
Prägung erzogen. Damit gestaltet sich unser Leben, beeinflusst durch diese Prägungen. So binden verdrängte traumatisierende Erlebnisse des Klienten und seiner Vorfahren nicht nur Anteile seiner Persönlichkeit, sondern machen sich auch in den Augen als Sehschwäche oder Augenerkrankung bemerkbar.
Unabhängig vom genetischen Erbe konditioniert das Verhalten der nahestehenden Bezugspersonen insbesondere in der frühen Kindheit das heranwachsende Energiesystem. Ein Erklärungsmodell für diese Prägungen ist die Theorie der Spiegelneuronen: Das, was die Kinder bei ihren Eltern bewusst wie unbewusst beobachten, wird über sogenannte Spiegelneuronen in ihrem Inneren so abgebildet, als wenn sie selbst die ausführenden Bezugspersonen wären. Gerade in der Anfangsphase des beginnenden Lebens reagieren Kinder wie innere Seismografen, welche die bewusste und unbewusste Alltagswirklichkeit der Eltern widerspiegeln. Die Kinder befinden sich
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