Freude am Durchblick
Licht. Idealerweise ist das Auge mit der weiteren Pupillengröße zugleich das Führungsauge. Weicht die Pupillengröße erheblich voneinander ab, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Störung innerhalb des Nervensystems.
Die Motorik der Pupille geschieht durch den inneren Ringmuskel, der die Pupille wie eine Lochblende umschließt. Die Erweiterung der Pupille entsteht durch Muskelfasern, welche strahlenförmig innerhalb der Iris verlaufen, die von sympathisch motorischen Nerven innerviert werden. Die Verengung der Pupille wird von den parasympathisch innervierten Muskelfasern gesteuert.
Die Pupillengröße wird nicht nur durch den Lichteinfall, sondern auch durch die Emotionen und unsere Befindlichkeiten beeinflusst. Diese sind in besonderem Maße gekoppelt mit unserer sympathischen und parasympathischen Steuerung. Eine Aktivierung des Parasympathikus führt zu einer Pupillenverengung. Eine allgemeine Aktivierung des Sympathikus, zum Beispiel bei Schreckreaktionen, führt häufig zu einer starken Pupillenerweiterung. Die Bandbreite kann zwischen einem Millimeter (sehr enge Pupille) und acht Millimetern (weit geöffnete Pupille) liegen.
Die reflexartige Öffnung der Pupille kann im Extremfall sogar zu einem Reißen des inneren Ringmuskels führen. Wenn bei einem Menschen die Pupille in der Weite erstarrt ist, weist dies auf eine seelische Erstarrung hin, meist verbunden mit einem schweren Trauma.
Beispiel 1: In meine Praxis kam der elfjährige Maximilian. Seine Mutter bekundete, dass ihr Sohn auf einmal schlechter sehe. Das rechte Auge war plötzlich stark weitsichtig und sehr lichtempfindlich geworden. Der Sehtest ergab, dass Maximilian ein Vaterkind ist. Die Pupillenmessung zeigte eine erstarrte, weit geöffnete rechte Pupille. Im Therapiegespräch stellte sich heraus, dass die Eltern sich vor Kurzem getrennt hatten. Die Mutter erinnerte sich, dass die Sehverschlechterung ihres Sohnes eingetreten war, nachdem sie ihm eines Abends in einer ziemlich heftigen Weise die bevorstehende Trennung mitgeteilt hatte. Diese Information traf Maximilian völlig unvorbereitet und war ein großer Schock für ihn. Das Kind war seit diesem Zeitpunkt ebenso erstarrt wie seine Pupille.
Bild 18
Erweiterte und erstarrte Pupille im rechten Auge
Das Beispiel Maximilian lehrt uns, wie wichtig ein achtsamer Umgang mit Informationsweitergabe ist. Durch einfühlsame Kommunikation und Emotionsregulierung können viele (Augen-)Schäden minimiert werden.
Beispiel 2: In meine Praxis kam die 65-jährige Margarete mit Sehstörungen. Die Sehprüfung ergab, dass das linke Auge weit- und das rechte Auge kurzsichtig geworden war. Diese Veränderung war erst in der letzten Zeit aufgetreten. Dahinter stand körperliche Überarbeitung und seelischer Stress. Ihr Mann war zu einem Pflegefall geworden und sie hatte ihn aufopfernd rund um die Uhr betreut. Die Irisaufnahme zeigte beidseitig eine gleich große Pupille:
Bild 19
Intakte, gleich große Pupille
Beim zweiten Besuch war die Pupille des rechten Auges extrem geweitet und beide Augen waren plötzlich weitsichtig geworden. Ich befragte die Klientin, ob seit ihrem letzten Besuch etwas Dramatisches geschehen sei. Margarete erzählte mir folgende Geschichte: Ein befreundeter Arzt wollte ihren pflegebedürftigen Mann zur Kur schicken. Seine Begründung war: »Damit Ihre Frau sich auch mal ausruhen kann.« Ihr Mann glaubte aufgrund dieser Aussage, dass seine Frau den Arzt veranlasst hätte, ihn abzuschieben. Voller Wut und Enttäuschung beschuldigte er daraufhin seine Frau und wandte sich tief enttäuscht von ihr ab, ohne ihr die Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben. Die unerwartete Reaktion des von ihr geliebten Mannes löste einen Schock in Margarete aus. Die sympathischen Nervenfasern weiteten das Auge in dem Augenblick reflexartig so stark, dass der innere Ringmuskel riss.
Durch Schocksituation gesprengter Irisring im rechten Auge
Die einzige Abhilfe, die mir in dem Fall zur Verbesserung der Sehleistung möglich war, lag darin, der Klientin eine lichtundurchlässige Kontaktlinse mit einer aufgemalten Iris anzupassen, welche die Pupille komplett überdeckt und nur eine zwei Millimeter große Öffnung für den Lichteinfall in der Mitte hat. Dies war wichtig, denn durch den extrem erhöhten Lichteinfall würde sonst auf Dauer die Netzhaut stark überstrahlt und geschädigt werden. Durch die Kontaktlinse wurde der Lichteinfall so minimiert, dass die nicht vorhandene
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