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Freude am Durchblick

Freude am Durchblick

Titel: Freude am Durchblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Buechler , Klaus Juergen Becker
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Auges. In schwierigen Fällen verweise ich meine Klienten an einen Craniosacral-Therapeuten.
    Die Sehübungen zur Stärkung und Entspannung der Augenmuskeln, wie sie William H. Bates und andere Sehlehrer seit Jahrzehnten einsetzen, sind seit Langem bekannt. Die Kunstfertigkeit liegt in der Auswahl und richtigen Begleitung des Klienten bei den für ihn maßgeschneiderten Sehübungen.
    Oftmals wird in der mechanistischen Behandlung jedoch übersehen, dass die Ursache nicht nur in einer Schwäche oder Fehlhaltung der Augenmuskeln liegen kann, sondern weiter reichend sein kann. Hier setzt der psychologische Teil meiner Sehtherapie an.
    Auch hier ist es besonders wichtig, mit dem Ausschalten eines Auges zu arbeiten. Werden die Sehübungen mit beiden geöffneten Augen ausgeführt, werden die blockierten Blickpositionen nicht bemerkt. Besser gesagt: Der blockierte Muskel wird nicht gleich entdeckt. Erst ein längeres Sehtraining führt dann irgendwann zur Auflösung der Blockade.
    Das Aufspüren und Lösen von Blockaden durch den Augenmuskel-Bewegungs-Test
    Ich setze dem Klienten eine Augenklappe auf ein Auge und bitte ihn, eine entspannte Körperhaltung einzunehmen. Der Kopf bleibt dabei ganz ruhig. Ich halte dem Klienten einen Kugelschreiber vor das offene Auge und bitte ihn, seine Aufmerksamkeit auf die Spitze des Kugelschreibers zu lenken. Nun bewege ich den Kugelschreiber langsam horizontal (von links nach rechts und zurück) und bitte den Klienten, mit seinem Blick der Kugelschreiberspitze zu folgen, ohne dabei den Kopf zu bewegen. Hierbei erforsche ich die Grenze seiner möglichen Blickbewegungen und versuche sie etwas hinauszuschieben. Anschließend bewege ich den Kugelschreiber vertikal (von oben nach unten und zurück). Hierbei entstehen sehr häufig Blicksprünge, das heißt, das Auge gleitet nicht auf der vertikalen Bahn, sondern »ruckt«. Dies zeigt mir, dass eine Disharmonie im Zusammenspiel zwischen dem Loslassen und dem Anspannen der oberen und unteren
Augenmuskeln besteht. Anschließend bewege ich den Kugelschreiber in den beiden diagonalen Richtungen vor und zurück. Hier teste ich hauptsächlich die Funktion der schrägen Augenmuskeln.
    Bild 38
    Der Augenmuskel-Bewegungs-Test mithilfe des Kugelschreibers
    Dann gebe ich dem Klienten den Kugelschreiber selbst in die Hand und bitte ihn, diese Übung allein auszuführen. Durch die Verschaltung der Augenmuskeln mit der Schultermuskulatur habe ich jetzt einen Diagnose- und Therapieverstärker. Oft zeigt sich, dass in einer ganz bestimmten Position sowohl Schultern wie auch Augen blockiert sind. Was der Klient vorher an Augenbewegungen ausführen konnte, ist ihm plötzlich nicht mehr möglich. Es tauchen unruhige Positionen auf, die ich therapeutisch nutze.
    Während der Klient weiter den Kugelschreiber an der Stressposition hält, bitte ich ihn mitzuteilen, welches Gefühl in ihm aufsteigt. Es sind vielfach unangenehme Gefühle, die naturgemäß im Alltag vermieden oder verdrängt werden. Mit den Gefühlen sind Bilder und Erinnerungen verbunden. Die auftauchenden Szenarien können der eigenen erlebten Realität oder auch hinterlegten Erinnerungen der Ahnen entstammen.
    Ich frage den Klienten, wie alt er sich im jeweiligen Bild fühlt und mit welcher Person in dem Bild er sich identifiziert. Wir tauchen gemeinsam ein in diese Bilder, Erinnerungen und Gefühle und fragen: Welche Strategie verfolgt der Klient in dem Bild: weglaufen, verkriechen, angreifen? Ich unterstütze den Klienten darin, mit seiner Aufmerksamkeit bei diesen Bildern und Erinnerungen zu bleiben und das damalige Verhalten zu verändern.

    Ein Beispiel: Alex fühlte sich wieder als sechsjähriges Kind und sah, wie er damals von seinem Vater geschlagen wurde. Damals hatte er geweint, fühlte sich als Opfer und hatte sich vom Vater abgewendet. Wir verwandelten nun das erlebte Szenario: Im neuen Erleben schaute der sechsjährige Alex voller Mitgefühl dem Vater in die Augen, öffnete sein Herz und erkannte, dass der Vater dasselbe tat, was ihm in seiner Kindheit widerfahren war. Er hatte (in der Imagination) den Mut, den Vater anzusprechen und ihn zu fragen: »Warum schlägst du mich? Ist dir in der Kindheit dasselbe auch passiert?« Dadurch änderte sich der Film: Die erhobene Hand des Vaters erstarrte und sank, das Kind wurde nicht geschlagen. Das Szenario des Vaters und damit auch des Kindes war erlöst. Dies zeigte sich darin, dass Alex spontan entspannte. Die vorher angespannte

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