Freude am Durchblick
verloren.« »Nein, nein«, sagte sie, »ich muss mich schützen! Die Angst vor der Wahrheit ist so groß.« Meine Antwort darauf: »Sie haben die Wahl.« Sie sagte: »Okay.« Sie sagte permanent »okay«, nie »ja« oder »nein«. Ich erklärte ihr, dass ihre Zellen im Körper auf diese Weise keine Handlungsinformation bekommen. Die Zellen sitzen wie auf gepackten Koffern, bereit zum Aufbruch, um das umzusetzen, was sie als Auftrag erhalten. Sie erhielten aber keinen Auftrag von ihr. Denn ein Okay ist eine nicht zur Handlung führende Aussage. Es ist ein »Ich habe es vernommen«. Mehr nicht. So bleibt alles beim Alten. Das führt unweigerlich zu einem Gefühlsstau, zu Depressionen oder Aggressionen, keinesfalls zu einem Gesundungszustand, den Sabine einklagte.
Ich bat Sabine, klar Ja oder Nein zu sagen, ein Nein, das Stopp signalisiert. Es war ihr kaum möglich, Nein zu sagen. Als sie es endlich schaffte, fing sie an zu lachen. Das emotionale Erleben ist aber nicht zum Lachen. Sie belog sich mit diesem Lachen selbst. Solche »Lügen« waren Ursache für ihre Krankheiten, für Leid und Stagnation. Noch schlimmer: zur Kreation neuer Leidstrukturen, körperlich und seelisch. Wenn sie es nicht schaffte, klar Nein zu sagen, würde sich nichts positiv verändern.
Es dauerte lange, bis sie so weit war. Es flossen viele Tränen. Sie erinnerte sich an den Moment, in dem ihre Mutter ihr vom Tod ihrer Mutter erzählte. Dabei habe die Mutter gelacht, erzählte sie mir. Darüber war Sabine sehr erbost, denn sie selbst musste damals weinen. Sie erkannte, dass ihr Verhaltensmuster identisch war mit dem der Mutter, die sie so verurteilte und ablehnte. Sie wurde ruhiger und konnte mit Ernsthaftigkeit ein klares Nein ohne Lachen aussprechen.
Nach dem Weinen maß ich ihre Hornhaut. Diese hatte sich durch die emotionale Reaktion in der Form verändert. Hierbei konnte ich deutlich sehen, dass der Schwerpunkt des linken Auges unten war. Dies verweist auf Depressionen. Das rechte Auge, das Vaterauge, hatte einen starken Zug nach oben. Der Vater hatte sich immer rausgehalten, hatte sie auch nie verteidigt. Diese Augenposition erzeugt Stress im Gehirn, ja im ganzen Körper.
Hier konnte nur eine prismatische Korrektur erste Abhilfe schaffen. Mit Kontaktlinsen ist eine solche Korrektur nicht möglich. Mit speziellen Brillengläsern konnte das rechte Auge entspannt nach oben schauen, wo es hin will, das linke entspannt nach unten. Das geschieht durch einen optischen Trick, der dem Gehirn signalisiert, beide Augen würden in die gleiche Richtung schauen, was die Muskulatur der Augen entspannt und dem ganzen Körper Entlastung gibt. Aus einer entlasteten psychischen und physischen Situation heraus ist eine Therapie schneller und erfolgreicher anzuwenden.
Bevor ich das Prisma einschalte, mache ich einen beidäugigen Sehtest, bei dem die Seheindrücke des rechten und linken Auges getrennt wahrgenommen werden, ohne dass der Klient das bemerkt. Im Laufe dieses speziellen Sehtests zeigte es sich, dass die Sehleistung des linken Mutterauges immer schlechter wurde. War beim Sehtest mit dem Einzelauge die Sehleistung des linken Auges von 40 auf 90 % gestiegen, so sank die Sehleistung jetzt immer mehr, je länger ich Sabine mit beiden Augen auf das Testfeld blicken ließ. Das bedeutete, dass die Mutter ein sehr gutes Potenzial hatte, es aber nicht lebte, wenn der Vater anwesend war. Sabine berichtete, dass ihre Mutter nur eine geringe Schulbildung hatte und vom Ehemann deswegen verachtet wurde. Wenn er auftauchte, klappte sie regelrecht zusammen. Sie war andererseits auch immer in Angst, ihr Mann könnte vor ihr sterben und sie alleine zurücklassen. Beim anschließenden binokularen Sehtest mit der prismatischen Korrektur wurde das linke Auge immer besser und besser und erreichte wieder 90 % Sehleistung.
Mit den Prismen bringe ich beide Augen in die gleiche Sehqualität, sodass Vater und Mutter im Gleichgewicht sind und keiner den anderen übertrumpft. Die Klientin entspannte sich mehr und mehr, und ich konnte die Brillenstärke weiter reduzieren: rechts von – 2,5 Dioptrien auf nur noch – 1,5 Dioptrien, um auf eine Sehleistung von 100 % zu kommen. Aber das größte Wunder geschah mit ihrem linken Auge. Mit vorher – 5,5 Dioptrien und einer Sehleistung von 45 % erreichte sie plötzlich mit – 4,25 Dioptrien und der prismatischen Korrektur ebenfalls eine Sehleistung von 100 %. Dieses »Wunder« geschah innerhalb einer dreistündigen
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