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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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schuldig. Und ihrer Großmutter. Das ist richtig.“ Ich legte auf. Der Schlaf war wie weggeblasen. Ich schenkte mir einen großen Whiskey ein, gab einen Tropfen Wasser dazu und drehte den Fernseher an.
    Nachrichten um Mitternacht. Die Geiselnahme in Berlin war immer noch das Hauptthema. Ich sah ein Foto von Oskar Kellerfreund und erschrak. Dann erst hörte ich hin. Sein Mandant hatte sich ergeben. Das Verhandlungsgeschick des Anwalts wurde gelobt. Die anderen zwei Geiselnehmer harrten aus.
    Ein ausführliches Interview mit dem Helden des Tages wurde für die Frühsendung angekündigt. Ich wollte ihn lieber selbst interviewen. Privat. Und Joe? Er erschien mir zunehmend unwirklich, ein Produkt der Fernsehindustrie, das sich perfekt den jeweiligen Gegebenheiten anpassen konnte. Einmal mit röhrenden Hirschen am Sakko, dann wieder in Jeans. Waschmittelverkäufer, Star der Liebhaber volkstümlicher Musikshows. Ich hatte ihn trotzdem gemocht. Was hatte ich an ihm gemocht? Und warum dachte ich schon in der Vergangenheitsform an ihn? Kein Problem, das sich heute lösen ließ. Eigentlich war ich schon zu alt für solche Gefühlsverwirrungen.
    Warum eigentlich? Wer sagte das? Ich nahm noch einen Whiskey, ließ mir die Nahost-Politik erklären und ging dann um nichts klüger zurück ins Bett. Ich träumte, ich wäre auf einem spiegelglatten Meer. Rund um mich tauchten Seehunde auf. Ihr Kopf glich dem von Oskar.

[ 19. ]
    Diesmal musste ich an der Redaktionskonferenz teilnehmen. Nicht nur um mir ausreichend Platz für die Fortsetzung der Reportage über die beiden Morde zu sichern, sondern auch, weil ich meine Ressortleiterin zu vertreten hatte.
    Ich ließ die Wortgeplänkel über innenpolitische Berichterstattung und den Stellenwert der Opposition an mir vorüberziehen und sah aus dem Fenster des Sitzungszimmers. Ein schöner Tag kündigte sich an. Ich hatte vor, mir den Nachmittag freizugeben.
    Die Tür wurde aufgerissen. Gefolgt von unserer händeringenden Empfangsdame stürmte Bernkopf junior herein. „Ich will dich sofort sprechen“, sagte er herrisch zu unserem Chefredakteur.
    Fünfzehn Augenpaare wandten sich ihm voll Interesse zu.
    „Ich habe Redaktionssitzung“, erwiderte der Chefredakteur, „das siehst du ja. Wenn du etwas warten möchtest … Ich bin dann gleich bei dir.“
    „Ich möchte nicht warten. Keine Sekunde lasse ich mir das gefallen. Ich habe dir vertraut. Dir von der ganzen Sache erzählt. Ich dachte, wir wären … Freunde. Ich werde unsere Klubkollegen vor dir warnen müssen. Alles, was man dir erzählt, wird brutal ausgeschlachtet. Nur die Schlagzeile zählt.“
    Der Chefredakteur stand auf. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
    „Und die steckt mit dir unter einer Decke.“ Er deutete auf mich. Droch hob amüsiert die rechte Augenbraue.
    Der Chefredakteur bemühte sich sichtlich um Würde und sagte dann: „Du wirst deine Anschuldigungen erklären müssen.“
    „Das ist einfach: Ihr seid darauf aus, mich zu ruinieren. Das ist Kreditschädigung. Das ist eine Kampagne meiner Gegner, um den Börsengang von Internet-Consulting zu verhindern. Und du steckst mit ihnen unter einer Decke. Mein Name wird in einen Mordfall hineingezogen.“ Er fischte die neueste Ausgabe des „Magazins“ aus seiner eleganten Aktenmappe. Es war schon an der richtigen Stelle aufgeschlagen. „Da! Nicht nur, dass meine Eltern diffamiert werden. Entgegen allen Abmachungen, die ich mit dir hatte. Der Journalist untersteht sich auch noch zu schreiben: ‚Einer also wird Jane Cooper die Tür geöffnet haben: Ministerialrat Bernkopf, dessen Frau, vielleicht auch ihr Sohn.‘ Das sind kriminelle Unterstellungen. Und ich kann es beweisen. Ich war an diesem Tag in Oslo. Wie ist das? Was tust du jetzt? Ich werde dich überall unmöglich machen.“
    Zeit, mich einzumischen. „Geschrieben habe ich das. Also kein Journalist, sondern eine Journalistin.“
    „Keine Haarspaltereien. Sie haben keine Ahnung. Normalerweise sind Sie für Mode und Partys zuständig, habe ich Recht? Ich habe mich erkundigt.“ Und an den Chefredakteur gewandt: „Ich verlange, dass sie sofort von der Berichterstattung abgezogen wird. Und dass es eine Richtigstellung gibt: Ich war in Oslo. Und natürlich haben auch meine Eltern nichts mit der Sache zu tun.“
    Der Chefredakteur wuchs beinahe über sich hinaus. „Ich bitte dich, sofort den Sitzungssaal zu verlassen. Unsere Aufgabe ist es, zu recherchieren. Das haben wir getan. Wir haben die

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