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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Ehrenwort.“
    Ich schaltete mich wieder ein: „Und wenn Sie zu der Zeit nicht Dienst gehabt haben?“
    Sie seufzte. „Wann soll das gewesen sein? In den letzten drei Wochen habe ich durchgehend Dienst gemacht. Meine Kollegin ist ausgefallen. Ich bin zwischen acht Uhr in der Früh und sechs Uhr am Abend hier gesessen. Manchmal auch länger. Tag für Tag.“
    „Immer?“
    „Immer. Ich war die Einzige, die Menschen eingelassen hat. Und Sie haben ja gesehen, dass man nicht so ohne weiteres bei uns hereinkommt. Die Sicherheitsvorkehrungen sind notwendig geworden. Wir bekommen eine Menge Drohbriefe. Die Ausländerweiber sollen daheim bleiben und dort ihre Kinder kriegen und so. Und auch die Männer der Migrantinnen sind manchmal nicht begeistert, dass sie sich hier Hilfe holen.“
    „Ich will wirklich keine Sensationsgeschichte schreiben“, murmelte ich, „nur die Wahrheit.“
    „Die Wahrheit? Schreiben Sie über die aussichtslose Lage vieler Migrantinnen in Österreich, das ist die Wahrheit.“
    Ich nickte.
    „Richtig, Mira Valensky, darüber sollst du schreiben.“
    „Mit dir als Beispiel?“
    „Ich bin kein Beispiel. Aber wenn sie wollen, sie werfen mich auch einfach hinaus. Samt Zwillingen. Und was dann? Dabei sind sie nur hier in die Schule gegangen.“
    „Du bist sicher?“
    „Ziemlich sicher, nur ziemlich sicher.“
    Wir probierten es noch bei weiteren Stellen. Vesnas Methode hatte sich als die bessere herausgestellt. Also blieb ich stumm. Erfolg hatten wir trotzdem keinen. Aber laut Ulrike hatte Jane Cooper den Tipp mit der Pension „Alexandra“ von einer Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrantinnen bekommen.
    Vesna setze ich zu Hause ab, dann fuhr ich in die Redaktion und schrieb meine Story. Im Zentrum stand die Aussage, dass die beiden Morde zusammenhingen: Der Psychiater hatte die Amerikanerin im Freud-Museum kennen gelernt. Er war mit einer Mitarbeiterin des Freud-Museums befreundet gewesen. Ich wusste, was auf das Museum zukommen würde. Aber in ein, zwei Tagen hätte die Nachricht ohnehin ihre Runde durch die Zeitungs- und Rundfunkredaktionen gemacht. Dass der braun gebrannte Psychiater mithilfe vergifteter Bonbons umgebracht worden war, stand bereits heute im „Blatt“. Die Meldung war in die stündlichen Nachrichten unseres öffentlichrechtlichen und einiger privater Rundfunksender übernommen worden. Aber ich wusste von seiner Leidenschaft für Bonbons. Und vor allem: Das Freud-Museum war eine direkte Verbindung zwischen den beiden Mordfällen. Mit diesen Neuigkeiten würde ich trotz allem die Nase vorn haben.
    Nach einer kurzen Unterredung mit meinem Chefredakteur, bei der er deutlich machte, wie wenig er von „psychisch labilen Personen“ hielt und wie viel von „psychologischen Managementtaktiken“, bekam ich sogar einen Anreißer auf Seite eins.
    Es war schon gegen zehn am Abend, als ich schließlich die Redaktion verließ. Morgen würden Vesna und ich die restlichen Beratungsstellen abklappern. Ich war gespannt, ob wir weiterhin schneller als die Mordkommission sein konnten. Es würde auch Zuckerbrot interessieren, was die junge Amerikanerin dort gewollt hatte.
    Mein Magen knurrte. Unsere Sekretärin hatte mir am Nachmittag ein in Folie eingeschweißtes Sandwich gebracht. Außen Plastik, innen Plastik mit Plastikfülle. Ich hatte keine Lust gehabt, die Kunststoffindustrie zu fördern, aber gegessen habe ich diesen Angriff auf die Esskultur dann trotzdem. Drei Bissen, das Brot war weg und der Magen fühlte sich genauso leer wie vorher an. Aber durch den schlechten Geschmack im Mund wurde ich noch Stunden an meine Verzweiflungstat erinnert.
    Der Türke an der Ecke zum Redaktionsgebäude hatte schon geschlossen. Ich würde mir daheim etwas Rasches kochen. Spaghetti all’aglio, olio e peperoncino. Eine gute Idee. Und ich musste Ulrike anrufen. Gleich nach dem Essen.
    Ich stürmte die Treppen hinauf, räumte Gismo mit einem Schubser aus dem Weg und stellte Nudelwasser auf. Für Gismo gab es nur eine halbe Dose Katzenfutter, Zeit, um einzukaufen und ihr etwas Frisches mitzubringen, hatte ich nicht gehabt. Sie roch missbilligend an der Schüssel. Ihr Problem. Schlimmer als das Plastiksandwich konnte das Dosenfutter auch nicht sein. Ich drehte den Fernsehapparat auf. Er bot immerhin etwas mehr Ansprache als Gismo, außerdem wollte ich die Nachrichtensendung sehen. Man wusste ja nie …
    Eine Reportage über illegale Billigstarbeitskräfte aus dem Osten. Diesmal ging es um

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