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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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eine Exklusivstory hast!“
    „Vollidiot! Sie ist meine Freundin!“
    „Wie praktisch!“
    Ich überlegte kurz, ihm den Topf mit Rosmarin auf den Kopf zu werfen, dachte dann an Ulrikes Erfahrungen mit Affekthandlungen und knallte das Fenster zu.
    Ulrike hatte den Kopf auf die Marmorplatte meines Küchentisches gelegt. Sie hob ihn, als ich kam. „Werden sie dableiben?“
    „Ich fürchte. Vielleicht ist es besser, du gibt eine improvisierte Pressekonferenz. Außerdem brauchst du einen Anwalt. Oder eine Anwältin.“
    „Ich kenne keinen Anwalt.“
    Ich überlegte. Ich hatte zwar in grauer Vorzeit Jus studiert und das Studium auch abgeschlossen, aber meine Kontakte zur Juristenszene hatten sich bald darauf, als ich nach New York ging, verflüchtigt. „Haben sie dich in der Sicherheitsdirektion nicht gefragt, ob du mit einem Anwalt sprechen willst?“
    „Sie haben mich ja bloß einvernommen und nicht angeklagt oder so. Ich hätte sowieso gesagt, dass ich keinen Anwalt brauche, ich bin ja unschuldig.“
    „Oft brauchen gerade Unschuldige einen Anwalt, Ulrike.“
    Drei Stunden später hielten wir im Café Landtmann eine rasch einberufene Pressekonferenz ab. Ich hatte in meinem Telefonbuch die Nummer einer Anwältin gefunden, mit der ich bei einer Recherche über ein Model in Kontakt gekommen war. Dem Model war damals vorgeworfen worden, seinen schärfsten Konkurrenten mit Hilfe von gefährlichen anonymen Drohungen ausbooten zu wollen. Dr. Fischer-Kalnik war mir damals gut und kompetent erschienen, auch wenn sie für ihren Mandanten wenig hatte ausrichten können. Die Beschuldigungen gegen den jungen schönen Mann hatten sich sehr schnell und unwiderlegbar als wahr herausgestellt.
    Blass, aber frisiert und mit einem Hauch von Make-up im Gesicht erzählte Ulrike ihre Geschichte. Sie sah in ihrem dunkelblauen Jackenkleid eher wie eine gepflegte Englischlehrerin als wie eine Giftmörderin aus. Die Anwältin war an ihrer Seite, ich saß bei den zahlreich erschienenen Medienleuten. Drei Kamerateams, viele Fotografen, Radioreporterinnen, Printjournalisten. So viel Medienrummel konnten sich die meisten meiner Society-Promis nur wünschen. Ulrike hingegen hätte locker ohne Derartiges leben können.
    Fragen wurden gestellt und beantwortet, Ulrike machte ihre Sache gut. „Boston Today“ hatte tatsächlich einen Reporter über den großen Teich geschickt. Er fragte nach der politischen Einstellung Ulrikes. Sie schüttelte den Kopf. Die Anwältin fuhr dazwischen. „Das steht hier wohl nicht zur Debatte.“
    Der Reporter ließ nicht locker. „Meinen Sie nicht, dass es sich um eine politisch motivierte Tat handeln könnte?“, fragte er in gutem Deutsch.
    Ulrike sah mich fragend an, ich zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung was er damit sagen wollte. Offenbar war er auf demselben Trip wie seine Chefin. „Warum?“, rief ich dazwischen.
    „Weil es um Freud und die Psychoanalyse geht. Und weil das politische Klima in Österreich auch in den USA bekannt ist. Es könnte sich um den Akt einer rechten Gruppe handeln, die gleichzeitig eine Mitarbeiterin des Freud-Museums und die Psychoanalyse in Verruf bringen will. Ich muss Sie wohl nicht darauf hinweisen, dass Freud Jude war.“
    Die Anwältin antwortete: „Das erscheint schon sehr weit her geholt. Äußerst unwahrscheinlich. Tatsache ist jedenfalls, dass meine Mandantin unschuldig in die Mühlen der Justiz geraten ist. Noch einmal: Wir werden uns rechtliche Schritte gegen die Wiener Sicherheitsdirektion vorbehalten, aber auch gegen Medien, die falsche Informationen veröffentlicht haben oder weiterhin veröffentlichen. Herzlichen Dank für Ihr Interesse.“
    Damit war die Pressekonferenz zu Ende und einige Journalisten stürmten nach vorne um noch extra, quasi exklusiv, denn darum dreht sich in unserer Branche ja so vieles, eine Aussage von Ulrike oder ihrer Anwältin zu bekommen.
    Vesna winkte vom Saalausgang. Ich lief schnell zu Ulrike und verabschiedete mich. Ich wusste sie bei der Anwältin heute Nachmittag in guten Händen. „Wie war ich? War alles richtig?“, flüsterte sie mir zu.
    „Hervorragend. Wirklich. Gut, dass wir die Pressekonferenz gemacht haben. Jetzt hast du mehr Chancen auf Ruhe. Und ich komme spätestens am Abend.“
    „Das musst du nicht, ich habe ja auch noch andere Freundinnen, ich werde ein paar anrufen, jetzt bin ich wieder dazu fähig. Ich kann dir ja nicht immer die Zeit stehlen.“
    „Ich komme.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und

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