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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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anständige Fremdenpension. Außerdem ist alles längst sauber gemacht, jetzt wohnt ein anderer Gast im Zimmer dieser Amerikanerin. Ich will auch nicht, dass meine Gäste erfahren, dass die Amerikanerin da gewohnt hat.“
    „Haben Sie mit ihr gesprochen? Was hat sie gesagt?“
    „Das hat mich die Polizei auch schon gefragt und Journalisten waren auch schon da. Sogar aus Amerika.“
    „Was haben Sie denen gesagt?“
    „Das Gleiche, was ich Ihnen sage: Das Zimmer ist nicht zu besichtigen – außer für die Polizei, die hat es natürlich schon gesehen und auch Spuren genommen – und geredet habe ich mit der Amerikanerin nicht. Sie hat ja nicht Deutsch verstanden.“
    „Wissen Sie, was sie getan hat?“
    „Sie war ein paar Tage da und dann ist sie nicht mehr wiedergekommen. Das ist alles, was ich sagen kann. Ich habe ihr natürlich das Anmeldeformular hingelegt, aber ich wollte sie eben nicht drängen und deshalb hat sie noch nicht unterschrieben. So ist das, wenn man zu den Gästen höflich ist. Sonst war sie zum Glück sehr ordentlich, auch wenn sie dann ermordet worden ist.“
    Das klang, als sei Jane Cooper selbst schuld an ihrer Ermordung gewesen, als habe es sich dabei um einen Akt der Bösartigkeit gegenüber der Pensionswirtin gehandelt. Ob sie mit Vornamen wirklich Alexandra hieß?
    „Die Zeitungen schreiben ohnehin nie die Wahrheit. Im ‚Blatt‘ ist gestanden, dass sie in einer ‚schmuddeligen Pension‘ gewohnt hat. So eine Frechheit. Dabei habe ich das ‚Blatt‘ sogar abonniert. Bei mir ist alles sauber, das Gesundheitsinspektorat war erst vor kurzem da und der Herr Inspektor hat gesagt: ‚Liebe Frau Alexandra, wenn es überall in Wien so sauber wäre, dann wären wir arbeitslos.‘ Man kommt zwar gar nicht nach mit dem Wischen und Putzen, und gewisse Mieter, das kann ich Ihnen versichern, sind richtige Schweine, aber sauber ist es bei mir immer. Einfach, aber sauber.“ Sie sah mich selbstgefällig an.
    „Das könnte ich in meiner Geschichte schreiben, aber dafür müsste ich wenigstens einmal das Zimmer sehen. Um zu sehen, ob es sauber ist.“
    „Draga hat alles geputzt und ich habe alles kontrolliert und nachgeputzt. Draga ist ein braves Mädchen, nicht so aufsässig wie viele, aber nachsehen muss man trotzdem immer.“ Sie sah auf das Schlüsselbrett. „Der Herr ist noch nicht da, also kommen Sie, aber nur auf einen Sprung.“
    Ich folgte ihr in den oberen Stock. Sie schloss das Zimmer auf. Ein Raum mit absurden Dimensionen: Hoch und mit kleiner Bodenfläche, so als wäre eine Schuhschachtel auf die Schmalseite gefallen. Ein Einzelbett aus hell furniertem billigem Holz. Daneben ein dazu passendes Nachtkästchen. Ein hohes Fenster mit einem Vorhang aus Kunststoffspitze, auf der anderen Seite des Raumes ein doppeltüriger Kleiderschrank aus dunklerem Holz, offenbar noch aus den Restbeständen der ehemaligen Wohnungsbesitzer. Das Bett war sorgfältig mit türkisfarbenem Bettzeug überzogen, am Boden stand eine geöffnete Reisetasche. Eine weiße, sichtlich später eingebaute Türe, die Frau Alexandra jetzt öffnete. „Sehen Sie, das Badezimmer. Ist es hier etwa schmuddelig?“ Eine schwache Birne flammte auf. Waschbecken, Dusche, WC, und das alles auf höchstens vier Quadratmetern. Aber wirklich sauber, das musste man ihr lassen. Hier also hatte Jane Cooper gewohnt.
    „Ist die Amerikanerin irgendwann abgeholt worden? Hat jemand für sie angerufen?“
    Die Pensionswirtin knipste das Licht im Badezimmer wieder aus und schüttelte den Kopf. „Aber sie ist ein-, zweimal lange weg gewesen für ein junges Mädchen, das allein in einer fremden Stadt ist.“
    „Woher wissen Sie, dass sie allein war?“
    „Na, weil sie eben niemand abgeholt hat und niemand angerufen hat. Außerdem habe ich es in der Zeitung gelesen. Es heißt ja, sie soll so einen Psychiater gekannt haben.“
    „Ja.“
    „Abgeholt hat der sie jedenfalls nicht. Ob er sie heimgebracht hat, kann ich nicht so genau sagen. Die Nachtdienste macht mein Sohn und der schläft auf einer Bettbank im Zimmer hinter der Rezeption. Wenn jemand anläutet und keinen Schlüssel hat, dann macht er auf.“
    „Hat sie viel Gepäck gehabt?“
    „Nur eine Reisetasche, und die war nicht besonders groß. Aber man hat sie ohnehin immer nur in Jeans gesehen. Eine richtige amerikanische Studentin eben. Aber wenigstens nicht mit bunten Haaren, so wie es das bei uns gibt. Das nicht.“
    „Und sonst? Was ist auf ihrem Nachtkästchen gelegen?“
    Sie

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