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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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und gesagt: ‚Sie haben uns etwas Entscheidendes verschwiegen.‘ Ich war total irritiert. Ich konnte ohnehin schon keinen klaren Gedanken mehr fassen, obwohl die Beamten an sich freundlich und meistens auch höflich waren, was sollte ich verschwiegen haben? Also hat er mir es gesagt. Vor ziemlich genau zehn Jahren gab es einen Prozess, weil ich meinen damaligen Lebensgefährten mit kochendem Wasser angeschüttet hatte. Er hat mich angezeigt und ich bekam eine bedingte Freiheitsstrafe wegen Körperverletzung. Wir haben damals gerade in Trennung gelebt. Er hatte eine neue Freundin und pries ihre Vorzüge, wie schön sie sei und wie klug und wie sexy. Ich bin einfach ausgezuckt, habe das kochende Wasser vom Herd genommen und ihn damit angeschüttet. In Wirklichkeit hat er ohnehin bloß am Arm ein paar Brandblasen gehabt, aber für eine Verurteilung war es genug. Ich habe in diesem Zusammenhang wirklich nicht mehr daran gedacht. Das Schlimmste: Dieser Typ hat für den Prozess ein Gutachten anfertigen lassen, laut dem ich krankhaft eifersüchtig bin und zu spontanen Gewalttaten neige. Es war ein Privatgutachten und es wurde auch zurückgewiesen, weil der Gutachter ein Freund meines damaligen Lebensgefährten war. Irgendwie ist es trotzdem bei den Akten gelandet. Was stimmt, ist, dass ich immer schon eifersüchtig war. Damals allerdings viel mehr als heute. Der Gutachter hat mir eine histrionische Persönlichkeitsstörung vorgeworfen. Begründet wurde das damit, dass ich zu starken Emotionen neige, freundlich auf fremde Menschen zugehe, andererseits auch schnell in Tränen ausbreche und so. Und dass ich es eben nicht verkraften könne, wenn jemand meine Einflusssphäre verlässt.“
    Ich nickte und erinnerte mich: Ulrike war in der Schule ziemlich schnell hintereinander überaus heiter und dann wieder zu Tode betrübt gewesen. Aber da hatte es in unserem Mädchengymnasium einige gegeben, das galt ja auch geradezu als besonders mädchenhaft.
    „Ein Teil war Unsinn, an einem anderen Teil war schon etwas dran. Ich konnte es einfach nicht verkraften, dass er mich verlassen wollte und eine andere Freundin hatte. Dabei hat er sich ganz schön mies benommen. Natürlich habe ich gedroht, dass ich ihr die Augen auskratze, aber das sagt man halt in solchen Situationen. Der Prozess war so etwas wie ein heilsamer Schock für mich. Ich habe mit einer Psychotherapie angefangen und habe mich für alles, was mit der Psyche zusammenhängt, zu interessieren begonnen. Deshalb habe ich dann auch Peter kennen gelernt und meine Arbeit im Freud-Museum gefunden. Ich bin zwar noch eifersüchtig, aber niemals könnte ich deswegen jemanden töten. Das hätte ich auch damals nicht gekonnt – zumindest glaube ich das. Ich habe gelernt, dass das Problem meine innere Leere war. Deswegen hat mich niemand verlassen dürfen, deswegen habe ich dauernd nach Selbstbestätigung von außen gesucht, weil ich innen nichts gesehen habe. Aber das hat sich geändert. Und jetzt wärmen sie diese Geschichte auf und stempeln mich zur Mörderin.“
    „Sie haben gesagt, dass du in Untersuchungshaft bist.“
    „Das war falsch. Die Vernehmung hat lange gedauert und da hat sich der Journalist vom ‚Blatt‘ offenbar etwas zusammengereimt. Und irgendein Idiot der Sicherheitsdirektion hat das dann bestätigt. Zuckerbrot hat getobt, als er es erfahren hat. Ich war im Nebenzimmer und habe ihn brüllen gehört. Nur: Ihre Mordverdächtige bin ich tatsächlich und jetzt jagen mich die Journalisten. Es sind sogar einige aus den USA dabei. Ich bin nach der Vernehmung aus der Sicherheitsdirektion gegangen und sie haben auf der Straße auf mich gewartet. Gott sei Dank stand mein Auto gleich um die Ecke. Es war ein Alptraum. Einige haben mich bis zu meiner Wohnung verfolgt. Dann bin ich hinauf und habe zwei Beruhigungsmittel genommen. Aber seit fünf in der Früh läutet mein Telefon, lärmt die Gegensprechanlage. Die Polizei hat gesagt, dass sie nichts dagegen tun kann. Sie hat eine Richtigstellung veranlasst, aber das nützt ja nichts. Fast wünschte ich, ich wäre in Untersuchungshaft. Da könnte wenigstens nicht jeder auf mich losgehen.“
    Ich stand auf, lief zu einem Fenster, das auf die Straße ging, und sah hinunter. Acht oder zehn Personen warteten vor dem Haus. Ein Kamerateam war dabei, einige Fotografen. Ich öffnete das Fenster und brüllte aus dem vierten Stock: „Verschwindet! Geht heim!“
    Hugo vom „Blatt“ schrie herauf: „Hättest du wohl gerne, damit du

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