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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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vor längerer Zeit das Besteck weggelegt.
    Ulrike schüttelte den Kopf. „Es ist so nett von Ihnen, dass Sie da sind. Das müssten Sie nicht, das weiß ich.“
    „Keine Sorge, wir verrechnen es nicht einmal, Vergnügungen würden wir nie verrechnen“, erwiderte der Anwalt und angelte sich noch zwei der gefüllten Tomaten.
    Übergangslos kamen Ulrike die Tränen. „Es ist so nett, ich kenne Sie kaum, und Sie sind so gut zu mir. Und Mira auch, dabei habe ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Meine Freundinnen sind da anders. Ich habe sie angerufen und alle haben eine Ausrede gehabt, alle haben sie so getan, als ob sie empört seien über die Berichte, aber gekommen ist niemand. Gar niemand.“
    „Das war ein Zufall“, versuchte ich Ulrike zu beschwichtigen.
    „Das war kein Zufall“, schluchzte sie auf, „Frau Dr. Fischer ist dabei gewesen und hat es gehört.“
    Ich sah die Anwältin an, sie zuckte hilflos mit den Schultern. Vielleicht war doch noch etwas von der Persönlichkeitsstörung geblieben, von der mir Ulrike erzählt hatte. In der einen Minute himmelhoch jauchzend, in der anderen zu Tode betrübt. Andererseits konnte man es ihr nicht eben verdenken, dass sie emotional etwas aus dem Gleichgewicht war. In so einer Situation herauszufinden, dass sich vermeintliche Freundinnen beim ersten Anzeichen von Problemen zurückziehen, ist keine nette Sache. „Wir sind jedenfalls da und wir bleiben da, bis du uns hinauswirft“, sagte ich und schenkte ihr noch ein Glas Rotwein ein.
    „Ich bin eine Idiotin“, schnupfte Ulrike in ihr Taschentuch, „verzeiht mir.“
    „Wir werden die Sache schon hinkriegen“, murmelte Anwalt Kellerfreund mit vollem Mund.
    Wir tranken noch drei Flaschen Wein, Ulrike wurde lustiger und lustiger und bot ihren Anwälten schließlich das Duwort an. Also tranken wir Bruderschaft. „Schwesternschaft“, kicherte Ulrike und gab Frau Fischer einen Kuss auf die Wange.
    „Da bin ich auch gerne eine Schwester“, brummte der Anwalt, worauf er ebenfalls einen Kuss bekam. Kellerfreund hatte ein erstaunliches Fassungsvermögen. Mit ihm konnte nicht einmal ich mithalten. Irgendwann, lange nach Mitternacht, legte Ulrike plötzlich ihren Kopf auf den Tisch und schlief tief und fest.
    Wir hatten tatsächlich fast alles aufgegessen. Obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre, flüsterten wir. Oskar, wie Herr Kellerfreund mit Vornamen hieß, verstaute die Überreste im Kühlschrank. Ich räumte das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler. Und die Anwältin Irene versuchte Ulrike wieder für einige Augenblicke wachzubekommen. Ohne Erfolg.
    Schließlich fassten Oskar und ich Ulrike je unter einem Arm und zogen sie hoch. Sie erwachte nur halb und bemühte sich, selbsttätig zu schlurfen, aber wir waren vollkommen außer Atem, als wir sie schließlich ins Bett gebracht hatten. Ich küsste die beiden phantastischen Anwälte zum Abschied auf die Wange und versuchte dann, Ulrike aus ihren Kleidern zu schälen. Am liebsten hätte ich mich, gleich so wie ich war, zu ihr ins Bett gelegt.

[ 8. ]
    Vesna wischte energisch über meine weißen Küchenmöbel, ich saß am Tisch, trank Kaffee und erzählte ihr vom gestrigen Abend. Früher hatte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich so untätig herumgesessen war, während sie arbeitete. Das hatte sich gelegt, ich wusste jetzt, dass Vesna es auch so meinte, wenn sie sagte, dass man ihr lieber nicht in die Arbeit pfuschen solle.
    Sie war jemand, der mich nicht im Stich lassen würde, auch nicht, wenn mir Medien einen Mord anhängen wollten. Eine bessere Freundin als die, die Ulrike offenbar hatte. Im nächsten Monat hatte Vesna Geburtstag. Ich durfte ja nicht darauf vergessen. Einundvierzig wurde sie, zu ihrem Vierziger hatte ich ihr ein großes Überraschungsfest beschert.
    Wieder tauchte sie das Tuch in den Kübel. Vesna war fast einen Kopf kleiner als ich, schlank, aber ihre Muskeln waren vom Putzen überaus zäh. Sie konnte Lasten heben, unter denen ich fast zusammenbrach. Ihr Optimismus schien trotz allem, was sie schon erlebt hatte, grenzenlos zu sein.
    „Was denkst du, Mira Valensky?“
    Ihre Eigenart, mich mit Vor- und Nachnamen anzureden, stammte noch aus der Zeit, in der ich ihr das Duwort angeboten, sie es aber für unpassend gehalten hatte, ihre Arbeitgeberinnen zu duzen. „Ich habe mir gerade gedacht, dass du eine unverbesserliche Optimistin bist – obwohl du schon Schlimmes erlebt hast.“
    „Nicht obwohl, weil. Was soll noch schlimmer

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