Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
ist immer gut, Mira Valensky –, also: ‚Frau Doktor Maier hat mir von der Wohltätigkeitsparty erzählt. Mein Gatte, der slowenische Botschafter, wäre gerne auch gekommen, aber er ist verhindert.‘ Gut, was? Sie hat nur genickt und ich war drinnen. Und da hat sich dann herausgestellt, dass Frau Bernkopf lange nicht alle Gäste gekannt hat. Man hat Champagner bekommen und in jedem Zimmer waren kleine Körbe für Spenden. Weil alle so vornehm sind, waren da auch Kuverts, in die man das große Geld tun kann, und auch Erlagscheine. Ich habe ein Kuvert genommen und ganz heimlich getan und dann zwanzig Schilling hineingesteckt. Für die armen Kinder in Rumänien. Ich wette, Mira Valensky, ein paar andere haben auch keine Tausender hineingetan. Erlagscheine sind besser für Spenden, da sieht man, wer was gibt.
Herr Ministerialrat Bernkopf war auch da, den kenne ich ja vom Foto aus der Zeitung. Und ein Junger, der, glaube ich, ihr Sohn ist. Gute Erscheinung, das schon. Viele haben Titeln gehabt. Also, ich bin herumgegangen und habe Champagner getrunken, nicht viel natürlich. Das nicht. Weil ich habe ja noch was vor. Ich habe mir die Räume eingeprägt. Dann kommt das Programm. Eine Frau am Klavier und ein Mann mit Geige. Sehr langweilig, wenn du mich fragst. Nicht alle haben auf den Sesseln Platz gehabt. Ich bin ganz hinten gestanden. Dann bin ich leise gegangen. Weil ich habe auf die Toilette gemusst. Nicht wirklich natürlich, nur wenn wer fragt. Polnische Putzfrau ist auch im großen Raum gestanden und hat Buffet fertig gemacht. Der Raum hat mindestens 150 Quadratmeter, sage ich dir. Nobel. Zum Putzen aber eine Katastrophe. Mit drei Kristallluster. Weißt du, Mira Valensky, wie es ist, so was zu putzen?“ Sie schüttelte angewidert den Kopf. „Also, ich bin hinaus. Als Erstes bin ich ins Schlafzimmer gegangen. Weil hinter Schlafzimmer könnte ja sein Toilette. Nachttischladen. Nichts. Kasten. Nichts. Ganz genau habe ich nicht geschaut, aber dort, wo Verstecke eben sind. Unter dem Bett viel Staub, sonst nichts. Polnische Putzfrau ist nicht besonders gründlich. Gut, ich bin in die Küche. Vorsichtig. Aber kein Personal. Bernkopf ist knauserig, habe ich gedacht. Oder doch nicht reich. Aber da waren keine guten Verstecke. Arbeitszimmer oder Gästezimmer? Was als Nächstes? Da höre ich Applaus. Denke mir, jetzt ist das Konzert aus und alle gehen wieder herum. Nicht in allen Zimmern, aber im Gang und so. Also mache ich zuerst ganz schnell den Vorraum. Ich öffne Lade unter der Sitzbank und da liegt er. Neben alten Hauspatschen. Ich nehme vorbereitetes Taschentuch aus Stoff, blicke mich um und schon ist Fotoapparat in der Tasche. Ich schwitze etwas und schaue noch, ob Tagebuch und die anderen Sachen auch da sind. Nichts. Die Tür geht auf. Ich gehe elegant auf Frau Bernkopf zu und gratuliere ihr im Namen Sloweniens zur Wohltätigkeit.“
Ich röchelte.
„Hat sich geehrt gefühlt und mich um eine Karte gebeten. Habe nach Karte gesucht und war dann untröstlich. Habe sie vergessen. Dann hat sie mir ihre gegeben und ich habe gesagt, ich schicke ihr meine. Kein Problem, sie vergisst wieder. Vielleicht sitzt sie bald hinter Gittern. Und ihr Mann auch.“
„Niemandem ist etwas aufgefallen?“
„Nein, niemandem. Ich habe mich bewegt wie Botschaftersfrau. Weißt du was, Mira Valensky? Das macht Spaß. Schon in Schule haben sie zu mir gesagt, ich habe einen eleganten Schritt. Habe ich.“
„Und dann bist du gegangen?“
„Weitersuchen zu gefährlich. Außerdem: Warum sollten sie die Dinge an verschiedenen Orten verstecken? Ich bin noch geblieben und habe noch ein Glas Champagner getrunken. Buffet war nicht besonders gut. Unser Fest für die Zwillinge war besser. Dein Buffet sicher hundertmal, Mira Valensky.“
„Wir müssen den Film sofort entwickeln lassen. Lass sehen, wie viele Aufnahmen sie gemacht hat.“
„Vorsichtig. Nicht anfassen.“ Vesna nahm den in ein blütenweißes Tuch gewickelten Fotoapparat aus ihrer Handtasche. Sie schlug das Tuch auf. Ein kleiner silberner Apparat. Das erste wirkliche Indiz dafür, dass Bernkopf Jane Cooper ermordet hatte. „Da steht es.“ Sie drehte den Apparat vorsichtig. Am Boden war in geschwungener Schrift „Jane“ eingraviert. Kein Zweifel. Offenbar hatte sie elf Aufnahmen gemacht. Oder wurden die verbleibenden Aufnahmen gezählt? Jedenfalls gab es Fotos.
Plötzlich ernüchtert sah ich Vesna an. „Wir müssen Zuckerbrot informieren. Das ist wichtiges
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