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Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Titel: Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Martenstein
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habe, ging es auf einmal. Er hat sich fast eine Stunde Zeit genommen, obwohl das Wartezimmer voll war. Er hat gesagt, dass ich verschiedene Tests machen sollte, um die Gesundheit des Kindes zu überprüfen. Unter bestimmten Bedingungen sei auch so spät noch ein Abbruch möglich.
    Das kam nicht infrage. Was die Diagnose betraf, hatte ich selbst auch schon an so etwas gedacht. Ich weiß schließlich, wie eine Schwangerschaft sich anfühlt. Ich habe auch Bewegungen gespürt. Aber das war eben nicht möglich. Es war völlig ausgeschlossen.
    Der Gynäkologe sagte, dass er einen wissenschaftlichen Aufsatz über mich schreiben wolle. Ob ich eventuell bereit sei, mich von seinen Studenten untersuchen zu lassen. Das würde der Wissenschaft weiterhelfen. Ich sagte, Sie spinnen wohl.
    Was ich niemandem erzählt habe, weil ich mich ein fach nicht traute, war ein bestimmter Traum, den ich gehabt habe. In dem Traum sitze ich in der Küche, und plötzlich betritt eine junge Frau die Küche, groß, hübsch, breitschultrig, ein bisschen wie Franziska van Almsick. Sie wirkte sympathisch, aber gleichzeitig war es die Art von Person, mit der man nicht unbedingt Ärger kriegen will. Die Frau sagt, dass ich auserwählt sei und dass ich keine Angst haben soll.
    Ich frage dann in dem Traum, wieso und zu was ich von wem auserwählt bin. Die Frau antwortet, ich soll einfach abwarten, dann merke ich es schon. Ich soll die Ruhe bewahren, mich gesund ernähren und nicht mehr so viel Rad fahren. Alkohol sei ab sofort tabu. Als ob ich mich nicht sowieso gesund ernähre! Warum ausgerechnet ich auserwählt sei, wisse sie auch nicht. Dafür seien andere zuständig. Aber auf jeden Fall sei ich nett, offen und reinen Herzens, das sei schon mal eine ganze Menge.
    Das habe ich mindestens dreimal geträumt, aber das kann man doch niemandem erzählen. Da denken alle, dass ich ballaballa bin.
    Als ich es meinem Mann erzählt habe, ist mein Mann erst mal auf den Dachboden gegangen, wo seine Modelleisenbahn steht, und hat zwei Stunden lang mit seiner Modelleisenbahn gespielt. Dann ist er wieder heruntergekommen und hat gesagt, er würde mir verzeihen. Ich hätte sicher einiges vermisst in den letzten Jahren. So eine Geschichte bräuchte ich ihm nicht zu erzählen. Ob ich ihn verlassen will.
    Ich habe geweint und gesagt, was soll ich bloß machen, nicht einmal du glaubst mir. Und du kennst mich doch genau und müsstest wissen, dass ich so etwas nicht erfinde. Nein, ich will dich nicht verlassen.
    Mein Mann hat gesagt, dass er froh ist darüber, dass ich bei ihm bleibe. Diese Sache würde er einfach auf sich beruhen lassen. Wenn ich nicht darüber reden wolle, wie das Kind entstanden sei, dann akzeptiere er das. Aber wie es jetzt weitergehen soll. Was wir unseren Kindern erzählen werden. Falls das Baby wirklich zur Welt kommt.
    Wir haben den Kindern erst mal gar nichts gesagt. Unser Sohn lebt mit der Familie in Kanada und kommt alle zwei Jahre auf Besuch, mit der jüngeren Tochter sind wir zerstritten. Der älteren Tochter gegenüber habe ich nur erwähnt, dass ich in letzter Zeit zu viel Schokolade esse und eine Wampe kriege wie ein Bierkutscher.
    Die Untersuchungen haben ergeben, dass es sich um ein gesundes Kind zu handeln scheint. Mein Mann meinte, dass Ulrich Wickert auch in sehr fortgeschrittenem Alter Vater geworden sei, dann würde er das auch hinkriegen. Und im Gegensatz zu Ulrich Wickert habe er sein Leben lang körperlich gearbeitet. Das sei noch mal eine Aufgabe. Die Modelleisenbahn würde ihn sowieso nicht auslasten. Er hat nie wieder eine Anspielung gemacht oder nach dem Vater des Kindes gefragt. Mein Mann ist wirklich ein sehr lieber Mann, das hat bei der Auswahl der Kindseltern wahrscheinlich auch eine Rolle gespielt.
    Die nächsten Monate sind überraschend normal ver laufen, es war alles ungefähr so, wie ich es kenne. Der Hauptunterschied zu meinen früheren Schwangerschaften bestand darin, dass Reporter bei uns angerufen haben. Ich glaube, eine der Sprechstundenhilfen hat uns das eingebrockt. Im Traum ist mir noch mehrere Male die Frau erschienen, die wie Franziska van Almsick aussieht. Sie sagte: »Miriam, eines muss klar sein. Du sprichst nicht mit den Medien. Wir können auch unfreundlich sein, weißt du.« Dabei hat sie mir mit einem brennenden Schwert vor der Nase herumgefuchtelt. Aber ich glaube, das war mehr Spaß. So richtig Angst habe ich nicht bekommen.
    Mein Mann hat die Idee gehabt, dass wir unser Testament ändern sollten. Wir

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