Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)
Quadratmetern.«
Dann ging sie zum Glück in die Küche, Plätzchen backen.
Ich hacke und hacke, und bin natürlich nervös wegen der dauernden Kritik. Deswegen rutscht mir die Axt aus. Sie trifft den Blumentopf mit dem Bonsai, der Ziereiche, die Brenda so liebt. Die Krone der Ziereiche habe ich mit einem einzigen Axtschlag abgehauen. Ich denke, nicht das auch noch. Also habe ich den Rest von dem Blumentopf und den Rest von der Ziereiche in eine Tüte gestopft, damit Brenda das erst mal nicht sieht. Im Winter geht sie nicht oft auf den Balkon. Ich dachte, wir klären das später, nach Weihnachten. Ich kaufe ihr einen neuen Bonsai.
Nun wollte ich also den Baum aufstellen und habe gemerkt, dass ich zu viel von dem Stamm weggehauen hatte. Der Stamm war unten nur noch so dünn wie ein Babyärmchen. Ich wollte es halt besonders gut machen, wegen Brendas dauernder Kritik. Das kommt davon. Der Stamm war jetzt zu dünn für den Ständer, aber ich konnte unmöglich losgehen und einen neuen Ständer kaufen, das hätte nur wieder zu Kritik geführt.
Ich habe versucht, Tempotaschentücher in die Öffnung zu stopfen, damit der Stamm hält. Aber die Taschentücher waren zu weich, der Baum ist immer wieder umgekippt. Ich hatte dann eine Idee, die wirklich gut ist. Ich habe ein, zwei Kerzen genommen und angezündet und habe, auf dem Boden kniend, mit einer Hand an dem Baum, Wachs in die Öffnung geträufelt, bis die Öffnung voller Wachs war. Das Wachs wurde hart, und der Baum stand in dem harten Wachs so fest, als ob er in Beton gegossen wäre. Ich dachte, nächstes Jahr kaufe ich in aller Ruhe einen neuen Ständer, überhaupt kein Problem.
Dann bin ich aufgestanden und habe mir den Baum angeschaut. Ich habe gemerkt, dass der Baum tatsächlich oben an der Decke angestoßen ist, nein, der bog sich sogar richtig, die Spitze bog sich nach unten. Der Baum war tatsächlich ein bisschen zu groß.
Warum? Weil es im Jahr davor wochenlang Kritik daran gegeben hatte, dass der Baum zu klein ist. Nur deswegen. Ich wollte es diesmal nur richtig machen.
Das Problem war, dass ich jetzt unten den Stamm nicht mehr absägen konnte, weil der Stamm in den Baumständer einbetoniert war und weil ich nur diesen einen Baumständer hatte und weil von dem Stamm unten sowieso fast nichts mehr übrig war. Tausend Gründe. Das war ein richtig großes Problem.
Ich habe schnell die Säge genommen und habe aus der Mitte des Baums ein ungefähr zwanzig Zentimeter langes Stück herausgesägt, besser gesagt, aus dem oberen Drittel, wo ich gerade noch drankam und wo der Stamm nicht mehr so dick war. Dann habe ich die zwei Baumteile mit Alleskleber zusammengefügt. Ich habe mit dem Kleber Erfahrung, der ist wirklich gut und hält bombig. Das herausgesägte Stück habe ich auf dem Balkon klein gehackt und habe die Reste, weil mir auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen ist, im Bad in den Korb mit der Schmutzwäsche getan, ganz unten, wo Brenda es erst mal nicht merkt. Ich dachte, kein Problem, wenn Brenda demnächst wieder mal bei der Fußpflege ist, nehme ich das mit und entsorge es. Bis dahin kümmere ich mich um die Wäsche, ich mache sowieso zu wenig im Haushalt.
Das klingt jetzt vielleicht alles ganz einfach und locker, wenn ich es erzähle. Aber es hat gedauert, ich war bestimmt zwei, drei Stunden am Ackern, obwohl ich mich extrem beeilt habe. Und dauernd war da in mir so eine Angst, dass Brenda auftaucht und mich wieder kritisiert. Wenn sie am Backen ist, vergisst sie aber zum Glück die Zeit und ist richtig happy.
Gerade, als ich fertig geworden bin, erst dann, biegt Brenda um die Ecke, Plätzchenduft weht in die gute Stube, und ich sehe Brenda sofort an, dass sie gut drauf ist.
Ich sage: »Na, Brenda, wie findest du unser Bäumchen?«
Brenda sagt: »Könnte schlimmer sein.«
Sie kuckt aber gar nicht richtig hin, weil sie möchte, dass ich von ihren Plätzchen probiere. Was ich auch tue. Brendas Plätzchen schmecken wirklich gut, ich sage ihr das auch, aber vielleicht nicht überschwänglich genug, weil ich finde, dass sie mich nach dem ganzen Stress mit dem Baum ruhig auch hätte ein bisschen loben können.
Dann wollten wir den Baum schmücken. Brenda legt dazu immer Weihnachtsmusik auf. Sie hat den Baum schmuck selber gebastelt, sogar die Kugeln, weil sie mal in einem Glasbläserworkshop gewesen ist. Da haben die das gelernt. Die fertigen Kugeln hat sie auch selbst bemalt. Es sieht hübsch aus, na gut, ein bisschen kitschig vielleicht,
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