Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
sprang der Metzger zur Seite, während der König blind vor Wut wie eine Dampfwalze durch sein Zimmer fegte. Der Metzger überraschte die königliche Dampfwalze von der Seite mit einem gezielten Schlag ins Gesicht und streckte ihn mit einem zweiten Haken nieder. Auf dem vertrauten Teppich landete er auf dem Rücken, nutzte den Schwung aus und trat dem Metzger in den Bauch, ehe er sich selbst wieder aufraffte. Mit dem Golfschläger verpasste er dem Metzger einen gezielten Schlag in die Brust, der den Fleischer in das nächste Bücherregal beförderte. Das wackelnde Bücherregal stürzte auf den Metzger und begrub ihn unter tausenden Seiten gelagerten Wissens.
Der Metzger stemmte den Haufen von Holz und Büchern von sich herunter, eher gesagt, kroch aus einem Lichtloch heraus. Als er aufblickte, sah er den König wieder vor seinem Plüschwal seelenruhig sitzen.
Wieder auf seinen Beinen stehend, wischte sich der Metzger das Blut aus seinem Gesicht.
„Ich weiß es“, sagte der König und nippte an seiner Kaffeetasse.
Zusätzlich zu den vorhandenen Kopfschmerzen, dröhnten die verwirrten Worte des Königs wie ein Presslufthammerkonzert in dem Schädel des Metzgers. „Was weißt du?“
„Ich weiß von dem Geheimnis in deiner Sakkotasche.“ Zitternd streckte der König seinen Finger aus, deutete auf die Brust des Metzgers. „Ich weiß von deiner verfickten Taschenuhr.“
Demonstrativ präsentierte der Metzger seine silberne Taschenuhr. „Die hier?“
Die mittlerweile glasigen Augen des Königs gierten nach der Uhr. „Dadrin ist ein Foto, richtig?“
Da ein Foto traditionell in vielen Taschenuhren schlummerte, zeigte sich der Metzger wenig überrascht. Er nickte bestätigend.
„Da drin ist ein Bild von deiner Frau, deiner Freundin, deiner Geliebten?“, fragte der König.
Wieder bestätigte der Metzger die Frage des Königs. Auch das war leicht zu erraten.
Die folgenden Worte fielen dem König zunehmend schwer. Die Tränen rollten an der harten Schale des Königs hinunter. Mit brüchiger Stimme sagte er: „Es ist ein Bild von Élaine .“
Der Metzger erschrak augenblicklich. Seine Liebste hieß wirklich Élaine, deren Foto ihn in der neuen Welt am Leben hielt.
Bloßgestellt nickte der Metzger und wiederholte den für ihn schönsten Namen der Welt.
Élaine .
2
(Zurück in der alten Welt)
Die Wolkenkratzer, die bis in den Himmel reichten, spendeten kühlen Schatten vor der brennenden Mittagssonne, die hinter den spiegelnden Häuserfassaden wie ein roter Feuerball glühte. Gabriel, ein Mann besten Alters, schlenderte, wie viele hundert andere Bürger, die Hauptstraße entlang. Er wurde selten auf sein richtiges Alter, 32, geschätzt, da er viel zu aufgedreht und zu kindisch wirkte. Normalerweise müsste er zu dieser Zeit seine Klasse unterrichten, doch zu seiner Überraschung einigte sich die Schulleitung auf Hitzefrei, auch ein Grund, warum sich eine Armada von Schulkindern durch die ohnehin überfüllte Hauptstraße an den Erwachsenen vorbeiquetschte.
Wie geplant konnte Gabriel Élaine auflauern, die wie an jedem Arbeitstag zu dieser Uhrzeit aus ihrem Lieblingsschuhgeschäft stürmte. Im Gegensatz zu Gabriel hatte sie den halben Arbeitstag noch vor sich.
Gabriel näherte sich heimlich der emsigen Blondine, die in beiden Händen mit Schuhkartons gefüllte Plastiktüten trug. Im richtigen Moment pirschte er an sie heran, pikste ihr mit einem Finger in die Hüfte, woraufhin Élaine vor Schreck fast ihre Taschen fallen ließ. Sie drehte sich erschrocken um, fing jedoch sofort an zu grinsen, als sie Gabriel sah.
„Na, schleichst du mir jetzt schon nach?“
„Wenn wir schon die höchste Geheimstufe wahren müssen, dann richtig“, sagte Gabriel und schlenderte neben ihr her. „Du hast gestern nicht mehr zurück gerufen“, bemerkte er leicht gekränkt.
„Er wurde wieder misstrauisch“, antwortete Élaine mit einem Anfall von Reue. Als sie ihn ansah, spiegelte sich die Sonne in ihren Brillengläsern, verbarg ihre grünen Augen hinter den weiß aufblitzenden Scheiben. Sie gingen gemeinsam über eine Kreuzung, immer noch in einem flotten Schritttempo.
Gabriel, der etwas ruhiger und entspannter als Élaine zu gehen vermochte, versuchte sie nach und nach zu verlangsamen. „Wann hast du heute Zeit?“
„Für was zu machen?“, fragte Élaine neckisch.
„Ich könnte dir meine Briefmarkensammlung zeigen“, scherzte Gabriel wie einstudiert.
„Du bist heute wieder so ein ungezogener
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