Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
besser?«, fragte er.
Ehe ich antworten konnte, klingelte mein Handy. »Quincy, was ist los?«, fragte Frau Dr. Frumkes.
Ich erzählte es ihr und beendete meinen Bericht mit: »Ich bin ziemlich sicher, nun ja, nicht ganz. Aber ich mache mir Sorgen, dass ich diese Babys verliere, auch wenn in der letzten Stunde nicht viel passiert ist.« Bittere Erfahrung hatte mich gelehrt, dass das nicht unbedingt etwas Gutes zu bedeuten hatte.
Jake wedelte mit den Armen um Aufmerksamkeit, sein Gesicht untröstlich.
»Ich muss Sie sehen«, sagte sie.
»Aber es hat sich alles beruhigt. Ehrlich, was für einen Unterschied würde es schon machen?«
Sie schwieg eine Weile. »Dann müssen Sie mich unbedingt jede Stunde anrufen und, wenn nötig, auch nachts – falls etwas geschieht – und natürlich gleich als Erstes morgen früh.« Sie schnalzte. Ich mochte meine Gynäkologin trotz dieses Tics. »Sie haben doch meine Privatnummer und meine Handynummer, oder?«
Ja, die hatte ich. Beide waren mir ins Gedächtnis gebrannt. Jake machte das Handzeichen für »Auszeit«, während ich sprach. »In die Notaufnahme?«, formte er lautlos mit den Lippen.
»Jake fragt, ob ich in die Notaufnahme muss«, sagte ich, das gehorsame Weib. »Das halten Sie noch nicht für nötig«, wiederholte ich, damit er Dr. Frumkes’ Antwort mitbekam. »Ja, ich habe Geduld.« Jake sah aus, als hätte er alles andere als das. »Natürlich, ich lege mich hin.«
»Wann ist das losgegangen, Q?«, fragte Jake, als ich aufgelegt hatte.
Kam es darauf an? »Vor einer Stunde vielleicht, oder etwas früher.«
»Bist du sicher, dass wir nicht sofort in ihre Praxis fahren sollten?«
»Ich kenne die Prozedur. Wenn es wirklich nötig ist, gehe ich zu ihr, versprochen.«
Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Ich legte mich wieder aufs Sofa. Jake brachte mir das Abendessen auf einem Tablett. Wir aßen schweigend. Es kam noch zu einem weiteren kurzen, aber dramatischen Aufenthalt im Bad, doch danach hörte das Geschehen auf. Eine Weile lag ich lesend auf dem Sofa, ich hatte mich für ›Mord im Pfarrhaus‹ entschieden. Aber schließlich ging auch Miss Marple zu Bett und ich mit ihr, an dem feinen Halscollier fingernd – drei winzige Diamanten an einer Goldkette –, das Jake mir letzte Woche geschenkt hatte. Ein Stein für jedes Baby – Erdnuss, Flocke und Juwel.
Zu meiner eigenen Überraschung schlief ich die ganze Nacht durch und wachte erst von dem surrenden Geräusch der Kaffeemühle auf. Die Handtücher unter mir waren trocken. Ich bewegte mich im Zeitlupentempo, setzte mich auf, stellte mich hin. Jake hörte mich, eilte an meine Seite und griff mir unter den Arm, als wäre ich fünfundneunzig Jahre alt.
»Liebling.« Ich versuchte zu lächeln, doch es gelang mir nicht. Seine Besorgtheit, so gut sie auch gemeint war, nervte mich. »Ich werde schon nicht zerbrechen«, sagte ich, vielleicht deshalb, weil ich es längst war. Jake verließ das Zimmer.
Ich wusch mir das Gesicht und starrte in den Spiegel.Dunkle Augenringe, ein fahles Antlitz. Dann kämmte ich mein Haar, putzte mir die Zähne und zog ein schlabberiges marineblaues Velourkleid an. Als ich aus dem Bad kam, war der Tisch bereits gedeckt. Jake hatte Rührei gemacht, und goldgelbe Scheiben Toast warteten auf mich, in eine Leinenserviette mit dem Monogramm
AP
gekuschelt wie Babys in ein Tuch.
Er schenkte mir Kaffee ein. Entkoffeiniert natürlich, aber erstaunlich gut. »Willst du die Ärztin anrufen, bevor du etwas isst?«, fragte er.
Es war noch nicht mal sieben. »Ich warte noch ein paar Minuten«, sagte ich. Wir aßen gemütlich, lasen Zeitung und tauschten Teile der ›New York Times‹ und des ›Wall Street Journal‹ aus. Zweimal sah Jake auf, als wollte er sagen:
Jetzt – ruf jetzt an.
Ich zog das Frühstück derart in die Länge, dass Frau Dr. Frumkes mich anrief. »Was ist geschehen?«, fragte sie.
Ich beschrieb meine unspektakuläre Nacht, hörte zu und legte wieder auf. »Sie will mich vor den anderen Patienten sehen«, sagte ich. Jake wollte etwas erwidern, doch ich unterbrach ihn. »Du musst nicht mitkommen. Ich weiß, dass du heute eidesstattliche Aussagen aufnimmst.«
»Darum kann sich ein Kollege kümmern.« Die Enttäuschung war ihm deutlich anzumerken. »Ich will bei dir sein.«
Mit Jake an meiner Seite würde es schwerer sein. Ohne ihn könnte ich eher die starke Frau mit dem unerschütterlichen Mut spielen. »Ich werde schon nicht zusammenbrechen. Das
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