Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
nicht von Hackfleisch unterscheiden. Arthur Weiner in Westport, das war genauso unvorstellbar wie Müll in den Straßen unserer schmucken Vorstadt.
»Okay, das ist jetzt zwar reine Theorie«, sagte er, als wäre ihm gerade in diesem Augenblick eine Idee gekommen. »Wie wär’s, wenn du dein Haus verkaufst und wir unsere … Gelder … zusammenlegen und gemeinsam etwas kaufen und ich meine Profite … für die Zukunft anlege?« Ich wartete auf mehr. »Vielleicht bekommen wir ja die Wohnung, die wir in meinem Gebäude besichtigt haben.«
Ach, wirklich.
»Die, von der Quincy und Jake träumen?«
»Vergiss das – daraus wird nichts«, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich weiß aus sicherer Quelle, dass der Vorstand der Ansicht ist, dass es zwischen den Blues, den Maklern und dem Vormund der alten Dame eine geheime Absprache gegeben habe. Sie wurden abgelehnt. Die paar Kröten, die sie zahlen wollten, lagen weit unter dem Marktwert. Schlecht für das Gebäude, wenn man so was erst einreißen lässt. Das drückt den Wert des Eigentums aller anderen. Wie auch immer, wenn irgendwer den Zuschlag bekommt, dann sollte es einer der Bewohner sein.« Mit jedem Satz färbte sich sein Gesicht in einem noch dunkleren Rot.
»Kannst du diese geheime Absprache beweisen?«, fragte ich.
Arthur winkte ab. »Hör mal, ich habe mir das alles gut überlegt – wir könnten die Wohnung kaufen, sie mit Profit wieder veräußern und uns etwas viel Größeres und Besseres anschaffen. Wie ich schon sagte, wir zwei sind ein Paar. Sonny und Cher, Liz Taylor und Richard Burton, Bonnie und Clyde.«
Schweiß sammelte sich in meinem Ausschnitt. »Sind diese Leute nicht alle geschieden oder tot?«
»Jules, was erwartest du von mir? Soll ich vor dir auf die Knie gehen?« Arthur wirkte entnervt, und offen gesagt, wer konnte es ihm verdenken, so wie ich an seiner Kette zerrte. »Wichtig ist doch nur, dass wir jetzt ein Duo sind.«
Es war Jahre her, seit mir ein Mann auch nur hässlichen Schmuck geschenkt hatte. Dieser Ring war scheußlich und unbedeutend, aber er war eine Einladung. Ich lehnte mich zurück und sah mein fast volles Glas Champagner an. Was glaubte ich denn, wer ich war?
»Die Sache ist die, Artie, wir sind mehr als ein Duo«, sagte ich leise und blickte ihm in die dunkelbraunen Augen. »Wir sind ein Trio.«
Er sah verwirrt drein, dann plötzlich seltsam erfreut. »Du willst einen Dreier?«
»Muss ich es dir erst buchstabieren? Ich bin schwanger.«
»Du bist
was?
«
»Du hast mich schon verstanden.«
»Das ist nicht witzig, Jules.«
»Nein, ist es nicht.«
Schock und Verwirrung verzerrten seine Gesichtszüge, als er sich vom Tisch zurücklehnte, und auch von mir. »Du kannst noch Kinder kriegen?«
»Ja, du Scheißkerl, und es ist von dir.«
Carmine war zur Stelle und brachte Arthur wieder zu sich, nachdem dieser ohnmächtig geworden war.
Ich öffnete ein Auge und sah, wie Jake seinen Blick über die Leichen von einem Dutzend Luftballons schweifen ließ. Es sah aus, als wäre ein Lachsschwarm in unsere Wohnung geschwemmt worden und hier verendet. »Q, hat es einen Terrorangriff gegeben?«
Ich zog mir die Häkeldecke meiner Großmutter, deren Gelb längst zu einem Beige verblichen war, über den Kopf und streichelte Fanny den Rücken. »Hat es«, murmelte ich. »Und ich bin die Terroristin.«
Er kam zum Sofa herüber und legte sich neben mich. Jake ist ein Glutofen, und ich konnte seine Wärme sogar durch die fusselige Decke spüren. »Ich wäre zu gern hier gewesen und hätte dir bei der Ermordung der Luftballons zugesehen.«
»Bestimmt nicht«, sagte ich. Nach dem Telefonat mit Horton und nachdem ich geschrien, geflucht und geweint hatte, attackierte ich jeden einzelnen Luftballon, bis er kapitulierte. Während ich darauf einschlug und einstach, stellte ich mir vor, es wären die Mitglieder des Vorstands, die uns ohne Begründung eine Abfuhr erteilt hatten. Und die beiden letzten Luftballons waren Jules und Arthur, denen ich es mit einer Rasierklinge gab. Dabei hatte ich mir dann in den Daumen geschnitten.
»Wollen wir über Plan B reden?«, fragte Jake nach ein paar Minuten. Er strich mir besänftigend übers Haar.
»Nein.« Das Wort kam wie ein Stöhnen heraus. Ich hatte nicht mal mehr die Energie zum Schnauzen.
»Soll das heißen ›Nein, später‹ oder ›Nein, niemals‹?« Ich antwortete nicht. Ehe ich zu einer Antwort bereit war, musste ich erst mal ordentlich vor mich hin
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