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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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zu warten, bis wir versuchen würden, ein zweites Kind zu bekommen.
    »Ausgeklinkt?«, sagte er, und sein Gesicht lief rot an. Im Zeitlupentempo neigte er den Kopf, als wollte er unser Esszimmerbegutachten. Für diesen Abend hatte ich rosa Tulpen auf den Tisch gestellt, Kerzen angezündet und mir richtig Mühe gegeben. Ich hatte den Kronleuchter gedimmt, und auf dem Sideboard stand eine funkelnde Kristallschale voll Brombeeren, die ich mit selbst gebackenen Biscotti servieren wollte. »Wer, glaubst du, ermöglicht all das hier?«
    Ich schmiss meine Serviette hin, rannte ins Schlafzimmer hinauf, knallte die Tür zu und warf mich aufs Bett. Nicht mal unsere weiße samtweiche Daunendecke schlug ich zurück, auch wenn ich die Kissen wegstieß, damit die Zierbezüge keine Make-up-Flecken abbekamen.
    Ich lauschte, ob Xander mir nach oben gefolgt war, doch ich hörte keine Schritte. Ich zwang mich, einmal ganz tief einzuatmen und mich an Autumn Rutherfords Lektion von heute Morgen zu erinnern. »Zum jetzigen Zeitpunkt können Sie nichts falsch machen«, hatte sie in mein Ohr gesungen, während ich auf dem Laufband trainierte. »Gehen Sie Risiken ein. Selbst das, was sich als falsch erweist, wird sich selbst richten. Nehmen Sie eine Es-kommt-wie-es-kommt-Haltung an, und das, was kommt, wird tatsächlich gut sein. Ihr Leben hat ein grenzenloses Potenzial. Ziehen Sie jede Gelegenheit in Betracht.«
    Autumns Aussagen hatten vernünftig geklungen, als ich sie heute Morgen hörte. Ich wollte ihr glauben. Ich putzte mir die Nase, tupfte die Tränen ab und versuchte, mich an das Wesentliche der restlichen Lektion zu erinnern. »Vielleicht wurden Sie in der Vergangenheit verletzt und finden es schwierig, den Menschen zu vertrauen. Aber lassen Sie das Misstrauen nicht die Oberhand gewinnen«, lautete eine ihrer Weisheiten. Ich hatte noch einen langen und beschwerlichen Weg vor mir, wenn ich die Höhen der Selbstverwirklichung erreichen wollte.
    Also beschloss ich, mir auch gleich die Lektion für den nächsten Tag anzuhören. Ich nahm meinen iPod vom Nachttischund steckte die Kopfhörer in die Ohren. »Sehen Sie in den Spiegel«, trällerte Autumn. Ich stand auf und trat vor den Spiegel. »Wer ist das? Ein Star auf dem Weg zum Ruhm! Das Glück scheint schon auf Sie!« Es blieb mir nichts übrig, als ihr einfach zu glauben, denn ich sah aus, als hätte ich einen Halbmarathon hinter mir, und nicht nur einen kurzen Heulkrampf.
    Ich sah ein, dass ich eine verwöhnte Zicke war. Xander sorgte auf das Luxuriöseste für uns, hatte aber kaum Zeit, irgendetwas davon selbst zu genießen. Ich sollte besser mein Make-up auffrischen, ehe ich wieder zu ihm ging. Doch zunächst wollte ich noch etwas in meiner psychologischen Reha schwelgen.
    »Sehen Sie Ihr Leben als einen Urlaubsschmöker, der so pikant ist, dass Sie es kaum erwarten können, umzublättern und zu lesen, welches spannende Abenteuer die Heldin als Nächstes erwartet. Werden Sie diese Heldin. Schreiben Sie Ihre eigene Geschichte. Gestalten Sie diese ganz so, wie Sie wollen.«
    Ich schloss die Augen und versuchte, mich selbst auf einen waghalsigeren Weg zu führen. Doch ich kam nicht weiter als bis zu meiner eigenen Haustür, die ich erst vor Kurzem in Himmelblau gestrichen und mit einem glänzenden Messingklopfer versehen hatte. Vielleicht musste ich größer denken. Aber mal abgesehen von meinem quasi unter null liegenden Selbstbewusstsein fand ich mein Leben schon ziemlich perfekt: Dash, der Wohlstand unserer Keaton AG und natürlich Xander, auch wenn ich wünschte, er wäre   – wie Autumn sagen würde   – präsenter in unserem Leben. Tja, mein Urlaubsschmöker würde wohl schon am Tag seines Erscheinens auf dem Tisch mit den Restposten landen und von keinem Kritiker besprochen werden, nicht mal in irgendeinem der unzähligen Blogs im Internet. Und verfilmt werden würde er ganz bestimmt nicht!
    Ich öffnete die Augen und sah, dass der Anrufbeantwortermeines Telefons blinkte. In der ersten Nachricht ging es um einen Job bei einer großen Werbeagentur, den ich zwar ehrbar fand, aber langweilig. Mein Aufgabengebiet wären Bodenbeläge, und die Herausforderung würde darin bestehen, die Swiffer-Generation, wie mein potenzieller Chef im Vorstellungsgespräch die Leute vermutlich meines Alters genannt hatte, vom Wert guten Parketts unter ihren Füßen zu überzeugen. Der Anruf kam aus der Personalabteilung. »Wunderbare Neuigkeiten!«, jubelte die Frau. »Mrs Keaton, wir freuen

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