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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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und während ich darauf wartete, dass mein Gebräu zu köcheln anfing, suchte ich nach Mini-Marshmallows   – was meinem Kochlehrer wohl endgültig einen Herzinfarkt beschert hätte.
    Ich spürte, dass Jamyang jede meiner Bewegungen mit wachsamem Blick beobachtete. Könnte ich, die ich gut zehn Jahre älter war als Jamyang, einfach ans andere Ende der Welt ziehen, ohne mit der Sprache und den Gebräuchen, dem Geld und dem öffentlichen Nahverkehr vertraut zu sein, und auch nur halb so gut zurechtkommen wie sie? Ich kannte die Antwort auf all ihre Fragen. Aber wollte ich tatsächlich wissen, was sie über Xander und mich dachte? Vielleicht war ihr Schweigen auch ein Geschenk.
    »Dash hat heute eine Avocado gegessen«, erzählte sie. »Und zwei Klementinen.« Sie hatte die Sorte volle runde Lippen, die Hollywood-Stars sich machen ließen. Ob Xander das auchaufgefallen war? »Und er kann ein paar schwierigere Puzzles brauchen. Er ist klug.«
    »Danke«, sagte ich und dachte, dass sie sicher meinte, Dash hätte seine Klugheit von Xander, und nicht von mir. »Ich kaufe morgen welche.«
    »Und neue Pyjamas.«
    Normalerweise trug Jamyang immer weite Pullover über langärmeligen T-Shirts und Leggings und hatte das Haar fest geflochten. Doch an diesem Abend hatte sie ein ärmelloses T-Shirt an, das ihre schlanken Arme zeigte, die durch das ständige Tragen eines heranwachsenden Jungen gut trainiert waren. Ihre Füße waren nackt   – blass und so fein geformt wie die einer Marmorstatue. Ihre Zehennägel waren zu meiner Überraschung in einem trendigen Blutrot lackiert. Warum hatte sie sich diese Mühe gemacht? Oder vielleicht lautete die Frage vielmehr, für wen?
    Fiel auch Xander Jamyang auf, diese in seinem eigenen Haus blühende Orchidee? Wollte sie, dass er sie bemerkte? Ich sagte mir, dass es völlig irrsinnig war, über so etwas nachzudenken. Doch ich konnte nicht aufhören.
    »Bis morgen früh«, sagte sie. »Gute Nacht, Ma’am.«
    »Gute Nacht, Jamyang, träumen Sie etwas Schönes.« Sie drehte sich um und ging lautlos durch den Flur, der zu ihrem Zimmer führte.
    Meine heiße Schokolade war fertig. Ich goss sie in einen fröhlich rot gestreiften Becher und trank sie, während ich im Bett Illustrierte las und auf Xander wartete. Meistens genoss ich all die Fotos der Promis, die Toilettenpapier in einen Kofferraum stopften oder sich absolut termingerecht vor dem Anlaufen ihres Films in ihren Co-Star verliebten. Doch noch bevor ich zu den neuesten Modediktaten kam, waren mir schon die Augen zugefallen. Ich war allerdings ziemlich sicher, dass Xander mir irgendwann später noch einen Gutenachtkuss gegeben hatte.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand er bereits unter der Dusche. »Guten Morgen, Sonnenschein«, sagte er ein paar Minuten darauf und ging in seinen begehbaren Schrank mit dem Stillleben von ordentlich auf Holzbügeln aufgereihten Anzügen   – in Marineblau und Anthrazitgrau. Er wählte einen anthrazitgrauen Nadelstreifen aus und drehte sich dann zu den Krawatten um   – gestreift, gepunktet, mit kleinen geometrischen Mustern und nach Farben sortiert. »Welche Krawatte ist der Lady lieber?« Er hielt zwei hoch, eine blaue und eine blassrote.
    »Eindeutig rot.« Wollte er so tun, als hätten wir gestern Abend keinen scheußlichen Streit gehabt? Fand er, dass ich mich kindisch aufgeführt hatte, und wollte nun großmütig über mein Verhalten hinwegsehen?
    Er begann sich anzuziehen. Weißes, leicht gestärktes Hemd. Diskret gravierte, mattgoldene Manschettenknöpfe. Schwarzer Gürtel aus Eidechsenleder. Handgenähte, perfekt glänzende Lobb-Schuhe, Absätze immer gemacht.
    »Xander, wegen gestern Abend«, begann ich.
    Er nahm seine schmale goldene Armbanduhr aus der mit Samt ausgeschlagenen Schachtel, in der sie jede Nacht ruhte. »Liebling, ich darf mich nicht verspäten.« Er gab mir einen Kuss auf die Wange. Der schwache Zitrusduft seines hundert Dollar teuren Eau de Cologne hing noch im Zimmer, als er gegangen war.
    Es war zehn nach acht. Ich rief die Swiffer-Lady an und erkundigte mich nach den Details des Jobangebots. Das Gehalt war mehr als doppelt so hoch wie das, was ich jetzt verdiente, aber es war natürlich auch für einen Vollzeit- und nicht für einen Teilzeitjob. Sie wollte binnen einer Woche eine Antwort von mir haben. Ich dankte ihr, sagte, dass ich mich schon bald melden würde, und machte mir eine Notiz in meinem Kalender. Ich wusste bereits, dass ich Nein sagen würde, aber

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