Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
überfüllten Diner landeten, denn es gibt keine Tageszeit, zu der New Yorker nicht Bratkartoffeln, Eier und Toast verschlingen. Die Kellnerin führte uns an einen Tisch, und wir rutschten auf die Sitzbänke. Ohne auf die Speisekarte zu sehen, bestellte Jake was zu essen, ich Tee. Wir sahen einander an, zu furchtsam, um glücklich zu sein über das, was geblieben war, zu überwältigt, um etwas zu sagen.
    Das Essen kam, zehn Minuten verstrichen. Jake stocherte in seinem Käseomelette und ließ sich keinen Kaffee mehr nachschenken. Mein Tee wurde kalt. »Ich muss hier raus«, sagte ich.
    Er zahlte die Rechnung und nahm mich fest in den Arm. »Ich fahre mit dir«, sagte er, als wir am Bordstein standen und er ein Taxi heranwinkte. »Ich mache heute frei.«
    »Nein, ich komm schon zurecht.« Trübsal blies ich lieber allein. »Ich fahre nach Hause und lege mich schlafen.« Vielleicht gleich eine ganze Woche lang.
    »Bist du sicher, Q, Liebling?« Als wäre ich aus Pappmaché gemacht, half er mir ins Taxi.
    »Ganz sicher. Ich will einfach nur ins Bett.« Wir gaben uns noch einen Kuss, ehe er die Tür schloss.
    Zu Hause angekommen, warf ich als Erstes eine Decke über die drei Kinderwiegen im Wohnzimmer.

Für manche Paare gilt, dass Gegensätze sich anziehen. Nicht für Xander und mich. Manche Leute sagen, wir sehen uns ähnlich, doch es ist mehr als das. Wir sehnen uns beide sehr nach Organisation, und eines unserer Rituale ist ein vierteljährliches Meeting, bei dem wir Pizza kommen lassen und einen Blick auf unser Leben werfen, so als wäre es die U S-Notenbank . Dank dieser Gipfeltreffen haben wir ein aktuelles Testament (das ich noch ändern muss, damit Talia die Aquamarinohrringe nicht erbt, die sie mir beinahe von den Ohrläppchen gerissen hatte), eine Liste der Bestände unseres Bankschließfachs und Aktenordner voll Unterlagen, die nach Gattung und Art unterteilt sind: Haushypothek, Aktien- und Pfandbrief-Portfolios, Wohltätigkeitsspenden, Steuererklärungen, Wandfarben, beschriftete Privatfotos, DVD- und Bücherlisten sowie Garantiescheine aller möglichen Geräte und deren Benutzerhandbücher. Xander ist Präsident der Keaton AG, und ich bin die Schatzmeisterin.
    Leute, die unsere vielfältigen Besitztümer sehen, glauben vielleicht, dass das alles selbstverständlich sei für uns. Ich dagegen glaube, dass einer der Gründe, warum wir so vom Glück verwöhnt sind, gerade darin besteht, dass wir auch auf die kleinen Dinge achten. Bei uns bekommt jedes i seinen Punkt.
    Gestern war der Erste des Monats, der Tag, an dem ich gewöhnlich einen Blick in meinen Kalender werfe und von den Dutzenden Karten, die ich Anfang des Jahres kaufe, einige schreibe und adressiere, um sie vier Tage vor dem jeweiligen Anlass abzuschicken. Dabei fiel mir auf, dass schon fünf Monate vergangen waren seit unserer letzten Finanzsitzung.Xander hatte das zuletzt angesetzte Meeting abgesagt, da er länger arbeiten musste   – was in letzter Zeit noch öfter vorkam als sonst   –, und ich hatte vergessen, einen neuen Termin festzulegen. Beim Abendessen erinnerte ich ihn daran, dass wieder eins unserer Treffen fällig sei.
    »Dafür habe ich im Moment keine Zeit, Schatz«, sagte er und sah nicht mal auf von seinem Dorsch, Orzoreis und dem gebratenen Spargel mit Asiago-Käse, ein Menü aus meinem Kochkurs, das ich mit einem Eins-minus-Resultat nachgekocht hatte, auch wenn Xander kein Wort darüber verlor. »Nächsten Monat vielleicht.«
    »Aber es ist schon eine Weile her.«
    »Ich habe zu viel zu tun«, erwiderte er, und es hörte sich wie eine Zurechtweisung an. Ich musste wohl schmollend den Mund verzogen haben, denn er blickte mich finster an und fügte hinzu: »Könntest du mich vielleicht mal in Ruhe lassen? Ich brauche einfach etwas Freiraum zurzeit.«
    Seit wann benutzte mein Mann, der schon irritiert war, wenn ich mal von »Schwingungen« sprach, ein Wort wie »Freiraum«? Seine Sätze waren immer mit Wörtern wie aus politischen Analysen gespickt: Konkret! Kontext! Komitee! Koalition! Koinzidenz! Konzertiert!
    »Freiraum wofür?«
    »Wie bitte?«, gab er zurück.
    »Mir kommt es vor, als hättest du dich hier ausgeklinkt.« Ich wusste nicht einmal, warum ich diesen Satz hervorstieß. Es war ja nicht so, als würde es uns an etwas fehlen, Sex zum Beispiel. Wir hatten jeden Dienstag und Donnerstag ein Rendezvous um halb elf und Samstags um halb zwölf, und bei unserem letzten Meeting hatten wir ausgemacht, noch etwa neun Monate

Weitere Kostenlose Bücher