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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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uns, Ihnen den Job anbieten zu können. Rufen Sie mich bitte zurück, gern jederzeit ab acht Uhr morgens.« Der Job begeisterte mich sogar noch weniger, als ich hörte, um wie viel Uhr die fleißigen Bienen dort schon an ihren Schreibtischen saßen. Die zweite Nachricht war von meiner Dekorateurin, die einige historische Landkarten gefunden hatte und sie in Dashs Zimmer aufhängen wollte. Xander hatte vor einigen Wochen erst ein Veto eingelegt gegen ihre Idee, eine Blockhütte nachzubauen. Die letzte Nachricht kam von Winters Jonas von Bespoke Communications. »Chloe, ich würde gern noch ein Gespräch mit Ihnen führen«, sagte er und hinterließ seine Handynummer. Seine tiefe Stimme mit dem gedehnten Tonfall klang verführerisch. »Sie und eine andere Bewerberin sind in der Endrunde.«
    Ich hatte gehofft, meinen 2 4-Lektionen -Crashkurs zur Ego-Reparatur abgeschlossen zu haben, ehe ich wichtige Entscheidungen treffen musste. Wie sollte ich auf historische Landkarten für das Zimmer eines Kleinkinds reagieren? Xander würde sie wahrscheinlich für höchst lehrreich halten. Aber was, wenn Dash anfing, von, sagen wir, Jugoslawien zu plappern, und seine Freunde glaubten, er hätte sich bloß was ausgedacht? Er würde wütend werden, weil er irregeführt worden war, und fordern, auch endlich die Wahrheit über die Zahnfee zu erfahren. Und wenn ich schon wegen historischer Landkarten so zauderte, war ich sicher nicht in der Lage, einen Jobanzunehmen, geschweige denn, mich zwischen zwei Jobs zu entscheiden. Eine geschicktere Bewerberin würde erfreut die eine Stelle gegen die andere   – bessere   – ausspielen, aber dieses Spiel verstand ich noch weniger als Football oder Bridge.
    Ich frischte mein Make-up auf und zog mir das fließende weiße Kleid an, das Xander mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Zuerst ging ich zu seiner Bibliothek, das Rascheln meines Satins war neben dem Ticken der Uhr das einzige Geräusch, das zu hören war. Die Tür zur Bibliothek war geschlossen, es brannte kein Licht, kein scharfer Zigarrenrauch drang auf den Flur. Ich ging weiter, hinunter ins Wohnzimmer, ins Esszimmer. Leer. »Xander«, rief ich, allerdings nicht zu laut, um Dash nicht zu wecken. Als ich ins Erdgeschoss kam, sah ich, dass sein Mantel nicht an der Garderobe hing. Doch aus der Küche drangen Geräusche, und so öffnete ich die Tür und hoffte, dass er dort sein und wir uns mit unseren Entschuldigungen gegenseitig übertreffen würden.
    Aber es war nicht Xander, sondern Jamyang, die sich mit dem Rücken zu mir einen Pfefferminztee kochte. Sie drehte sich um und sah auf, wobei sie sich eine Strähne ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht strich, das wie gemalt wirkte mit den Augen, die dunkler waren als Kohle. »Ich bin gleich fertig«, sagte sie und ließ ein wenig Honig in den grün glasierten Steingutbecher tropfen, den sie in ihrem Zimmer aufbewahrte. Meinte sie, es wäre eine Grenzüberschreitung, wenn sie ihn in unseren Schrank stellte, oder fürchtete sie, dass unsere Dekadenz ihre Reinheit beschmutzen könnte?
    »Kein Grund zur Eile«, sagte ich und hoffte wirklich, sie würde bleiben. Ich hätte gern einmal mit Jamyang geredet; vielleicht nicht wie mit einer Freundin, aber ich wünschte mir zumindest ihren Respekt. Sie hielt mich vermutlich für verwöhnt und nervtötend. In all den Monaten, die sie bei uns war, hatte ich nie ein Gespräch zwischen uns in Gang bringenkönnen, obwohl Jamyangs Wortschatz sich zusammen mit Dashs stark erweitert hatte. Wir tauschten uns stets nur über Praktisches aus.
    »Ja, Ma’am«, erwiderte sie, obwohl ich sie ein ums andere Mal gebeten hatte, mich mit Vornamen anzusprechen, nachdem ich ihr endlich das »Missy Chloe« abgewöhnt hatte.
    Ich sah auf Jamyangs Tee und merkte, dass ich mich nach einem gemütlichen Becher heißer Schokolade sehnte. Mein Kochlehrer dozierte immer, was es für ein Verbrechen sei, irgendetwas anderes als die dunkelste Importschokolade zu benutzen, je bitterer desto besser, mit viel fetter Sahne und Bio-Milch, der er noch Vanille aus der Schote, Zimt und fein gehackten kandierten Ingwer beifügte. Für sein Rezept würde ich eine halbe Stunde brauchen. Doch mein Lehrer war auf der anderen Seite des Flusses im Village und träumte wahrscheinlich schon von einem mit Gänseleberpastete und Trüffeln gefüllten Wildhasen. Ich tat ein Päckchen Swiss-Miss-Kakaopulver in einen Stieltopf, schüttete die fettarme Milch, die noch im Karton war, dazu,

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