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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Preisschilder von den dicken weißen Handtüchern zu entfernen. »Jeweils ein Waschbecken für sie und für ihn«, betonte er triumphierend. »Und die Dusche hat eine Dampfvorrichtung.«
    »Das würde Jake gefallen«, sagte ich, denn ich fühlte mich irgendwie verpflichtet, Horton recht zu geben. »Wo ist das andere Schlafzimmer?«
    »Den Flur entlang.« Wir bogen zweimal um die Ecke. »Ich weiß, es ist nicht groß   …«
    Durch das einzige Fenster sah ich die rußigen Ziegelsteine eines Hauses, das nur zwei Meter weit weg stand. Ich konnte mir nicht vorstellen, hier auch nur einen Philodendron aufzuziehen, geschweige denn ein Kind. Wir gingen ins Wohnzimmer zurück, und Horton holte etwas aus seiner Brieftasche. »Hier ist eine Kostenaufstellung.« Meine Blick wanderte zu der Summe unter dem Strich. Diese Wohnung war kein Schnäppchen. Selbst wenn wir sie zu einem günstigen Preis bekämen, bliebe Jake und mir nicht mehr allzu viel für die laufenden Kosten, zumal ich mit dem Baby keine so großen Projekte wie Maizies mehr annehmen konnte. Ein wohlvertrautes Gefühl der Enttäuschung überkam mich, zusammen mit einer Bitterkeit, die ich nicht einordnen konnte. Ich steckte den Zettel wortlos in die Tasche, und wir verließen das Haus wieder.
    »Sie sind nicht gerade begeistert«, sagte Horton.
    »Wenn ich mich nur begeistern könnte.«
    »Ich mache Ihnen nichts vor, Quincy. Es ist ein solides Haus   – gut finanziert, bodenständige Nachbarn, niedrige Nebenkosten und ein fairer Preis für die Wohnungsgröße.« Er zählte jedes seiner Argumente an seinen fein behandschuhten Fingern ab, sah aber, dass ich nicht überzeugt war. »Sie vergleichen diese Wohnung mit der am Central Park West, nicht wahr?«
    »Wenn wir wegen der Hypothek schon verarmen, will ich mich wenigstens Hals über Kopf in mein neues Zuhause verlieben.«
    Er warf mir einen Blick zu, der nicht unfreundlich war. »Vergessen Sie diese andere Wohnung. Das war eine Gabe der Götter.«
    Die Götter haben’s gegeben. Die Götter haben’s genommen. Ich konnte nicht anders, ich sah da ein Muster. »Wenn wir schon davon sprechen«, sagte ich, während wir weitergingen   – schnell, weil es zu nieseln begonnen hatte. »Ist sie inzwischen verkauft?«
    »Sie ist jedenfalls nicht mehr auf dem Markt. Gerüchten zufolge soll ein Insider seine Hand drauf haben, aber einen Vertragsabschluss hat es noch nicht gegeben.«
    Ich setzte einen Fuß vor den anderen und presste die Zähne zusammen, als Arthur und Jules vor meinem geistigen Auge erschienen. Hand in Hand bewunderten sie die roten, gelben und weißen Blüten, die den Central Park im April wie eine Partydekoration zierten. Das glückliche Paar lehnte sich weit aus dem Wohnzimmerfenster im vierzehnten Stock, um einen besseren Blick auf die Forsythien, die Birnbäume und die Kirschblüten werfen zu können. Da ertönte plötzlich ein markerschütternder Schrei, und ein Körper stürzte, wild mit Armen und Beinen rudernd, in die Tiefe, bis schließlich ein explosionsartiges Krachen folgte.
    Huch. Die seltsamsten Dinge passieren, wenn man sich zu weit rauslehnt,
dachte ich und gab auch meinen anderen Gefühlen einen Namen   – Neid, Eifersucht und Wut.

»Mommy, kommt heute ein Freund zum Spielen?« Das war die erste Frage, mit der Henry, der sich immer interessierter an seinen sozialen Aktivitäten zeigte, auf mich zukam.
    »Nein, heute nicht«, sagte ich, noch benommen.
    »Mommy? Mommy?«
    Wer, glaubt er, liegt in diesem Bett?
Tom hatte schon seit fast einer Woche nicht mehr hier geschlafen. Inzwischen völlig wach, erwiderte ich: »Ja,
Bubbele?
«
    Das zauberte ein Lächeln auf Henrys Lippen. »Ist heute der Tag, an dem wir Tante Jules besuchen?«
    Ich sah auf die Uhr. »Ja. Wir fahren los, wenn der große Zeiger auf der zwölf steht und der kleine auf der acht. Hast du für sie ein Bild gemalt?«
    »Oh, Scheiße   –«
    »Henry Thomas, was hast du gesagt?«
    »Ich meine, oje. Das hab ich vergessen.« Er flitzte aus dem Zimmer und überließ mich der Frage, wie gut Tom wohl in der Lage sein mochte, seinen Ärger runterzuschlucken, wenn ich nicht dabei war. Solange Henry um uns war, schlüpfte Tom in die Rolle seines normalen Selbst. Doch kaum waren wir allein, triefte er so sehr vor falscher Höflichkeit, dass sogar seine Körperhaltung steif wurde.
    Ich brauchte Ferien von diesem Dauerfrost, und so hatten Henry und ich für heute ein Abenteuer geplant. Wir wollten mit der U-Bahn bis Grand Central

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